Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
Flics mit ihren
Problemen alleine und gingen ins Hotel zurück.
    Die Rothaarige stand immer noch an der Rezeption
und quatschte dem Nachtportier die Ohren voll. Gerade beendete sie ihren
Vortrag und stolzierte hüftenwiegend und parfümverbreitend die Treppe hoch.
    „So’ne Vogelscheuche!“ lachte meine Sekretärin.
    „Das ist Lol Mulza“, flüsterte der Portier, so
als spräche er vom Erzbischof.
    „Der Schwarm des Chefs, was?“ tuschelte ich. „Den
Schlafzimmernamen hab ich schon mal irgendwo gehört.“
    „Sie haben ihn bestimmt auf einem Plakat gelesen“,
sagte der Portier, jetzt noch entrüsteter. „Sie tritt hier in Cannes im Rahmen
einer Wohltätigkeitsveranstaltung auf. Eine berühmte Schlangenfrau.“
    „Wohl eher die Schaufensterpuppe einer
Parfümerie“, bemerkte Hélène bösartig.
    Auf dem Weg nach oben begegnete ich Leclercq.
Gähnend wünschte ich ihm eine gute Nacht. In meinem Zimmer zog ich meine Jacke
aus, zündete mir eine Pfeife an und trank meine Flasche Anissschnaps leer. Dann
machte ich mich daran, meinen Koffer zu packen. Ich also auch... Auch? Was kam
mir da grade in den Sinn? Warum...
    Ich ging hinüber zu Hélène, die ein Telefon auf
dem Zimmer hatte, und rief bei der Kripo an. Pellegrini war weniger fröhlich
als noch vor einer halben Stunde.
    „Dieser verdammte Akrobat!“ schimpfte er. „Gelenkig
und aalglatt wie eine Schlange.“
    Der Mann hatte hieb- und stichfeste Alibis. Er war
es tatsächlich, der in der Takelage der „Mary Céleste“ herumgeturnt war. Am
Attentat auf mich war er aber ebensowenig beteiligt gewesen wie an dem Mord an
der Schriftstellerin. Die Flics mußten ihn wohl oder übel wieder auf freien Fuß
setzen und sich obendrein noch die dummen Bemerkungen ihres Chefs anhören.
    „Ein Schlag ins Wasser also“, stellte ich
sachlich fest, „aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Die Fälscherbande ist
jedenfalls zerschlagen!“
    „Sie sind ja mit wenigem zufrieden“, knurrte der
Korse. „Sagen Sie das nicht“, gab ich zurück. „Hab übrigens vergessen, Ihnen
was Wichtiges mitzuteilen... Nein, nicht am Telefon... Das Beste wäre, Sie
kämen hierher ins Hotel.“
    Ich hatte meine liebe Not, ihn zu einem
Tapetenwechsel zu überreden. Schließlich erklärte er sich aber doch
einverstanden. Von Hélènes Zimmer ging ich zu Leclercq hinüber, der mit Lol
Mulza plauderte.
    „Ich weiß nicht, ob wir uns morgen früh noch
sehen“, sagte ich. „Sie haben mir sehr geholfen. Da ist es wohl das mindeste,
daß ich Ihnen die Lösung des Falles präsentiere.“
    Gesagt, getan. Leclercq beklagte die Falschheit
von André Milandre und beglückwünschte mich zu meinem Erfolg. Mit gewohnter
Bescheidenheit nahm ich sein Lob entgegen. Dann wandte ich mich an die
Rothaarige.
    „René ist ein netter Kerl, nicht wahr? Kennen
Sie sich schon lange? Wo haben Sie sich eigentlich kennengelernt?“
    Vier Dinge spielten sich jetzt gleichzeitig ab:
    Lol sagte: „Im Buffalo “,Leclercq
sagte: „Stimmt gar nicht“, ich sagte: „Hab’s doch geahnt“ und schickte ihn mit einem
linken Haken auf die Bretter.
    In diesem Augenblick hörte man Stimmen auf dem
Flür. Ich erkannte Pellegrinis Akzent. Die Tür öffnete sich, und er kam,
gefolgt von Hélène, herein.
    „Hier, das ist der akrobatische Mörder von
Raymonde Saint-Cernin“, sagte ich ruhig. „Legen Sie ihm Handschellen an, lieber
Ange, sonst entwischt er Ihnen wieder.“
    „Wie ich Sie kenne, haben Sie wieder zu tief ins
Glas geschaut, Burma“, sagte Leclercq gespreizt. „Kommissar, nehmen Sie mir die
Handschellen wieder ab!“
    „Verdammter Leclercq!“ rief ich lachend. „Sie
waren so kurze Zeit in meiner Agentur, daß ich gar nicht dazu kam, mich mit
Ihnen über ihre früheren Berufe zu unterhalten. Das tue ich sonst immer mit
meinen neuen Mitarbeitern. Hatte nur noch im Kopf, daß Sie mal irgend so was
wie Seiltänzer und Cowboy im Buffalo waren. Zum Glück hat die reizende
Dame dort meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen. Ihr Hotel heißt nicht
zufällig du Cirque. Und soeben ist mir Ihr seltsamer Aufzug eingefallen,
in der Nacht, als man mich wie einen Tyrannen abknallen wollte. Für jemanden,
der gerade aus dem Bett kam, waren Sie ganz schön außer Atem! Und Ihr schwarzer
Seidenpyjama eignete sich vorzüglich für nächtliche Streifzüge. Ich wußte, daß
der Täter hier im Hotel wohnen mußte. Daß aber der Chef persönlich... Tja,
Leclercq, Sie haben eben mehr Talent zum Lassowerfen als zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher