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Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung

Titel: Blood Lily Chronicles 03 - Versuchung
Autoren: Julie Kenner
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ab. Der Vogel flatterte aufgeregt.
    Die Unruhe übertrug sich auf die Gruppe. Der Spaß nahm bizarre Formen an. Babel sah, wie sie nervös hin und her rutschten, und musste lächeln. Sie hatten es ja so gewollt.
    Noch ein letztes Mal hörte sie die warnende Stimme im Hintergrund, aber der Übermut war auch in ihr erwacht, als wäre ein Funken von Sam auf sie übergesprungen. Sie spürte, dass alle Augen nur auf sie gerichtet waren. Gleich würde sie etwas tun, das niemand sonst in diesem Raum vermochte. Wahrscheinlich sogar in diesem Haus und sogar in dieser Straße. Sie war etwas Besonderes, und sie würde es beweisen! Der Gedanke berauschte sie.
    Vorsichtig öffnete sie die Dose und griff hinein. Mit einer Handvoll Mehl zog sie einen Kreis um sich und den Käfig und blies den Rest in die Luft. Dann konzentrierte sie sich darauf, das Energiemuster, das sie umgab, sichtbar zu machen. Es entstanden wabernde Fäden und Wellen, die das Mehl einfärbte, das noch in der Luft schwebte und sich im Raum verteilte. Babel sah die anderen und auch Sam, wie immer eingehüllt in sein leuchtendes Graublau. Sie visualisierte die Energie, die sie bereits als Wärme spüren konnte, und kurz darauf umgab sie das Magienetz in schimmernden Regenbogenfarben.
    Die Energie, die von ihr selbst ausging, pulste jetzt in einem tiefen Blau. Ihr Herzschlag gab den Rhythmus vor, und mit jedem Schlag dehnte sich das Blau weiter aus, erfasste den Käfig und das Tier darin. Kroch an dem Bannkreis empor, den sie als Grenze gesetzt hatte, und baute eine Energiewand, hinter der sie nur noch Sam wahrnahm, der wie Schieferstein glänzte.
    Sie konnte seinen Hunger spüren, ihrem eigenen so ähnlich, und sie hätte ihn gern geküsst. In seinen Augen las sie Bewunderung und Leidenschaft für sie, aber auch seinen Stolz und seine Gier nach dem Leben.
    Wie Wasser suchten sich ihre Energien den Weg durch winzige Risse in den Ebenen, glitten einfach hinüber in eine andere Dimension, in der es kein Denken mehr gab, in der sie schwerelos schwebte wie in einem Meer. Sie konnte ihn wieder schmecken, den Honig, die klebrige Süße, wie sie ihr die Kehle hinunterrann und sich in ihrem Gehirn festsetzte. Das reine Entzücken.
    So schmeckt das Paradies.
    Aber kein Paradies ohne Schlange.
    Wo waren sie nur, die Dämonen?
    Noch einmal schaute sie zu Sam. Alles an ihm, was dämonisch war, glühte. Sie wusste, wenn sie jetzt seine Haut küssen würde, würde er nach dieser anderen Ebene schmecken. Nach Honig und Vergessen.
    Schweiß brach ihr aus den Poren, ihr Herzschlag verdoppelte sich, und ihre Atmung wurde hektisch. Als sie das Messer hob, rutschte es ihr fast aus der Hand.
    Dämonen waren wie Haie, sie mussten angelockt werden, und es gab keinen besseren magischen Energieleiter als Blut, daher wurde es bei so vielen Ritualen eingesetzt. Sie hob das Messer und schnitt sich in die Hand. Der Schnitt war gerade tief genug, um zu bluten, ohne eine ernsthafte Verletzung zu sein. Inzwischen war sie eine Meisterin darin, das abzuschätzen. Sie verrieb das Blut zwischen den Handflächen und schmierte es sich ins Gesicht.
    Ich hin hier. Ein Mensch. Fleisch.
    Kein Dämon konnte dem widerstehen, denn es war das, was sie alle wollten: einen Körper besitzen.
    Nach einigen Augenblicken spürte sie die Präsenz eines kleineren Dämons, der am Rande ihrer Wahrnehmung lauerte. Er war schwach. Eine sich windende türkisfarbene Wolke mit einem gehässigen burgunderroten Kern.
    Was machst du, kleiner Kerl? Bringst du den Kindern Albträume? Bist du schon einmal nachts durch mein Zimmer geflogen, und ich bin keuchend aufgewacht? Hast du dich daran erfreut, wenn ich im Dunkeln gelegen und in den Schatten Monster vermutet habe, wo doch nichts anderes lag als altes Spielzeug und das dreckige Turnzeug vom Vortag? Freut dich mein Schmerz?
    Dann komm!
    Ein zweiter Schnitt folgte und dann ein dritter. In dicken Tropfen fiel das Blut in den Bannkreis. Wie im Fieber zitterte Babel am ganzen Leib.
    Der Dämon konnte sich nicht zurückhalten, er kroch näher.
    Es ist ganz einfach. Du musst es nur wollen. Sieh! Da ist ein Körper für dich. Warmes Fleisch ...
    Sie zog den Dämon zu sich herüber, die Gegenwehr war schwach. Zu verlockend war für ihn der pochende Herzschlag des Papageis. Babels Energien griffen nach dem Dämon und leiteten ihn hinüber in die stoffliche Welt. Banden ihn an den Vogel, der wild mit den Flügeln schlug.
    Es sollte nicht so einfach sein, hörte sie die Stimme ihrer
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