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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Autoren: Julie Kenner
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gefeiert.«
    »Sam, ich mein’s ernst.«
    »Es war großartig, sag ich dir.« Bewundernd sah er sie an, doch unter diesem Blick kroch das schlechte Gewissen über sie wie eine Spinne, deren lange Beine sie auf ihrer Haut fühlen konnte.
    »Was ist mit dem Dämon?«
    »Es war doch nur ein kleiner.«
    »Was ist mit ihm?«
    Gelangweilt zeigte er in eine Ecke, in der der Käfig mit dem Papagei stand. Ein Papagei, der sich selbst die Federn am Bauch ausgerissen hatte, der gelbe Augen besaß und in dem eindeutig ein Dämon steckte. Babel fühlte die dämonische Energie, die in Wellen von dem Käfig fortrollte. Entsetzt starrte sie das Tier an.
    »Keine Bange, es ist nur ein ganz kleiner Dämon.«
    »Wieso habe ich ihn nicht wieder zurückgeschickt?«
    »Dafür hat das Blut nicht gereicht. Der Dämon war wohl stärker, als du dachtest.«
    Deshalb hatte sie auch die Kontrolle über das Ritual verloren. Sie konnte froh sein, dass kein anderer Dämon den Übergang zwischen den Ebenen genutzt hatte, um in sie zu fahren.
    Ich Idiotin, dachte sie.
    Ihr Blick flackerte zu den getrockneten Blutlachen, und Übelkeit stieg in ihr hoch, aber Sam zuckte nur mit den Schultern. Seine Gleichgültigkeit beunruhigte sie, und sie erschrak über sich selbst. Vor wildfremden Menschen hatte sie ihre Magie benutzt. Wenn das ihre Mutter erfuhr, würde sie ihr den Kopf abreißen. Wie hatte sie nur so unvorsichtig werden können? War es der Alkohol gewesen?
    »Wo sind die anderen?«
    »Ein paar haben die Flucht ergriffen, als der Dämon aus dem Papagei gesprochen hat. Er hat sie ziemlich unflätig beschimpft. Manche auch schon vorher, als sie gesehen haben, wie du dir die Hände aufgeschlitzt hast. Alles Feiglinge, wenn du mich fragst. Da tönen sie groß rum, dass sie mal was erleben wollen, haben Dracula im Schrank stehen und wollen von Werwölfen gebissen werden, und wenn man ihnen dann echte Magie und einen Dämon präsentiert, machen sie sich in die Hose.« Sein Gesicht zeigte Abscheu. Wenn er etwas hasste, dann Feiglinge, und auf einmal kam ihr der Gedanke, dass er sie nur benutzt hatte, um den anderen eins auszuwischen.
    Und sie hatte es zugelassen. Sie war wirklich sein Mädchen, seine Marionette, deren Fäden er zog.
    »Wir müssen den Dämon loswerden, Sam.«
    »Dafür ist es zu spät.« Er deutete mit der Hand auf den Käfig, die Zigarette noch zwischen den Fingern. »Der Dämon hat sich schon mit dem Tier verbunden. Er steckt jetzt in seinem Körper. Wenn du den Dämon loswerden willst, musst du dem Vogel den Hals umdrehen.«
    Empört schnappte sie nach Luft. »Ich kann doch nicht den Papagei umbringen!«
    »Ich kann’s tun, wenn du willst.« Er stand auf, aber sie griff nach seinem Knöchel.
    »Nein! Lass ihn.«
    »Warum hast du dich so? Ist doch nicht das erste Tier, das du tötest.«
    Nein, aber sie wollte es nicht. Sie hatte geglaubt, ihr Blut würde ausreichen, aber wie sich herausstellte, gab es gute Gründe, warum bei Blutritualen Tiere verwendet wurden.
    Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung. Der Dämon konnte in dem Körper des Papageis nicht viel anfangen, er würde den Bewohnern der Wohnung jedoch nach und nach die Lebensfreude aussaugen, bis sie sich immerfort müde und schwach fühlten. Sie würden glauben, es läge an Allergien, und vielleicht zu dem Schluss kommen, dass in dem Haus schädliche Baustoffe verwendet wurden. Dabei hatten sie sich einen Dämon eingefangen, der von ihren Energien lebte.
    »Wir nehmen ihn mit«, sagte sie bestimmt. »Ich behalte ihn. Wenn ich einen Bannkreis um den Käfig ziehe, kann er niemandem schaden.«
    Einen Moment lang sah Sam sie überrascht an, dann zuckte er erneut mit den Schultern. »Wenn du meinst.« Es war offensichtlich, dass er sich nicht dafür interessierte, wie sie die Konsequenzen der letzten Nacht beseitigte. Stattdessen sagte er: »Wir müssen jetzt gehen«, und zog sich gelassen ein T-Shirt über, das in der Nähe lag, aber nicht seines war. »Wir sollten weg sein, wenn die Eltern von ihrem Wochenendtrip zurückkommen.«
    Wie betäubt erhob sich Babel und suchte nach ihrer Jacke. Sie fand sie hinter dem Sofa, genau wie den Gastgeber, der entweder ohnmächtig war oder seinen Rausch ausschlief. Wenn er erwachte, würde er den Schreck seines Lebens bekommen, so wie die Wohnung aussah.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie, als sie ihm ein Kissen unter den Kopf schob, damit er ein bisschen bequemer lag.
    Sie griff sich den Käfig und folgte Sam ins Treppenhaus. Die
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