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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut
Autoren: Léo Malet
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gut!“ spuckte sie. „Der Klugscheißer hat
dich sowieso schon in der Tasche, dieser Schwätzer! Euch alleine lassen? Wie
zwei Verliebte? Aber bist du denn verrückt, Jackie? Der Kerl wickelt dich doch
um den kleinen Finger! Weißt du überhaupt, wo der herkommt? Guck dir doch mal
das Pfeifengesicht an!“
    „Ich habe Vertrauen zu Monsieur Burma“,
entgegnete Jacqueline. „Ich weiß zwar noch nicht so genau, was er von mir will,
aber ich vertraue ihm. Schon alleine deshalb, weil Pierre ihn um... um Hilfe
gebeten hat.“
    „Sie sind zu vertrauensselig“, warf ich ein,
während ich meine Pfeife stopfte, um meinem Gesicht das eben erwähnte Aussehen
zu verleihen. „Hoffentlich wird es nicht enttäuscht, Ihr Vertrauen! Ich spiele
nicht auf mich an. Von meiner Person habe ich nämlich eine ziemlich hohe
Meinung. Nein, ich rede von ihrer sauberen Freundin.“
    „Was soll das denn nun schon wieder?“ keifte
Mado-Madeleine.
    „Ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe,
Mademoiselle! Sie werden Ihr aggressives Verhalten noch bereuen... und
bezahlen! Warum haben Sie es so eilig, mich loszuwerden, hm?“
    „Ich bin Jackies beste Freundin, und ich finde „Beste
Freundin? Daß ich nicht lache! Geben Sie doch zu, daß mein Auftauchen Ihre
Pläne durchkreuzt hat!“
    „Meine Pläne? Welche Pläne?“
    Das Funkeln in ihren Augen strafte den
unschuldigen Ton ihrer Stimme Lügen. Ich hatte richtig geraten.
    „Da Sie sich wie ein Schulmädchen gebärden, muß
ich wohl Klartext reden.“
    Ich baute mich vor ihr auf und nahm meine Pfeife
aus dem Mund. Beim Sprechen blies ich ihr den Rauch mitten ins Gesicht.
    „Sie haben ganze Arbeit geleistet, was?“ fuhr ich
fort. „Besser gesagt, Sie hätten beinahe! Denn ich habe alles kaputtgemacht. Um
nichts in der Welt hätten Sie mit jemandem tauschen mögen, stimmt’s? So großen
Spaß hat es Ihnen gemacht, heute morgen, Ihrer Freundin die Neuigkeit zu
überbringen! Streiten Sie’s nicht ab! Ihre Augen glänzen ja immer noch vor
Freude! Eifersüchtig, hm?“
    Sie blies den Tabakqualm zurück. Ich sah, wie
sich ihre Gesichtsmuskeln spannten. Die klimpernden Wimpern sollten den
Wutausbruch abschwächen.
    „Auf wen und auf was?“ zischte sie.
    „Auf den Papst! Arme Irre! Haben Sie etwa
geglaubt, Sie könnten einem Aristokraten den Kopf verdrehen, indem Sie vor ein
paar alten Männern mit ihren nackten Schenkeln rumwackeln? Haben Sie sich
einmal im Spiegel beguckt? Sie sind ein hübscher Käfer, das will ich gar nicht
abstreiten. Aber von Ihrer Sorte gibt es Tausende, und neben Jacqueline sind
Sie ein Nichts! Was Ihnen fehlt, ist...“
    „Also gut, ja“, unterbrach sie mich und reckte
ihr Kinn vor, „ja, ich bin eifersüchtig auf dieses dumme Stück, das die
Gelegenheiten nicht auszunutzen versteht...“ Mado ging auf Jackie zu, die immer
noch auf dem Sofa saß. „In letzter Zeit warst du Pierre ziemlich schnuppe“,
zischte sie giftig.
    Ich riß ihren Arm herum. Eine Strähne löste sich
aus ihrer Frisur und fiel ihr in die Stirn. Sie fauchte mich an:
    „Ich glaube, es hat keinen Zweck, Ihnen etwas
vorzumachen. Stimmt’s, Sie verdammter Schnüffler? Also gut! Ich bin froh über
das, was passiert ist...“
    „Hab ich mir gedacht.“
    „Ja, froh!“ schrie sie. „Hörst du, Jackie? Froh!
Ich hab versucht, mir Pierre zu angeln, aber es hat nicht geklappt. Dabei hab
ich mir so große Mühe gegeben! Nach der Sache mit Agnès war er mißtrauisch.
Alles vergeblich. Verlorene Liebesmüh, sozusagen. Und da kommt diese dumme Kuh
daher, raucht nicht, trinkt nur Fruchtsaft, schickt ihrer Alten bestimmt
Geld... Sollte mich wundern, wenn’s nicht so wäre... Und diese blöde Ziege
macht das Rennen! Ich hätte mir vor Wut in den Hintern beißen können. Mich hat
er abblitzen lassen, und...“
    „Wer hätte gedacht, daß ein Mann mit so’ner
Visage derartige Rivalitäten auslösen könnte“, sinnierte ich.
    „Was interessiert mich die Visage?“ fragte die
Furie rhetorisch. „Es war immer schon mein Traum, das Varieté zu schmeißen und
mit einem Titel rumzurennen!“
    Lachend ließ ich ihren Arm los. Die Kleine
gehörte offensichtlich zu der bösartigen Sorte, die sich zweimal anstellt, wenn’s
was umsonst gibt. Außer sich vor gewissermaßen posthumer Enttäuschung und weil
ich ihr Spielchen aufgedeckt hatte, fuhr sie fort:
    „Aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel,
meine Liebe! Pierre hatte genug von dir, das hab ich schon vor einem Monat
gemerkt. Und ich hab mich auf
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