Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blüten, Koks und blaues Blut

Blüten, Koks und blaues Blut

Titel: Blüten, Koks und blaues Blut
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
dekorierten Zimmer klang das richtig unheimlich. „Ich wollte eine
Erklärung“, wiederholte er, „aber ich wußte nicht, wie ich hätte beginnen
sollen...“
    „Ich werde Ihnen die Erklärung geben“, versprach
ich ihm. „Wir müssen uns das Ganze etwa folgendermaßen vorstellen: Raymonde
braucht Geld, bittet Sie um Rauschgift-angeblich für sich selbst — , weiß, daß
Sie es ihr besorgt haben, erzählt Laura, ein Kokain-Tod sei ein schöner,
sanfter Tod, schickt Sie bei Ihnen vorbei, um das Zeug zu klauen, Laurae bringt
sich programmgemäß um, Raymonde erbt, und Sie werden verurteilt. Deswegen hat
sie auch vermutet, Sie hätten ihr Opium konfisziert, um sich zu rächen. Das
fällt mir jetzt gerade ein.“
    „Aber Laura hat ihr doch nicht diese riesige
Summe vermacht, nur weil sie ihr einen sanften Tod ermöglicht hatte?“
    „Das Testament war gefälscht. Ihr Name ,Chevalme’
stand nur drin, um ein Tatmotiv zu liefern. Der letzte Wille wurde von
Raymondes Freunden verändert und von Ronald Kree, damals beim Harock-Clan
beschäftigt, gegen den ursprünglichen ausgetauscht. Der Engländer kassiert
seinen Anteil und setzt sich aufs Altenteil. Von Zeit zu Zeit jedoch kommt er
hierher an die Côte und bessert seine Pension auf, indem er Ihre ehemalige
Geliebte erpreßt. Beim letzten Mal schiebt Raymonde ihm ein paar Blüten unter.
Kree merkt das, stellt einen Zusammenhang zwischen den Fälschungen her und
Nachforschungen an. Daraufhin bedroht er André Milandre und Marius Dufour. Doch
die Zusatzeinnahme, die er sich erhofft, bringt ihm nicht das Gewünschte ein.
Ganz im Gegenteil, der Erpressungsversuch geht für ihn tödlich aus. Und auch
Raymonde hat schlechte Karten. Erst gibt sie Fabrègues falsche Banknoten, ohne
ihn darüber aufzuklären, und dann ihrem Erpresser. Die Geldfälscher schlagen
zu. Raymondes Sucht ist alles andere als eine Garantie für ihre
Verschwiegenheit. Im gewissen Sinne hat es ihr auch geschadet, daß wir uns
kennengelernt haben... Die Bande befürchtet, sie könnte mir zuviel erzählen.“
    Als ich von Dédé sprach, runzelte Chevalme die
Stirn.
    „André Milandre, haben Sie gesagt?“ fragte er
jetzt nach. „Ja. Kennen Sie den reizenden Kerl? Muß Ihnen leider mitteilen, daß
er tot ist. Er wollte Nestor Burma an den Kragen. In der Regel bringt das nicht
viel ein... Besser, man wird mein Klient. Wollen Sie mein Klient werden,
Chevalme? Ein paar Tage Nachforschungen und Ermittlungen aller Art, und ich
könnte Sie rehabilitieren.“
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Danke, aber... Das ist jetzt nicht mehr nötig.
Werde meinen alten Plan verwirklichen: Ich vergrabe mich in einer unserer
Kolonien...“
    „Noch sind Sie nicht tot“, warf ich ein, doch er
hörte mich nicht.
    „...Die Frau, die ich liebte, hat mich verraten.
Dafür mußte ich drei Jahre brummen. Sie können mir glauben, Monsieur Burma, so
etwas verändert einen Menschen.“
    Er war in sich zusammengesunken. Mit seinem
Mittelfinger zeichnete er imaginäre Kreise auf seine Knie und starrte ins
Leere. Ich nahm den Faden wieder auf.
    „Sie kannten Milandre?“ fragte ich.
    Er hob den Kopf. Sein Mittelfinger hörte auf zu
zeichnen. „Als ich entlassen wurde, bat mich ein Mitgefangener, seiner Frau
eine Nachricht zu überbringen. Da ich unter falschem Namen nach Marokko gehen
wollte, gab er mir ein Schreiben für André Milandre mit, der mir die nötigen
Papiere besorgen sollte. Ich traf Milandre, und wir kamen ins Geschäft. Ich
wartete auf meinen Zug nach Marseille und blätterte in einer Zeitschrift. So
erfuhr ich, daß Raymonde hier an der Côte wohnte. Ich besorgte mir ihre
Adresse. Mußte sie einfach wiedersehen, ein letztes Mal...“
    „...und haben sich gleich wieder von ihr
bezaubern lassen“, ergänzte ich. „Trösten Sie sich, mir ist es nicht anders
ergangen, gleich beim ersten Mal... Und Pierre de Fabrègues... Na ja, wir sind
in vornehmer Gesellschaft, Chevalme! Aber Sie müssen doch zugeben“, fügte ich
hinzu und lachte, wütend über mich selbst, „die Frau hatte Sex-Appeal!“
    „Vielleicht liebte sie mich wirklich.“ Dem
Heimatlosen war nicht zum Lachen zumute. „Früher nannte ich sie ,Tollkopf’ ...
An dem Abend, an dem Sie Raymonde zum ersten Mal besucht haben, kam Milandre in
die Pergola, blieb aber nicht lange und redete banales Zeug. Ich glaube,
er hatte eine Nachricht für Raymonde. Doch ich störte ihn wohl. Wir taten so,
als hätten wir uns noch nie gesehen.“
    „Ronald
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher