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Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut
Autoren: Léo Malet
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über die Schulter sah. „Haben Sie keine Angst,
gegen das Gesetz gegen Ämterhäufung zu verstoßen? Abkassierer!“
    „Jetzt reicht’s“, herrschte ich sie an. „Halten
Sie endlich die Klappe!“
    Sie hielt sie. Ich konnte mich wieder auf
Jacqueline konzentrieren.
    „Daß es so dringend war, wußte ich nicht“, sagte
ich. „Sonst wäre ich nicht in aller Ruhe in Lyon spazierengegangen. Pech, daß
der Graf das Telegramm, in dem ich mein Kommen ankündigte, nicht erhalten hat.
Ihr Freund hat sich heute morgen das Leben genommen. Sie werden verstehen, daß
er das nicht ohne Grund getan hat.“
    „Um sich umzubringen, muß man allerdings einen
Grund haben“, gab sie zu. „Aber welchen? Großer Gott, mir dreht sich alles...“
    „Diese Aristokraten sind überaus empfindlich,
was ihre Ehre angeht. Pierre war Stammgast in den Kasinos, nicht wahr? Hab
gehört, daß sein Konto leer war. Kannten Sie seine Vermögensverhältnisse?“
    „Nein, darum habe ich mich nie gekümmert.“
    „Haben Sie ihm in letzter Zeit Geld geliehen?“
    Sie stieß ein bitteres Lachen aus. Gleichzeitig
sah sie mich erstaunt an. Mado schlug sich auf die Schenkel und prustete los.
    „Geld geliehen?“ rief sie. „Einem Grafen? Sie
sind mir ‘n schöner Detektiv.“
    „Mit dem, was ich verdiene, komme ich gut über
die Runden“, murmelte Jacqueline. „Aber es ist nicht soviel, um einen Gigolo
auszuhalten, wenn Sie das meinen.“
    „Das meinte ich ganz und gar nicht“, stellte ich
klar. „Es kann aber doch Vorkommen, daß man sich aushilft, so von Mann zu Frau,
unter Liebenden... Das ist nur normal. Wie heißt es noch so schön in dem
Film... Hafen im Nebel, glaube ich... Da sagt Michèle Morgan: , Das
Geld des Mannes, das Geld der Frau, es ist eins ’ ... Verstehen Sie
jetzt, was ich meine?“
    „Sehr gut. Pierre hatte mein Geld nicht nötig,
Monsieur Burma. Er hat mich zwar nicht ausgehalten, aber die Miete für dieses
Appartment hier hat er bezahlt... und ein paar Kleider... Warum fragen Sie das
alles? Schließlich hat sein... Tod nichts mit Geldschwierigkeiten zu tun. Sie
haben doch selbst gesagt, daß er in eine krumme Sache verwickelt war...“
    Ich legte ihr sanft meine Hand auf den Arm.
    „Hören Sie“, sagte ich lächelnd, „auch wenn es
nicht so aussieht: Ich will nur Ihr Bestes. Die finanzielle Situation Ihres
Freundes war... äh... sagen wir mal, angespannt. Darum hat er Falschgeld in
Umlauf gebracht. Wenn die Polizei von Ihrer Beziehung erfährt, könnte sie auf
die Idee kommen, daß Sie in die Sache verwickelt sind. Das würde Ihnen jede
Menge Ärger einbringen. Begreifen Sie, warum ich Sie eben daran gehindert habe,
sich den Flics zum Fraß vorzuwerfen?“
    „Falschgeld?“ stieß sie ungläubig hervor. „Aber...“
    Sie richtete sich auf. Ich hatte den Eindruck,
daß sie mir gleich das Gesicht zerkratzen würde, und packte ihre zarten
Handgelenke.
    „Warum sollte er sich sonst umgebracht haben?“
schrie ich. „Weil das Wetter so schön war und die Grillen zirpten? Seien Sie
vernünftig... Glauben Sie, daß er mich aus Paris hat kommen lassen, um mir in
meine schönen Augen zu sehen?“
    Sanft drückte ich das Mädchen auf das Sofa
zurück. Sie schluchzte und lachte zugleich. Die eigentliche Tatsache, daß Ihr
Freund Blüten in Umlauf gebracht hatte, schien sie aber gar nicht so sehr zu
empören.
    „Was ist das überhaupt für ‘n Vogel?“ fauchte
Mado. „Schmeiß ihn raus, Jackie!“
    Ich drehte mich zu der Freundin um, packte ihren
Arm und schüttelte sie wie einen Pflaumenbaum. So langsam hatte ich von ihren
Einlagen die Schnauze voll.
    „Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen die
Klappe halten?“ schrie ich sie an. „Sie...“
    Meine Beleidigungen ließen ihre Ohren nicht rot
werden. Wahrscheinlich hatten sie schon ganz andere Dinge gehört. Mado riß sich
los und ging hüftenschwingend zum Telefon.
    „Sie sind mir zu ungehobelt“, sagte sie
gespreizt. „Ich glaube, der Concierge wird eher mit Ihnen fertig...“
    Ich stürzte vor ihr zum Telefon.
    „Sie hauen jetzt ab“, sagte ich höflich, aber
bestimmt. „Monsieur ist das Gesetz, wie?“ höhnte sie.
    „Sie hauen jetzt ab“, wiederholte ich. „Merken
Sie nicht, daß Sie hier überflüssig sind?“
    „Das trifft eher auf Sie zu, meinen Sie nicht?“
gab sie zurück.
    „Oh, bitte!“ seufzte Jacqueline. „Streitet euch
nicht! Laß uns alleine, Madeleine, ja?“
    Ihre Freundin brach in unangenehm schallendes
Gelächter aus.
    „Na
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