Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
Ringling für ein Schicksalszeichen gehalten, dem er folgen mußte.
    Noch immer umbrandete ihn und sein Pferd der Beifall. Er bemerkte jetzt einige Kinder, die sich vor Begeisterung über die Brüstung eines der oberen Ränge lehnten, ihm zujubelten und mit dem Programmheft winkten. Er winkte zurück, weil er ahnte, daß sie in seiner Stute das Geisterroß gesehen hatten, als das er Silberfee betrachtet haben wollte. Oh, ein Zirkus war eben für kindliche Gemüter bestimmt, die noch im Reich der Phantasie lebten!
    Als er seine geliebte Stute aus der Arena hinausführte, gingen die Lichter aus, mit Ausnahme der Scheinwerfer. Sie ahnte nicht, was er mit ihr auf der anderen Seite des Ozeans vorhatte: er wünschte sich ein Fohlen von ihr und kannte auch bereits den Hengst, der der Vater werden sollte! Erst vorige Woche hatte er ihn im schwedischen Fernsehen entdeckt, er hieß Blitz, war ein herrlicher Rappe und hatte soeben wieder einmal ein großes Rennen in Florida gewonnen. Daß de Villa ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, kurz vor seiner Abreise nach Amerika, einen so ungewöhnlich schönen Hengst entdeckte, wie er ihn lange vergeblich gesucht hatte, deutete er als ein weiteres Schicksalszeichen. Er war entschlossen, sich durch nichts davon abhalten zu lassen, Blitz für seine Stute zu benutzen. Er war ebenso unbeugsam wie skrupellos, ein Mann, der sich stets nahm, was er sich wünschte.
    Der Applaus verebbte noch lange nicht, nachdem er hinter den schwarzen Samtvorhang gegangen war, aber er kehrte nicht in die Manege zurück.

Blitz, der schwarze Hengst

    Schwarz wie eine aus Ebenholz geschnittene Silhouette stand Blitz in seiner Koppel im goldenen Licht des frühen Morgens. Jetzt warf er den Kopf auf und sog mit geweiteten Nüstern die Frühlingsluft ein. Sein kraftstrotzender Körper sehnte sich mit fast unerträglich stürmischem Verlangen nach einer Gefährtin. Wie nie zuvor erregte es ihn, wenn der Wind ihm die verlockende Witterung von den Stuten auf der übernächsten Koppel herübertrug. Plötzlich stieß er ein schrilles Wiehern aus, um die Stuten zu grüßen, die er von hier aus nicht sehen konnte. Er wollte ihnen näher sein! Wie ein Pfeil von der Sehne schnellte er sich ab und jagte mit flatternder Mähne und wehendem Schweif hinüber zum anderen Ende seiner Weide. Er hielt sich dicht an dem schnurgerade gezogenen Zaun, der ihn von den anderen Koppeln trennte, auf denen ebenso üppiggrünes Gras wuchs wie auf der seinen. An seinem Ziel angekommen, blieb er stehen und hob den Kopf, so hoch er nur konnte, um über die Planke sehen zu können. Dort drüben waren sie! Er ließ wiederum das hohe, gebieterische Hengstwiehern hören. Es klang wie ein Befehl, leidenschaftlich und berstend vor Leben.
    Einige Stuten hoben den Kopf und blickten herüber. Dann begannen sie in weiten Kreisen herumzugaloppieren, die Mehrzahl jedoch graste weiter, als hätte sie seine Liebesrufe nicht gehört. Er wiederholte sie in der Hoffnung, die galoppierenden Stuten zu sich herüberlocken zu können. Es gelang ihm nicht, sie waren zu weitab, und die Koppelzäune trennten sie. So beruhigten sich die erregten Stuten allmählich wieder und schlossen sich ihren friedlich weidenden Genossinnen an.
    Um seinem Zorn und seiner Enttäuschung ein Ventil zu öffnen, begann er nun, die ganze Länge der Koppel auf und ab zu rasen. Wenn er gelegentlich stehenblieb, um zu verschnaufen, dann stampfte er wild, daß die Erdklumpen nur so flogen. Zwischendurch wieherte er wieder, es klang immer metallischer und drohender, mehr befehlend als schmelzend vor Liebe.
    Abermals hoben einige Stuten lauschend den Kopf, sie sahen ihn in all seiner majestätischen Männlichkeit. Er wirkte beinah drohend, und sie flüchteten so weit wie möglich von ihm fort bis ans andre Ende ihrer Koppel.
    Blitz beobachtete, wie sie sich entfernten, seine Augen blitzten vor Zorn, er schnaubte empört, die Adern unter seinem seidenweichen Fell schwollen an, und er tobte sich wieder in einem wilden Galopp aus.
    Später, als sein Ärger verraucht war, suchte er den Schatten einer großen Eiche auf, ließ sich langsam nieder, rollte sich auf den Rücken und wälzte sich mit Wohlbehagen im kühlen Gras.
    Alec Ramsay hatte auf der höchsten Planke des Zaunes gesessen und sein Pferd beobachtet. Er rief ihm jetzt zu: »Ist das eine Art, sich zu benehmen? Du solltest dich doch wohl gesitteter betragen!«
    Der Hengst wälzte sich weiter, ohne Alecs Worten Beachtung zu schenken. Nun, es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher