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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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können.
    »Haben Sie Linda Morgan
gefunden ?« fragte sie voller Interesse.
    »Ja«, sagte ich. »Aber sie ist
tot .«
    Es gab eine kleine Pause. Dann
stellte Fran die bei solchen Gelegenheiten fällige Frage.
    »Nein, ich weiß nicht, wer es
war«, antwortete ich. »Aber ich habe den Auftrag, es festzustellen. Ich werde
also noch eine Weile fortbleiben. Sei zur Abwechslung mal ein liebes Mädchen,
nimm dir eine Taxe zu meiner Wohnung und pack mir einen Koffer, ja ?«
    »Ich spiele für mein Leben gern
Hausmütterchen«, sagte sie mit vernichtendem Spott. »Möchtest du auch deine
Bermuda-Shorts mit dem Bauchtänzerinnenmuster? Sie sind so geschmackvoll !«
    »Wenn ein Ferngespräch nach New
York nicht so sündhaft teuer wäre, würde ich über diesen zündenden Witz
lachen«, knurrte ich. »In der obersten Schublade meines Schreibtisches liegt
der .38er mit dem Halfter. Eine Schachtel Patronen muß auch noch da sein. Pack
die mit ein, Schatz, und schick das ganze Zeug per Luftfracht, damit ich bald
meine Socken wechseln kann. Ich wohne im Bay Hotel .«
    »Glaubst du, daß es
Schwierigkeiten geben wird ?« fragte sie sachlich.
    »Wäre dir das sehr unangenehm ?«
    »Natürlich«, antwortete sie wie
aus der Pistole geschossen. »Ich hab’ ja noch nicht mal mein Gehalt bis zum
Letzten des Monats bekommen .«
    »Manchmal frag’ ich mich, ob du
überhaupt zu meiner Beerdigung kommen wirst.«
    »Ja, bestimmt«, versprach sie. »Irgend
jemand muß ja wohl die Sargträger bezahlen, nicht ?«
    »Willst du damit behaupten, daß
sonst niemand zu meiner Beerdigung kommen würde ?« fragte ich empört. »Da ist zum Beispiel...«
    »Hattest du nicht was von
Luftfracht gesagt ?« erkundigte sie sich sanft. »Ich
glaub’, am besten schwing’ ich mich gleich in eine Taxe. Tschüs, Danny. Wenn du
in anderer Beziehung nicht auf deine Kosten kommen solltest, sieh wenigstens
zu, daß du einen netten Scheck mitbringst. Ich lege nämlich Wert auf einen
gesicherten Job .«
    Als sie aufgelegt hatte, rief
ich eine Autovermietung an, und man versprach mir, in einer Stunde ein Cabrio
zum Hotel zu schicken. Ich rasierte mich mit Andacht — das war ich dem
berühmten Boydprofil schließlich schuldig! — und
stürzte mich auf das Frühstück, das der Kellner mir aufs Zimmer gebracht hatte.
Hoffentlich, dachte ich, erwische ich Freund Johnny heute. Ich lasse mich
nämlich nicht gern behandeln wie ein grüner Junge.
    Gegen halb elf setzte ich mich
in mein Leih-Cabrio, kurbelte das Verdeck herunter und kutschierte die
Hauptstraße von Santo Bahia entlang. Mein Ziel war ein ganz bestimmter,
vornehmer Modesalon.
    Das Maison d’Annette hatte sich in einer jener stillen kleinen
Seitenstraßen etabliert, die man allzuleicht übersieht. Nicht zu übersehen war dagegen, daß das Maison d’Annette es sich leisten konnte, für den Chic, den
es seiner verwöhnten Kundschaft bot, gesalzene Preise zu verlangen. Ich fand
eine Parklücke zwischen einem Cadillac mit vier böse funkelnden Rückstrahlern
und einem französischen Liliputauto, das man, wenn man keinen Parkplatz fand,
notfalls auch an der Uhrkette mit sich herumtragen konnte. Obwohl gelegentlich
jemand auf die vernünftige Idee kommt, einen wirklich brauchbaren Wagen zu
bauen? Wohl kaum — Vernunft ist heutzutage ein kaum mehr erschwinglicher Luxus.
    Im Verkaufsraum herrschte
gedämpfte Eleganz. Ich sah mir die ausgestellten Kleider an. Sie trugen keine
Preisschilder, und das ließ tief blicken — nicht nur wegen der Ausschnitte. Ein
dürres, mittelalterliches Wesen in einem enganliegenden, schwarzen Seidenkleid
mit schwarzen Fledermausärmeln kam mir entgegen.
    »Kann ich Ihnen helfen ?« fragte die Holde quieksend.
    »Danke, noch fühle ich mich
ganz wohl«, wehrte ich hastig ab und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Ich komme wegen eines Kleides, das eine Bekannte hier gekauft hat .«
    »So?« Sie blinzelte mich
ungewiß an. »Dann wollen Sie sicher mit Mademoiselle Annette selber sprechen ?«
    »Das wäre mir allerdings lieb«,
meinte ich. »Nimmt sie vielleicht Eintritt für die Besichtigung ?«
    Jetzt trat sie ihrerseits
zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. »Ich werde Bescheid sagen,
daß Sie hier warten«, stammelte sie und verschwand hastig hinter einer schweren Samtportiere .
    Ein paar Minuten verstrichen.
Ich zündete mir ungeduldig eine Zigarette an. Dann erschien die Herrin über
soviel Eleganz auf der Bildfläche. Meine Ungeduld war mit einem
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