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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr
Autoren: Walter Farley
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kam gar nicht darauf an, Alec hatte im Lauf der Jahre gelernt, mit Blitz zu sprechen, ob er zuhörte oder nicht.
    Ein scharfer Geruch von schmelzendem Zuckerrohr veranlaßte Alec, die Augen über den grünen Teppich der eingezäunten Weiden weg hinüber zu den großen Schornsteinen der Zuckerfabrik wandern zu lassen. Dicke graue Rauchschwaden wogten über die Gebäude und das Land mit geradezu benebelnder Süßigkeit. Sugarfoot-Ranch, dachte Alec, ist tatsächlich ein passender Name für diesen Ort!
    Er verbrachte mit Blitz hier seinen Erholungsurlaub. Beide benötigten ihn dringend, nachdem sie die vorangegangenen Monate mehrere strapaziöse Rennen hinter sich gebracht hatten. Alec hatte nicht erwartet, daß Südflorida sich als eine so angenehme Landschaft erweisen würde. Die meisten Winterurlauber gingen an die berühmten Badestrände und bekamen deshalb diese weite, schwach besiedelte Region hier an der Grenze zu den Everglades nie zu Gesicht.
    Er genoß die tropische Sonne und die friedliche Stille ringsum. Sein sportgestählter Körper war ebenso gebräunt wie sein Gesicht. Er fühlte sich pudelwohl in den wohlverdienten Ferien nach der anstrengenden Rennsaison in Hialeah-Park in Miami. Hier warteten endlich einmal keine Pflichten auf ihn, er konnte sich entspannen und das Zusammensein mit Blitz genießen. Es war endlich für beide wieder einmal so wie vor langer Zeit.
    Träge sah er einem großen Reiher nach, der über einen Hain von Kokospalmen dahinflog, deren Wedel sich anmutig in der leisen Morgenbrise wiegten. Gleich darauf wandte er den Blick wieder seinem Hengst zu, der im Schatten der Eiche immer noch auf dem Rücken lag, die Hinterhand angezogen, die Vorderbeine gespreizt. Alec mußte lächeln, denn es war eine kuriose Haltung für ein Pferd, das sich sonst so königlich gebärdete. Offensichtlich genoß auch Blitz seine Ferien in diesem Sonnenland.
    Alec setzte sich etwas bequemer zurecht auf seiner Zaunplanke und dachte darüber nach, daß es ein idealer Landstrich für die Aufzucht junger Pferde wäre. Henry Dailey hatte es angedeutet, ehe er weggefahren war, um in New York das Training mehrerer Zweijähriger zu überwachen. Henry, sein alter Freund und Trainer, hatte vorgeschlagen, eine kleine Farm in dieser Gegend zu kaufen, um sozusagen eine Filiale zu ihrem Gestüt im Norden, der »Farm der Hoffnung«, zu haben. Dann könnten sie ihre Jungpferde in dieses milde Klima bringen, und vielleicht auch einige ältere Pferde, denen das Ausruhen in der Sonne guttun würde.
    An und für sich war das keine neue Idee, hatte Alec zu seinem Mentor gesagt, denn in der Gegend von Ocala im oberen Teil Mittelfloridas hatten sich viele Pferdezüchter derartige »Nebengestüte« zugelegt, um die Vorteile der ganzjährig milden Witterung auszunutzen.
    »Da oben ist das Land infolgedessen viel zu teuer geworden«, hatte Henry gesagt, »und wir müssen doch nicht dort sein, wo schon so viele sind! Aber die Gegend hier ist sehr in Betracht zu ziehen, sie gefällt mir. Also denke einmal in Ruhe darüber nach, während ich fort bin.«
    Da gab es Vor- und Nachteile, überlegte Alec. An und für sich gedieh auf diesem Boden Zuckerrohr und Gemüse besser als Weidegras. Es war urbar gemachtes, dem Sumpf abgerungenes Land, der Boden ein tiefschwarzer Humusteppich auf Korallenkalkstein, aus dem die ganze Halbinsel Florida bestand. Es war der Kunst der amerikanischen Militärpioniere zu verdanken, die einen riesigen Stausee gebaut hatten, um die Wassermengen des Okeechobeesees im Norden zu sammeln. So hatten sie das Wasser eingefangen, das vorher diesen Landstrich überflutete und auf seinem Weg nach Süden die Everglades speiste. Vieltausend Hektar fruchtbaren Bodens waren dadurch gewonnen worden, zahlreiche neue Siedlungen entstanden.
    Freilich führte das auch zur Austrocknung der riesigen interessanten Sumpf- und Marschlandschaft mit ihrer einst so üppigen Tier- und Pflanzenwelt. Immer mehr Kanäle wurden angelegt, inzwischen schon nicht mehr allein von den Militärpionieren, sondern vielfach von privaten Unternehmern, die Wohnsiedlungen schufen und die grandiose Natur immer mehr einengten.
    Alec blickte nach Süden, wo ein scheinbar nirgends endender lohfarbener Strich, der sich mit den Strahlen der aufgehenden Sonne vermischte, den Horizont begrenzte. Dort begannen die Everglades, das 250 Kilometer lange, 100 Kilometer breite Sumpfgebiet, das nur zweieinhalb Meter über dem Meeresspiegel liegt und vorwiegend mit
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