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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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denkender und fühlender Mensch wäre imstande, solche Verbrechen zu begehen. Einem anderen das Leben zu nehmen erforderte schon einiges. Die kaltblütige Mordserie war in ihrer Brutalität erschütternd.
    Sie beendeten das Gespräch und Joachim hoffte darauf, dass die Kollegen aus Köln sich zeitnah melden würden und eine aktuelle Personenbeschreibung von Kathrin Jäckels liefern konnten. In der Nachbarschaft müsste sich doch jemand finden lassen, der die Frau oder sogar das geschiedene Paar kannte. Klatsch und Tratsch wären besser als nichts.
    Sollten sich die Beschreibungen der Nachbarn mit den ihm vorliegenden Bildern von Kathrin Jäckels decken, käme sie nicht infrage. Die Suche nach dem Täter ginge von vorne los. Er kam sich vor, als müssten sie die Nadel in einem zehn Meter hohen Heuhaufen finden und er hoffte mehr als je zuvor, dass ihm der Zufall in die Hände spielen würde.
    Die Zivilbeamten, die sich unter die feiernde Menge im A1 mischen sollten, waren nach einem kurzen Gespräch mit Joachim aufgebrochen. Er hatte angemerkt, dass er die Personenbeschreibung an sie weiterleiten würde, sobald er sie bekäme. Als der Beamte sich schließlich meldete, war es weit nach acht.
    „Wir haben eine Nachbarin ausfindig gemacht, die glaubte, sehr genaue Angaben zu der Gesuchten machen zu können.“
    „Klingt gut. Was habt ihr?“
    „Die Rentnerin Margarethe Pohl wohnt eine Etage über den Jäckels und hat in der letzten Zeit nur den Bruder gesehen. Sie sagte, sie wüsste nicht, wohin Kathrin Jäckels verschwunden wäre, aber diese hätte sich auch eigenartig verhalten, seit ihr Mann ausgezogen wäre.“
    „Was heißt denn eigenartig?“, fragte Joachim nach.
    „Eigenartig definierte sie damit, dass sie vor ein paar Monaten aufgehört hätte, zu arbeiten. Zudem wäre sie auch nicht mehr täglich zum Laufen rausgegangen. Sie erklärte, Kathrin Jäckels habe ungepflegt gewirkt. Sehr blass sei sie gewesen, als wäre sie krank. Nach einigen Wochen, die sie alleine in der Wohnung lebte, sei dann ihr Bruder bei ihr eingezogen.“
    „Konnte sie sagen, ob Frau Jäckels zugenommen hat?“
    „Nein. Frau Pohl konnte das nicht eindeutig beantworten. Vielleicht einige Kilo, doch genau könnte sie das nicht abschätzen, weil es ja kalt und die Jäckels immer dick angezogen gewesen wäre.“
    „Blöd“, rutschte es Joachim heraus.
    „Also, Frau Pohl hat ausgesagt, dass die junge Frau immer verschlossener geworden wäre, bis sie schließlich nicht mehr gegrüßt und ihren Blick stets auf den Boden gerichtet hat.“
    „Das ist ja nicht so auffällig.“
    „Nein. Die Rentnerin begann zu spekulieren, dass Kathrin Jäckels bestimmt unter Liebeskummer leidet und vielleicht auch Depressionen hätte, weil ihr Mann sie von heute auf morgen sitzen ließ. ‚Dat hübsche Mädche‘ wäre doch nur noch ein Schatten gewesen – sagte sie.“
    „Und seit wann hat sie Frau Jäckels nicht mehr gesehen?“
    „Das konnte sie nicht genau sagen. Einige Wochen wären es bestimmt schon her. Kathrin Jäckels war plötzlich weg. Nicht ausgezogen, mit Kisten und Möbelpackern, sondern einfach ‚jegange‘.“
    „Welche Beschreibung hat sie euch geben können?“
    „Die Größe, die sie gezeigt hat, kommt auf über eins siebzig hin. Die blonden Haare hätte sie immer schulterlang gehabt.“
    „Sonst nichts?“
    „Nein, tut mir leid, Kollege. Mehr haben wir nicht.“
    „In Ordnung. Trotzdem danke.“
     
    Die Angaben stimmten mit dem überein, was sie schon durch den Personalausweis und das Lichtbild wussten. Wirklich weiter half Joachim die Aussage der Nachbarin nicht. Die Möglichkeit, dass Kathrin Jäckels tatsächlich ein paar Kilo mehr auf den Rippen haben könnte, als die Aufnahme vermuten ließ. Die Beschreibung traf vermutlich auf einige Frauen zu, dennoch übermittelte Joachim die allgemeinen und eher dürftigen Angaben an die Kollegen in Zivil. Was der Abend und die Nacht brachten, war nicht abzuschätzen.
     
    ***
     
    Thorsten blieb eine Zeit lang bei Enrique an der Theke sitzen. Während er selbst sich ‚normales‘ Bier gönnte, trank Enrique alkoholfreies Weizen. Sie unterhielten sich und einem Außenstehenden wäre vermutlich nicht aufgefallen, dass Enrique dabei weiterhin die Leute beobachtete, die in die Disco kamen. Thorsten bemerkte wiederholt, dass ihn anerkennende Blicke streiften. Es schmeichelte ihm, wirkliches Interesse an einer neuen Bekanntschaft hegte er allerdings nicht. Sein Leben war schon chaotisch
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