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Blumenstrauss

Blumenstrauss

Titel: Blumenstrauss
Autoren: Ashan Delon
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Ich bin versucht, meinem Auftraggeber die Bilder zu entziehen, weil ich es nicht ertragen könnte, wenn sich jemand anderer in diesen Blick verliebt.“
    Wieder schluckte Simon.
    Max gab sich innerlich eine Ohrfeige. Er hatte sich schon bei den ersten Blumensträußen irgendwie seltsam gefühlt. Ein merkwürdig prickelndes Gefühl, das er erst losgeworden war, nachdem er die ganzen Rosen in der Tonne hinter dem Haus entsorgt hatte. Doch nun war ein weiterer Strauß aus roten Rosen in seiner Wohnung und schien ihn abermals zu betören.
    Lag es an dem Duft der Blumen, dass er so dummes Zeug redete?
    Nein. Es war nicht unsinnig. Es war genau das, was er fühlte.
    Simons Blick lag auf der Hand, an der er noch vor wenigen Stunden den Ring getragen hatte, der nun tief in einer Schublade in seinem Schlafzimmer vergraben war. Max verzog schmerzlich sein Gesicht.
    Er holte tief Luft. „Du gibst im Moment ein ziemlich köstliches Bild ab“, sagte er. Seine Stimme wurde dabei immer tiefer. „Ein Motiv, das ich gerne für die Ewigkeit festhalten würde. Aber ich denke, bevor du dir den Tod holst, solltest du deine nassen Sachen ausziehen und …“ Er verstummte, als ihm klar wurde, dass man diese Aussage auch falsch verstehen konnte. Schon einmal hatte er Simon verschreckt und ihn förmlich in die Flucht geschlagen. Vorsichtig näherte er sich ihm, nahm ihm das Handtuch aus der Hand und legte es Simon um den Hals. „Ich war enttäuscht“, gab er leise zu und suchte den Blick des anderen. Er wollte diesen sanften Augen ganz nahe sein, in ihnen versinken, sich verlieren, sich ihnen hingeben. Seine Knie wurden weich und seine Finger krallten sich in den Frotteestoff, den er immer noch in den Händen hielt. Behutsam zog er Simon an dem Handtuch näher zu sich heran. „Auch wenn es töricht war, zumal wir beide uns überhaupt nicht kannten. Aber vom ersten Moment an, als du vor meiner Tür standest und ich in deine Augen gesehen habe, wollte ich nur eines.“ Simons Zungenspitze leckte hastig über seine Lippen. Obwohl er nass bis auf die Haut war, fühlten sich seine Lippen trocken und spröde an.
    „Was?“, hauchte Simon, als Max verstummte und nicht weitersprach.
    Max zog ihn mit dem Handtuch noch näher an sich heran. Ihre Lippen befanden sich nur noch Millimeter voneinander entfernt. Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe. Max spürte das heftig pochende Herz des Floristen, da seine Hand dessen Brust berührte. Er vernahm den schnellen Atem und sehnte sich plötzlich danach, ihn über seine Haut streichen zu lassen.
    „Dich küssen“, antwortete Max, zog Simon die letzten Millimeter zu sich und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Er spürte, wie Simon bei der Berührung ihrer Lippen zusammenzuckte. Ihm war auch nicht entgangen, wie er sich unwillkürlich verkrampfte, als er diese letzte Distanz zwischen ihnen überwand. Doch rasch löste sich diese Anspannung. Lippen entspannten sich, und als er eine Hand zaghaft auf seiner Hüfte spürte, ging eine Welle der Erleichterung und des Glücks durch ihn hindurch.
     
    *   *   *
     
    Simon wusste selbst nicht, warum er plötzlich an diese kitschigen Comics denken musste, in denen sich Silvesterraketen entzündeten und in gigantischen, atemberaubenden Lichtspektakeln am Himmel verpufften, sobald sich die Protagonisten zum ersten Mal küssten. Aber genauso empfand er in dem Moment, als sich ihre Lippen trafen.
    Es war so wunderbar, so ergreifend, so erlösend, Max' Lippen auf seinen zu fühlen. Seine Wärme in sich aufzunehmen und seinen heißen Atem an der Wange zu spüren, erfüllte ihn mit prickelnder Erregung. Seine Lider schlossen sich automatisch, um dieses Gefühl gänzlich und ohne jede Ablenkung in sich aufnehmen zu können. Max roch unheimlich gut. Eine Mischung aus Meeresbrise und Sonnenuntergang, leicht herb und würzig, verlockend und anziehend. Eine Mischung, die all seine Sinne betäubte und seine Knie weichwerden ließ. Er wagte es, einen tiefen Atemzug von dem Duft zu nehmen. Ein Kribbeln machte sich in ihm breit. Er bemerkte gar nicht, wie seine Hand sich auf Max' Hüfte legte. Erst als sich dieser mit einem kaum hörbaren Stöhnen enger an ihn schmiegte, und er warme Fingerspitzen an seinem Hals spürte, wurde ihm das bewusst.
    Dieser Moment darf nie wieder aufhören , dachte er sehnsüchtig. Es war wie ein Traum. Nur nicht blinzeln oder gar die Augen öffnen.
    Max' Lippen fühlten sich so gut an. Von ihnen ging eine wohltuende Hitze aus, die sich
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