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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Autoren: Julie Kenner
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leicht ihr Ohr berührt. »Ich kann es riechen.« Dabei waren seine Energiewellen wie kleine Blitze auf ihre Haut getroffen und hatten dort einen Flächenbrand entfacht, der verriet, dass er kein Mensch war.
    Irritiert hatte sie gefragt: »Was bist du?«, aber er hatte nicht geantwortet, nur gelächelt und sie auf die Tanzfläche gezogen, hinein in das zuckende Licht der Scheinwerfer ...
    Später, im Schatten einer Häuserwand, an die er sie presste, hatte er ihr dann dieses eine Wort zugeflüstert, das ihr unter die Haut gedrungen war: Dämonenkind.
    Aber sie war nicht davongerannt, wie sie es hätte tun sollen, sondern hatte nur die Hände in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gesteckt und ihn näher zu sich gezogen. In seinem Gesicht hatte sie nach Spuren seiner Herkunft gesucht, aber alles, was sie sah, war das Feuer in seinen Augen.
    Ihre Mutter hatte sie mehr als einmal vor Dämonen gewarnt, weil man sie so schlecht beherrschen konnte. Doch im Schatten dieser Mauer hatte Babel Sam geküsst. Während durch die halb geöffnete Clubtür die hämmernden Bässe nach draußen drangen, hatte sie zugelassen, dass er sie ganz eng an sich zog und ihr sanft ins Ohrläppchen biss. Seit diesem Abend waren sie zusammen.
    Ein Paar.
    Wie Napoleon und Josephine! Cäsar und Kleopatra! Batman und Catwoman!
    Vor diesem Treffen im Club war sie noch nie einem Dämonenkind begegnet - die waren schließlich so selten wie Albinos und liefen einem nicht jeden Tag über den Weg. Fasziniert hatte sie ihn beobachtet und war sich dabei vorgekommen wie ein Forscher, der unentdecktes Land kartografiert. Mit jedem Mal, wenn ihre Finger oder ihre Lippen über seine Haut strichen, verschwanden die weißen Flecken auf der Landkarte, die sein Körper war. Die dämonische Energie, die in seinen Zellen steckte, konnte Babel als Wärme spüren, die sich auf sie übertrug. Und die meiste Zeit war Babel in Sams Nähe so glücklich, dass sie platzen könnte.
    Nur manchmal gab es da dieses kleine Problem mit ihm ...
    »Hör mal, ich will heute Abend aber keinen Ärger, Sam, okay? Keine Prügeleien. Keine Wetten. Kein Unsinn, der damit endet, dass wir fluchtartig das Haus verlassen müssen, ja?«
    Er riss die Augen auf und legte die Hand aufs Herz. »Was? Ich? Ich bin der reinste Chorknabe.«
    »Ich mein’s ernst.«
    »Schon klar, Süße.« Übermütig küsste er sie auf den Scheitel, und sie seufzte.
    Das war das Problem mit Dämonenkindern: ihr überschäumendes Temperament. Ständig musste etwas passieren, denn Sam schien nie müde zu werden. Eine Herausforderung jagte die nächste, und es verging keine Woche, in der er nicht mit Schrammen und aufgeschürften Fingerknöcheln bei ihr auftauchte, weil er sich mal wieder geprügelt hatte. Dass er meist als Sieger aus den Schlägereien hervorging, schürte nur seinen Appetit. Am Anfang hatte sie das noch rebellisch gefunden, inzwischen wusste sie, dass er einfach gern auf Ärger aus war, um sich mit anderen zu messen. Es spielte keine Rolle, ob sie älter waren oder zwanzig Kilo mehr auf die Waage brachten. Je größer die Herausforderung, desto besser. Ich lass mich von niemandem verarschen! Von niemandem! Das war sein Motto.
    Als kleines Kind hatte sich Babel vor den Dämonen gefürchtet und den Geschichten, die ihre Mutter über sie erzählt hatte. Es waren düstere Märchen gewesen. Wenn ein Mensch von einem Dämon besessen war, konnte er ein Kind zeugen, das seine dämonische Signatur in sich trug. Diese Kinder sahen vielleicht aus wie Menschen, aber ihr Energiemuster unterschied sich von anderen. Sie waren Unruhestifter, aggressiv, launisch und unberechenbar. Stets darauf bedacht, ihre Bedürfnisse zu stillen. Sie konnten erkennen, wenn jemand magisch aktiv war, obwohl sie selbst keinen Einfluss auf die Magie nehmen konnten. Sie waren wie ein loderndes Feuer, das einen einschloss und verzehrte.
    Aber diese Geschichten hatten nie erwähnt, wie verlockend dieses Feuer sein konnte. Wenn Sam sie küsste oder mit ihr schlief, dann vergaß sie, dass er nur dem Anschein nach ein richtiger Mensch war.
    Babel hoffte, dass sie Sam zähmen konnte. Dass er ihretwegen auf den Ärger verzichtete. Manchmal ging diese Rechnung auf, manchmal aber auch nicht. Bei Sam konnte man nie genau vorhersagen, welcher dieser Tage es gerade sein würde, und genau das machte das Leben mit ihm anstrengend, wenn auch nicht langweilig.
    »Dort ist es«, sagte er plötzlich und zeigte auf ein Mehrfamilienhaus, das sich mit einer
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