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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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Schlag
verflogen — für eine solche Frau lohnte sich das Warten schon. Sie war groß,
langbeinig und dunkelhaarig, hatte eine phantastische Figur und eine königliche
Haltung. Aus einem schmalen, attraktiven Gesicht sahen mich graue Augen ruhig
an. Ich wandte ihr langsam mein linkes Profil zu, damit doch auch sie etwas von
dieser Begegnung hatte.
    »Sie wollten mich sprechen ?« fragte sie. Ihre Stimme war höflich — weiter nichts.
Trotzdem wirkte sie so aufregend, daß sie auch die letzten Fetzen
Morgenmüdigkeit aus meinem Gehirn verscheuchte.
    »Ja«, sagte ich und musterte
sie von oben bis unten. »Ich glaube, nur ein kurzsichtiger Urgroßvater würde sich
die Gelegenheit entgehen lassen, eine Frau wie Sie zu sprechen .«
    Sie lächelte nachsichtig.
»Suchen Sie vielleicht ein Geschenk für Ihre Frau ?«
    »Ich bin nicht verheiratet«,
beeilte ich mich zu versichern. »Ich finde, wenn einem die Natur ein so vollendetes
Profil geschenkt hat, darf man sich nicht auf eine Frau beschränken — es wäre
ungerecht den anderen gegenüber .«
    »Sie ziehen es also vor, Ihren
Charme wie Kunstdünger in der Gegend zu versprühen ?« fragte sie unschuldig.
    »Schade, daß Sie nichts für
Kunstdünger übrig haben !« meinte ich bedauernd. »Na
schön, wenn Sie’s nicht anders haben wollen: Ich komme geschäftlich .«
    Sie mußte nun doch lachen. »Sie
sind hart im Nehmen, Mr. Boyd. Also — worum handelt es sich ?«
    Ich sagte ihr, ich sei
Privatdetektiv und auf der Suche nach einem Mädchen, von dem ich nicht viel
mehr wußte, als daß es einmal ein Kleid im Maison d’Annette gekauft hatte.
    Die Brünette nickte sachlich.
»Dürfte ich einmal das Etikett sehen, von dem Sie gesprochen haben ?« Ich reichte es ihr, und sie betrachtete es genau. »Ja,
das Kleid stammt aus meinem Salon. Haben Sie noch irgendwelche Anhaltspunkte?
Wissen Sie zum Beispiel, wann das Kleid gekauft worden ist ?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, daß
es ein cremefarbenes Jackenkleid mit einem abstrakten blauen Muster war. Aber
das können Sie aus dem Stoffrest, den Sie in der Hand halten, ja selber
erkennen .«
    »Ich will sehen, was ich für
Sie tun kann. Ich müßte Sie nur bitten, Mr. Boyd, hier zu warten, während ich
einmal in unseren Unterlagen nachsehe. Vielleicht finde ich etwas .«
    »Das macht nichts«, sagte ich
herzlich. »Und mein Name ist Danny .«
    Die Brünette verschwand hinter der schweren Portiere und blieb fast zehn Minuten fort. Ich
hatte meine zweite Zigarette schon fast zur Hälfte aufgeraucht, als sie wieder
erschien.
    »Tut mir leid, daß es so lange
gedauert hat, Mr. Boyd«, sagte sie und lächelte entschuldigend. »Unsere
Registratur ist ziemlich überholungsbedürftig .«
    »Auf Sie warte ich gern noch
länger !« versicherte ich. »Nun, wie steht’s ?«
    »Es war die Kopie eines
Originalmodells von Balenciaga«, sagte sie, »eine wunderschöne Création . Ein Einzelstück. Bei diesem Preis kann man es
sich nicht leisten, mehr als eins zu verkaufen. Stellen Sie sich den Skandal
vor, wenn sich zwei Kundinnen mit dem gleichen Kleid auf einer Cocktail-Party
gegenüberstehen! Nicht auszudenken !«
    »Ja, ja«, sagte ich ungeduldig,
»und wer hat Ihr Einzelstück nun gekauft ?«
    »Sobald ich den Namen vor mir
sah, konnte ich mich wieder deutlich erinnern. Miss Damon hieß die Kundin —
Dawn Damon .«
    »Und Sie irren sich nicht ?« stammelte ich.
    »Natürlich nicht.« Sie hob die
Augenbrauen ein wenig. »Die Auskunft scheint Ihnen keine besondere Freude zu
machen ?«
    »Ich hatte gedacht, es wäre
eine Blondine namens Jeri gewesen«, murmelte ich. »Vielleicht hat sie Ihnen
einen falschen Namen gegeben und sich hinterher die Haare färben lassen ?«
    Annette schüttelte entschieden
den Kopf. »Da muß ich Sie leider enttäuschen. Ich kenne sie nämlich nicht nur
vom Geschäft her, sondern habe sie auch neulich erst auf einer Party getroffen.
Das ist mir vorhin, als ich ihren Namen sah, gerade eingefallen .«
    »Wohnt sie denn in Santo Bahia ?«
    Sie zuckte die Achseln. »Das
weiß ich nicht — wir haben nur ein paar Worte gewechselt. Sie ist beim
Fernsehen, das hat sie mir jedenfalls erzählt. Ich hab’ sie aber noch nie in
einem Stück gesehen .« Sie lächelte wieder. »Allerdings
komme ich auch wenig dazu, vor der Mattscheibe zu sitzen .«
    »Kann ich mir vorstellen. Ließ
sie sich das Kleid schicken ?«
    »Nein — sie war so begeistert
davon, und es paßte so tadellos, daß sie es gleich mitgenommen hat. Sie
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