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Blumenstrauss

Blumenstrauss

Titel: Blumenstrauss
Autoren: Ashan Delon
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überkam ihn aber immer mehr ein schmerzhaftes Gefühl?
    Warum wurde der Klumpen in seinem Bauch immer größer, dicker, härter, schwerer und kälter?
    Warum schmerzte ihn die Erinnerung an Max' Gesicht, als dieser die Sachlage begriff, immer mehr, je länger er darüber nachdachte?
    Ein eiskalter Schauder ließ ihn frösteln. Dass sich vor den großen Schaufensterscheiben seines Ladens das Wetter verschlechterte, es kühler und windiger geworden war und sich dicke Wolken über den ohnehin schon trüben Himmel geschoben hatten, hellte seine Stimmung nicht gerade auf. Und kaum, dass er daran dachte, dass der Regen noch fehlen würde, begann es auch schon zu tröpfeln, als kannte der Himmel seinen Gedanken. Was war das nur für ein Sommer? Was war das nur für eine beschissene Situation?
    Simon saß im Aufenthaltsraum, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in seinen Händen vergraben. Ihm war kalt, obwohl er heute Morgen vorsorglich ein langes Hemd und eine dünne Jacke angezogen hatte. Die Kälte kam nicht von den klimatisierten Räumen, die für Temperaturen sorgten, die für Pflanzen verträglich waren. Sie kam aus seinem Inneren.
    Irgendetwas war gehörig schief gelaufen.
    „Hey!“, rief Britta leise und legte den Umschlag mit den Fotos neben Simon auf den Tisch, an welchem sie stets ihre Mittagspause abhielten. „Was war das für ein Typ mit den Fotos?“, wollte sie wissen. „Den hast du nicht extra für die Fotos engagiert? Oder?“
    Simon schüttelte langsam den Kopf.
    Britta setzte sich auf die Eckbank und beugte sich leicht über den Tisch, sodass sie ihm näher war.
    „Wer war das?“
    „Maximilian Weber“, antwortete Simon traurig, wischte sich mit den Händen über das Gesicht und sah hoch. „Er ist Fotograf …“ Er schaffte es nicht, weiterzusprechen. Seine Kehle fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an.
    „Und er wohnt in der Bilfingerstraße 4“, schlussfolgerte Britta. „Ihm hast du also die Rosen geliefert.“
    Simon nickte müde.
    „Und er war beeindruckt“, resümierte sie weiter. „So beeindruckt, weil er als Kerl Blumen geschickt bekam, dass er dich fotografieren wollte.“
    Wieder nickte Simon mechanisch.
    „Der Kerl ist scharf auf dich“, sagte sie und stieß ihn leicht an. „Das ist jetzt alles ein wenig blöd gelaufen, aber er will dich. Sonst hätte er dich nicht so abgelichtet und wäre auch nicht hier aufgetaucht. Und vorhin … da dachte ich echt, ihr beide seid ein Paar, so wie er sich an dich rangedrückt hatte.“
    „Er ist liiert“, gab Simon heiser von sich. „Er trägt einen Ring an der rechten Hand.“
    Britta sah ihn verständnislos an. „Hat er dir gesagt, dass er mit jemandem zusammen ist, oder ziehst du diese Schlüsse nur aus dem Ring? Abgesehen davon, dass ich vorhin keinen an seiner Hand gesehen habe, tragen viele Leute Ringe, einfach so, weil es ihnen gefällt. Das muss nichts heißen.“
    „Ich dachte ja auch, weil … die Blumen …“ Er biss sich auf die Lippe und sah beinahe flehend zu Britta rüber.
    „Die nun erwiesenermaßen nicht von seinem Lover waren“, vollendete sie seinen Satz. „Nun komm schon. Der Kerl will dich. Und du offensichtlich ihn. Sonst würdest du nicht wie ein Häufchen Elend hier hocken.“ Sie schob ihm eines der Bilder näher. „Sieh dir das mal an. So verliebt habe ich dich noch nie gucken sehen.“
    Simon wagte einen Blick auf das Bild. Dass er verliebt in die Kamera schaute, konnte er jetzt nicht gerade behaupten. Eher erschrocken, unsicher, sich in seiner Haut nicht ganz wohl fühlend.
    Obwohl … das Bild war entstanden, kurz, nachdem Max sein Hemd ausgezogen hatte und er sich an dem Anblick des halb nackten Mannes ergötzen durfte. Oder sah er ihn etwa so melancholisch an, weil ihm dessen Stimme, dessen ganze Erscheinung in seinem tiefsten Inneren traf?
    Britta stand plötzlich auf und verließ den Raum. Simon blickte ihr noch kurz hinterher, ehe seine Aufmerksamkeit wieder zu dem Bild zurückkehrte.
    Ja, es hatte ihm wirklich gefallen. Die Stimme dieses Mannes hatte sich wie Balsam auf seine Seele gelegt. Auch wenn er jeden Gedanken daran vehement verdrängt hatte, so hatte sein Unterbewusstsein bereits mit der Vorstellung gespielt, näher mit ihm zusammen zu sein.
    Aber das war jetzt alles hinfällig.
    Auch wenn Simon im Grunde nichts dafürkonnte, außer Brittas Sauklaue falsch gedeutet zu haben, so konnte er verstehen, wenn Max nun sauer deswegen war. Sie hatten sich nichts versprochen. Er
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