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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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besitzergreifend an den knackigen Hintern packen. Was machte es da, wenn er ein paar Mahlzeiten ausließe?
     
    Thorsten hatte allerdings nicht mit Kim gerechnet, die ihm eine Schüssel Müsli aufzwang. Sie machte ihm klar, dass sie ihn nicht aus dem Haus, geschweige denn zum Krankenhaus fahren lassen würde, wenn er nicht alles aß. So schob er sich widerwillig einen Löffel nach dem anderen in den Mund, während Kim wie ein Wachhund neben ihm saß. Er kaute und schluckte mechanisch, überlegte dabei, ob er Gruber wirklich ein paar Informationen entlocken konnte. Hatte er nicht irgendwie ein Recht darauf zu erfahren, ob die Ermittlungen vorankamen? Von der gesetzlichen Seite aus sicherlich nicht, aber menschlich betrachtet?
    Um seinem Schuldbewusstsein und den Fragen in seinem Kopf aus dem Weg zu gehen, konzentrierte er sich auf seine Wut. Thorsten überlegte, was für ein Mensch das war, der scheinbar wahllos Männer umbrachte. War jeder von ihnen am falschen Ort zu falschen Zeit gewesen oder verband sie etwas? Hatten sie sich gekannt, wenn auch nur vom Sehen?
    Missmutig ließ er den Löffel in die Schale fallen, als er bemerkte, dass der Fragenkatalog in seinem Kopf keine Ruhe gab. Je mehr er nachdachte, umso größer wurde dieser. Er blickte zu Kim, die einigermaßen besänftigt aussah.
    „Ich habe gegessen. Können wir jetzt also fahren?“
    „Ja, auch wenn es noch etwas früh ist.“
    Kaum saßen sie im Auto, da sprach Thorsten das aus, was ihm auf dem Herzen lag.
    „Ich danke dir, dass du mitkommst.“
    „Nein. Das ist Quatsch. Ich bin diejenige, die sich bedanken muss, weil du mich mitnimmst und mir die Möglichkeit gibst, mich von ihm zu verabschieden.“
    Er brachte ein zaghaftes Lächeln zustande, ehe er widersprach. „Das ist kein Quatsch. Ich glaube, alleine würde ich das nicht durchstehen“, gestand er.
    „Du bist ja nicht allein. Und wenn ich meinen ganzen Jahresurlaub verbrauche, ich lasse dich jetzt nicht im Stich. Gemeinsam schaffen wir das schon.“
    Er nickte zustimmend und war froh, dass er Urlaub machen konnte, wie es im beliebte. Er konnte sich im Augenblick nicht vorstellen, in einem Unternehmen zu sitzen und sich mit dessen Problemen zu befassen. Seine Welt stand Kopf, da war es gut, dass er sich diese Freiheit nehmen konnte.
    Es war ungemein beruhigend, dass er als selbstständiger Unternehmensberater sein eigener Herr war. Was ihm wiederum gestattete, sich seine Zeit einzuteilen, wie er es wollte. Glücklicherweise hatte er aktuell keinen größeren Kunden und konnte sich freinehmen, wie es ihm beliebte.
     
    Thorsten zitterte leicht, als sie das Foyer betraten. Sie waren über eine halbe Stunde zu früh und die Wartezeit verstärkte seine Nervosität noch. Er hatte noch nie einen Toten betrachtet, trotzdem wollte er nichts mehr, als Martin zu sehen und ihn um Verzeihung zu bitten. Kim war nicht weniger unruhig als er selbst, versuchte allerdings ihre Aufregung vor Thorsten zu verbergen. Er sah es ihr dennoch an. Wie sie wiederholt die Haare hinters Ohr strich, die Hände knetete und auf der Unterlippe kaute. Schließlich überredete sie ihn dazu, draußen eine Zigarette zu rauchen. Thorsten fand den Geschmack weiterhin unangenehm, weshalb er den Glimmstängel nach einigen Zügen ausdrückte. Er wartete auf Kim und zusammen traten sie zurück in die Halle, da es draußen eindeutig zu kalt war.
    Gruber kam schließlich um fünf vor Elf durch die Drehtür, die Thorsten nicht aus den Augen gelassen hatte. Inzwischen war er so nervös, dass er die Begrüßung schlicht vergaß.
    „Danke, dass Sie es pünktlich geschafft haben.“
    Gruber nickte. „Guten Morgen. Würden Sie mir Ihre Begleiterin vorstellen, Herr Klein?“
    „Oh, natürlich. Das ist Kim Fischer.“
    Sie reichte Gruber die Hand. „Danke, dass Sie es mir ermöglichen, mich von Martin zu verabschieden.“
    Gruber nickte wieder. „Sind Sie bereit?“
    Thorsten atmete tief durch, während Kim zustimmte. Wie konnte man für so etwas überhaupt bereit sein?
    Gruber ließ sich von der Frau an der Information einen Schlüssel aushändigen. Anschließend führte er sie durch eine Tür, die er aufschließen musste. Von dort liefen sie weiter und schließlich durch einen Gewölbekeller. Thorsten fühlte sich unbehaglich. Es war irgendwie unheimlich.
     
    Schweigend liefen sie nebeneinander her. Der Geruch im Keller des Krankenhauses war sehr eigentümlich. Der Raum, in den der Kommissar sie führte, war von oben bis unten gefliest
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