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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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hielt, an der er sie getroffen hatte. Zudem humpelte sie.
    „Sie bleiben hier!“, ordnete der Zivilbeamte an, während er zu den Handschellen griff, die unter seiner Jacke am Hosenbund befestigt waren. Es dauerte bloß einige Augenblicke, bis Kathrins Hände auf dem Rücken fixiert waren. Im Anschluss wurde sie über ihre Rechte aufgeklärt. Thorsten blinzelte, ihm kam die ganze Situation surreal vor. Er sah sich wieder um, weil er hinter sich Gesprächsfetzen vernahm. Kim und der zweite Beamte hockten vor Enrique und unterhielten sich.
    Langsam schritt Thorsten auf die drei zu.
    „Sie hatten Glück, dass wir vor Ort waren“, erklärte der Beamte in diesem Moment.
    „Du bist verletzt!“, rief Kim aus und sprang auf.
    „Nicht schlimm. Es geht schon“, erwiderte er matt.
    „Der Krankenwagen ist unterwegs“, sie schaute an Thorsten vorbei und deutete auf Kathrin, die von dem Beamten außer Reichweite gebracht wurde. „Wer ist das?“
    Thorsten räusperte sich. „Meine Ex-Frau.“
    Kim starrte ihn an, als käme er von einem anderen Stern. Noch ehe er ein weiteres Wort zur Erklärung loswerden konnte, ertönte ein Martinshorn. Das flackernde Blaulicht kündigte den Krankenwagen an.

Epilog
     
    Mittwoch
     
    Um kurz nach zehn klingelte Thorstens Handy. Da er die Nummer erkannte, nahm er das Gespräch sofort an.
    Joachim Gruber war der Anrufer. Er erklärte Thorsten, dass Kathrin ihr eisernes Schweigen beendet habe, nachdem die Durchsuchung ihrer Zweizimmerwohnung die grausigen Souvenirs ans Tageslicht brachte. Kathrin hatte die abgetrennten Hoden in Klarsichtbeutel gesteckt und mit Zahlen beschriftet, sodass die im Gefrierfach aufgefundenen Geschlechtsteile den Opfern zugeordnet werden konnten. Konfrontiert mit dieser Tatsache, legte sie ein volles Geständnis ab. Auch der Angriff auf den Mann, der überlebt hatte, ging auf ihr Konto.
    Noch immer verstand Thorsten nicht, was in Kathrin vorgegangen war. Wie hatte sie sich so verändern können? Er konnte und wollte nicht glauben, dass sein Outing der Auslöser gewesen war, dass aus ihr dieses Monster wurde. Der Kommissar erklärte ihr Verhalten mit einer tief greifenden Persönlichkeitsstörung. Vermutlich würde sie für unzurechnungsfähig erklärt und nach dem Strafverfahren in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden. Derzeit befand sie sich in Untersuchungshaft. Die Wohnung hatte sie unter falschem Namen angemietet und den Zweitwohnsitz bei den Behörden nicht gemeldet.
    Gruber erkundigte sich abschließend noch nach Thorstens Verletzung. Wahrheitsgemäß erklärte Thorsten, dass die Wunde zwar noch schmerzte, er alles in allem aber glimpflich davongekommen war. Kathrin hätte ihn weit schlimmer treffen können.
    Er danke Gruber für die Informationen und legte auf. Dann sah er zu Enrique hinüber, der auf dem Sofa lag. Das große Pflaster am Haaransatz zeugte von dem Schlag mit dem dicken Stein, den Kathrin ihm verpasst hatte. Neben der Platzwunde, die mit vier Stichen genäht werden musste, hatte er eine Gehirnerschütterung davongetragen.
    „Neuigkeiten?“, erkundigte der sich.
    „Kathrin hat gestanden.“
    „Dann ist ja alles geklärt.“
    „Ja, wie es scheint. Genau zum passenden Zeitpunkt …“
    „Bist du sicher, dass du alleine fahren willst?“
    „Ich bin nicht alleine, Kim ist auch da. Du brauchst Ruhe“, bestimmte Thorsten.
    „Weißt du, was ich mich schon die ganze Zeit frage?“
    „Nein, aber du sagst es mir sicher.“
    „Hat der Bruder deiner Ex sicher nichts mit der ganzen Sache zu tun gehabt? Er muss doch gewusst haben, wohin sie verschwunden ist. Er müsste gemerkt haben, wie sie sich verändert hat.“
    „Selbst wenn – wie sollen sie ihm das nachweisen? Gestern sagte der Kommissar, die Kollegen in Köln hätten Stefan erneut verhört. Er wäre betroffen gewesen und schien ehrlich überrascht, welche Verbrechen seiner Schwester zur Last gelegt werden.“
    „Wann hast du denn mit ihm gesprochen?“
    „Als du geschlafen hast“, erwiderte Thorsten und beugte sich zu Enrique herunter. Er küsste ihn auf die Stirn, darauf bedacht, das Pflaster nicht zu berühren.
    „Du kannst hierbleiben und auf mich warten, wenn du möchtest“, bot er an.
    Enrique lächelte. „Das hätte ich auch ohne deine Einladung getan. So schnell wirst du mich nicht wieder los.“
    „Ich weiß.“ Thorsten richtete sich auf und sah aus dem Fenster. Langsam kam die Wiese wieder zum Vorschein, der Schnee taute. Als ob Kathrins Verhaftung, und
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