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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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Häubchen
zurückgekämmt. Sie hatte ein reizvolles Katzengesicht mit herausfordernd
blitzenden Augen. Auf sie machten mein Profil und die Breite meiner Schultern
offensichtlich Eindruck. Ihr schwarzseidenes Dienstmädchenkleid war zwei
Nummern zu klein und umschloß sie wie eine zweite Haut.
    »Ja, bitte ?« fragte sie mit dunkelschwingender Stimme.
    »Du solltest lieber warten, bis
du gefragt wirst, Schatz«, meinte ich. »Das >ja< könnte dir noch leid tun .«
    Bein Lachen blitzten ihre
weißen Zähne auf. »Wenn ich Sie so ansehe, hab’ ich da keine Befürchtungen .«
    »Das muß ich mir merken«,
meinte ich erfreut. »Ist übrigens Mr. Terry da ?«
    »Weil Sie’s sind, Mr.
Muskelprotz, will ich mal ausnahmsweise ganz ehrlich sein: Es kommt ganz darauf
an, wer ihn sprechen will .«
    »Mein Name ist Boyd — Danny
Boyd. Ich glaube, daß er mir bei der Suche nach einem Mädchen behilflich sein
kann — Dawn Damon heißt sie .«
    Sie legte den Kopf ein wenig
schief und musterte mich noch einmal ausgiebig, um festzustellen, ob der erste
Eindruck auch nicht getäuscht hatte.
    »Muß es unbedingt ein Mädchen
namens Dawn Damon sein ?« fragte sie. »Könnte ich nicht
einspringen ?«
    »Ich hätte nichts dagegen«,
meinte ich. »Der Haken ist nur, daß mir für dich niemand Geld auf den Tisch des
Hauses blättern wird. Schade, nicht?«
    Sie riß die Augen auf. »Sind
Sie etwa Privatdetektiv ?«
    »Erraten !«
    »Wie aufregend! Ich wette, daß
die schönen Mädchen nur so auf Sie fliegen .«
    »Halb so schlimm«, tröstete
ich. »Willst du mir einen Gefallen tun und Mr. Terry sagen, daß ich ihn gern
sprechen möchte ?«
    »Meinetwegen! Aber Sie müssen
mir versprechen, daß Sie nicht fortgehen, bevor wir uns noch mal gesprochen
haben .«
    »Ehrenwort!«
    Sie kicherte und verschwand
dann im Haus. Dabei schloß sie die Tür so schnell hinter sich, daß meine Hand,
die ja auch eigentlich an dem prallsitzenden Schwarzseidenen nichts zu suchen
hatte, schmerzhaft gegen die spitzigen Bronzebeschläge stieß.
    Im Handumdrehen war sie wieder
zurück.
    »Mr. Terry möchte gleich mit
Ihnen sprechen«, meldete sie vergnügt. »Er ist scheinbar heute ganz gut
aufgelegt .«
    Ich betrat die Halle und folgte
ihren wiegenden Hüften in sein Zimmer — Zimmer war allerdings stark untertrieben.
Es war ein riesiger Saal mit Parkettfußboden und lauschigen Nischen an den
Längswänden. An einem Ende stand eine Bar mit einer langen Marmorplatte und so
vielen Barhockern, daß ein ganzer Aufsichtsrat daran Platz gefunden hätte. Über
diesem Prachtgemach wölbte sich eine Kuppel aus buntem Glas, die das
einfallende Sonnenlicht in bunte Strahlenbündel zerlegte.
    An einem Ende der Marmorbar saß
in einsamer Pracht der Herr des Hauses — Gus Terry. Von fern sah er noch fast
so aus wie der strahlende, männliche Held, der uns von der Leinwand
entgegengelächelt hatte, als wir noch Schuljungen waren. Aber als ich näher
trat und meine Augen sich an das sonderbare Licht gewöhnt hatten, trat dieses
Bild zurück und verschwand ganz. Sein Haar hatte sich gelichtet, es war
glanzlos und mit grauen Strähnen vermischt. Die Haut war mit einem feinen Netz
von Falten überzogen. Aus der Nähe wirkte er sehr viel älter, als er wirklich
war. Als ob die Zeit selber sich an dem Mann gerächt habe, der einst das Idol
von Millionen gewesen war. Das war ein unbehaglicher Gedanke, und ich schob ihn
rasch beseite .
    »Mr. Boyd?« Seine Stimme hatte
noch das gleiche, aufregende Timbre, das Millionen junger Mädchen schlaflose Nächte
bereitet hatte. »Wie wär’s mit einem Drink ?« Er
deutete auf den gefüllten, chromblitzenden Mixbecher, »Wodka-Martini! Aber wenn
Sie ein anderes Gift vorziehen...«
    »Wodka-Martini ist mir recht«,
sagte ich. »On the rocks ,
bitte .«
    Er goß mir ein und füllte sein
Glas auch. Ich setzte mich auf den Barhocker neben ihn und zündete mir eine
Zigarette an. »Tina hat mir gesagt, daß Sie nach einem verschwundenen Mädchen
suchen ?« begann er das Gespräch.
    »Tina — das ist die Puppe in
der knappen Uniform«, schloß ich scharfsichtig. »Für die Dienstmädchenrolle ist
sie viel zu schade, finde ich .«
    »Ach, Sie interessieren sich
für Tina ?«
    Ich trank einen Schluck
Wodka-Martini, der mich angenehm warm durchrieselte. »Ich interessiere mich für
ein Mädchen namens Dawn Damon« erklärte ich. »Eine Schauspielerin, die auf
einer Ihrer Partys war.«
    Er zuckte gleichmütig die
Schultern. »Ich gebe viele Partys,
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