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Blitz kehrt heim

Blitz kehrt heim

Titel: Blitz kehrt heim
Autoren: Walter Farley
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zu, erhob sich und ging mit schleppenden Füßen in den Stall: „Sie kommen, Alec.“
    Der Junge stand mit dem Rücken zu ihm und hatte sein Gesicht an den Hals des Pferdes gepreßt. „Er hat mir das Leben gerettet“, sagte er und wollte noch etwas hinzusetzen, aber seine Stimme brach, und seine Schultern zuckten — er weinte.
    „Jaja, ich weiß, Alec...“ Henry stockte, der Transportwagen war jetzt am Hoftor angekommen und würde gleich vor dem Stall halten.
    Der Alte trat zu dem Jungen und legte den Arm tröstend um ihn. Der Hengst warf den Kopf auf und entblößte die Zähne. „Sieh mal, mein Junge, ich könnte dir viel erzählen über Pferde, die ich geliebt und verloren habe zu meiner Zeit, aber es würde zu nichts führen. Ich glaube, daß es keine größere Liebe gibt als die deine zu Blitz, ausgenommen die seine zu dir! Ich will dir nicht sagen, du sollst ihn vergessen, denn dazu wärest du nicht imstande. Allein, es nützt nichts zu weinen. Du bist flink und beherzt, sonst stündest du heute nicht hier, sondern wärest damals ertrunken. Also reiß dich zusammen, und laß uns versuchen, etwas herauszufinden.“
    Alec fuhr sich mit der Hand über die Augen, dann drehte er sich zu Henry herum. „Du hast recht“, murmelte er.
    „Wir stehen wie vor einer ganz hohen Mauer, Alec“, fuhr Henry fort. „Nach Recht und Gesetz gehört Blitz diesem Herrn Abu. Sollte er bereit sein, ihn zu verkaufen, werden wir Himmel und Hölle in Bewegung setzen, uns das Geld zu beschaffen. Wenn er indessen nicht dazu bereit ist, sind wir machtlos, und Gott allein weiß, was wir dann tun könnten. Ich werde mit ihm sprechen und will versuchen, ihm zu erklären, welche Verbundenheit zwischen dir und dem Pferd besteht. Ich hoffe, daß er es verstehen wird. Doch dürfen wir uns nichts vormachen, wir wissen, daß er um die halbe Welt gefahren ist, um sein Pferd wiederzubekommen. Das tut niemand, dem nicht ungeheuer viel daran liegt und der nicht ganz schwerwiegende Gründe hat. Er sieht eigentlich sehr sympathisch aus, finde ich, und ganz und gar nicht, als ob er unvernünftig wäre, daher hoffe ich, daß er mir zuhören und mich verstehen wird.“
    „Und du glaubst nicht, Henry, daß er mit dem, was in der vergangenen Nacht hier vorgegangen ist, etwas zu tun hat?“
    „Nein. Abu ben Isaak will sein Pferd lebendig haben — jemand anderer wünscht es tot! Wer das ist, weiß ich nicht; mag sein, daß er es weiß, obwohl er sagte, daß er das Medaillon nicht kennt.“
    „Ich glaube doch, Henry, daß er es kennt; allerdings ist das nur ein Gefühl. Beweise habe ich nicht.“
    Der Transportwagen stand jetzt vor dem Tor. Henry und Alec gingen hin. Herr Abu und ein Polizist kamen ihnen entgegen.
    „Ich werde mit ihm sprechen, warte du hier“, sagte Henry.
    Der Hengst wieherte, und Alec wandte sich ihm rasch zu.
    Etwa zehn Minuten später betrat der Araber den Stall, gefolgt von Henry, in dessen Gesicht das Gegenteil dessen zu lesen stand, was Alec wünschte.
    „Er will Blitz um keinen Preis verkaufen...“, sagte Henry niedergeschlagen.
    „Auf keinen Fall, Sir? Auch nicht für eine hohe Summe?“
    Der Araber sah den Jungen an, er schien sehr freundlich, und in Alec stieg Hoffnung auf. „Herr Henry Dailey hat mir erzählt, wieviel mein Pferd dir bedeutet. Jedoch, mein Sohn — arabische Pferde sind nicht verkäuflich, unsre Pferde sind ein Teil von uns selbst! Zu Hause haben wir unsre Familien, aber in der Wüste sind die Pferde unsre einzigen Freunde, und ein Mann verkauft niemals seinen Freund!“ Er machte eine Pause und zog seine Brieftasche heraus. „Ich möchte dir wiedererstatten, was du dem Pferd Gutes getan hast! Bitte, nimm das.“
    „Nein, danke, Sir!“ sagte Alec ruhig und fest. „Für das, was ich einem Freund getan habe, lasse ich mich nicht bezahlen.“
    Abu ben Isaak sah erst Alec, dann Henry an. Sie wußten beide, daß es unmöglich sein würde, den Jungen von seinem Entscheid abzubringen.
    Der Fahrer des Transportwagens, der bis dahin am Tor gewartet hatte, wollte jetzt mit einem Halfterstrick zu Blitz gehen, aber Herr Abu hielt ihn zurück. „Ich werde ihn selbst führen“, sagte er. Alec und Henry beobachteten voller Spannung, wie er sich der Box näherte. Ohne zu zögern, öffnete er die Tür. Der Hengst zitterte, aber weder keilte er aus, noch versuchte er zu beißen. Wenn Alec noch Zweifel gehegt hatte, daß Abu der Eigentümer war, so verschwanden diese jetzt, denn kein Mensch, außer ihm selbst
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