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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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Hull oder sein Zombie sich entschließen konnten, mich anzugreifen. Nur dass nichts dergleichen passierte. Im Durchgang blieb es still.
    Irgendwann hörte ich dann ein leises Scharren. Dann wieder Stille. War er seinerseits in Deckung gegangen? Na fabelhaft. Dann waren wir jetzt also zu zweit, jeder von uns in seinem kleinen Versteck, und jeder wartete darauf, dass der andere die Initiative ergriff. Einfach fantastisch.
    Als ich mich umsah, blieb mein Blick an einer Feuerbrücke über mir hängen. Ich überprüfte meine Kleidung. Weinrotes T-Shirt, Umstandsjeans, dunkelblaue Laufschuhe. Alles dunkel. Gut.
    Ich hob vorsichtig einen Karton von dem Stoß auf der Seite, die der Verfolger nicht sehen konnte. Er war schwer und wirkte stabil, zum Recycling bestimmt; wahrscheinlich waren Zeitungen oder Zeitschriften drin. Ich stieg darauf und griff nach der Feuerbrücke. Ein schneller Ruck, um zu überprüfen, wie fest sie war; dann zog ich mich hinauf. Was mit Zwillingen an Bord gar nicht so einfach war.
    Oben ging ich in die Hocke und lauschte. Im Durchgang rührte sich nichts.
    Ich schob mich vorwärts, wobei ich alle paar Zentimeter innehielt, um die Umgebung abzusuchen. Alles blieb still. Ich hatte das andere Ende fast erreicht, als ein Geruch vorbeitrieb.
    Es roch wie … Nein, das war vollkommen unmöglich.
    Ich sah nach unten und entdeckte Nick, der mit verschränkten Armen dort stand und zu mir hinaufstierte.
    »Kommt dir das ungefährlich vor, Elena? Auf rostigen Feuerbrücken rumzukriechen?«
    »Du … du …«
    »Müsstest im Bett liegen, nachdem du mich mit einer Haarbürste niedergeschlagen hast?« Er schnaubte. »Wenigstens hast du mich dieses Mal nicht angeschmiert.«
    »Es tut …«
    »Mach, dass du da runterkommst.«
    Seine Stimme klang streng, aber er half mir beim Herunterklettern. Als er mich abklopfte, fiel mir ein, dass Nicks Gegenwart bedeutete …
    »Jeremy und Antonio«, sagte ich. »Wo sind sie?«
    »Im Hotel und hoffentlich noch mit Clay beschäftigt in dem Glauben, dass wir in der Bar sitzen und vor der Abreise noch etwas essen.«
    »Ich hab dich also gar nicht …?«
    »Niedergeschlagen? Nein, diesmal habe ich dich getäuscht. Nur fair.«
    Er nahm mich beim Ellenbogen und zog mich in den Durchgang hinaus. Ich sträubte mich in der Gewissheit, er würde mich zum Hotel zurückzerren wollen, aber er wandte sich in die Richtung, in die Jaime und Rose gegangen waren.
    »Aber woher hast du …«, begann ich.
    »Gewusst, wo du steckst? Hör auf, Elena. Clay könnte den Arm verlieren, ihr beide könntet eure Kinder verlieren, aber beides könnte man verhindern, wenn man Hull erwischen würde. Nur, dass Jeremy nach Hause fahren will. Und dann sagt Jaime, sie kann Hull finden. Und du findest eine Entschuldigung, um allein mit ihr zu reden. Man braucht keinen Hochschulabschluss, um sich das zusammenzureimen.«
    Wir hatten das Ende des Durchgangs erreicht. Er wandte sich nach Süden.
    »Nick, ich kann nicht ins Hotel zurück. Es tut mir leid, aber …«
    »Wenn ich dich zurückholen wollte – bildest du dir ein, ich hätte mich dann erst über den Kopf hauen lassen? Aber dieser Zombie ist hier entlanggegangen.«
    »Nick, ich möchte nicht, dass du da mit rein …«
    »Halt den Mund. Ich bin schon sauer genug, dass du mir nie genügend vertraust, um mir zu sagen, was du vorhast.« Er schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab, als ich protestieren wollte. »Ich weiß, du willst mich nicht in Gefahr bringen, aber ich bin alt genug, um das selbst zu entscheiden. Worauf ich rauswill, ich bin jetzt schon sauer, also mach’s nicht noch schlimmer damit, dass du jetzt versuchst, mich nach Hause zu schicken. Jetzt, wo ich schon mal hier bin, bleibe ich auch. Du brauchst mich.«
    Ich sah zu ihm auf. »Danke.«
    Er nickte, dann deutete er die Straße hinunter. »Sie sind da irgendwo. Lass uns losgehen und dieses Schwein finden.«
     
    Jaimes Gesichtsausdruck nach zu urteilen, als sie mich mit Nick zusammen auftauchen sah, war sie zu erleichtert, um auch nur nachzufragen. Vermutlich heilfroh darüber, dass jetzt eine Person zu diesem Sondereinsatzkommando gehörte, die einen besseren Kämpfer abgab als eine Nekromantin, eine schwangere Werwölfin und ein Zombie, der eine Spur von Körperteilen hinterließ.
    Nick übernahm es, Rose zu stützen, und wir gingen weiter.
    »Wir sind gleich da«, gackerte Rose, während sie Nicks Arm losließ und beinahe auf die Einmündung eines Durchgangs zurannte. »Er ist
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