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Blitz bricht aus

Blitz bricht aus

Titel: Blitz bricht aus
Autoren: Walter Farley
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ziemlich ungenießbarer Gesell sein würdest, wenn du nicht von Zeit zu Zeit auf die Rennbahn zurück könntest.«
    »Selbstverständlich! Die Rennbahn ist ja schließlich fünfzig Jahre lang der wichtigste Teil meines Lebens gewesen—es ist sozusagen mein Selbst!«
    »Stimmt! Und so ähnlich steht’s auch mit Blitz!« sagte Alec.
    »Was denn—er möchte auf die Rennbahn?« fragte Henry ungläubig. »Du bist wohl nicht recht bei Trost, Alec? Du weißt doch so gut wie ich, daß er völlig unkontrollierbar ist.«
    »Ich meine nicht, daß er sich nach Rennen sehnt«, antwortete Alec schnell, »ich habe nur den Vergleich im Auge. So lebensnotwendig für dich die Rennbahn ist, so lebensnotwendig ist für Blitz—Freiheit.«
    Henry lachte. »Damit hast du wahrscheinlich recht, aber was willst du denn tun? Ihn frei laufen lassen, wohin er will?«
    »Das ist genau das, was ich meine.«
    »Machst du Witze?« Henry lachte. »Du siehst wohl schon, wie er durchs Land stürmt? Vielleicht bis Chicago, um einen Blick auf die Rennbahn zu werfen, die er ja kennt.«
    »Jetzt versuchst du, witzig zu sein«, sagte Alec.
    »Tatsächlich, das habe ich versucht«, antwortete Henry traurig, »aber du hast mich dazu herausgefordert. Möchtest du mir nicht erklären, was du dir eigentlich bei deiner Bemerkung gedacht hast?«
    »Blitz braucht Abwechslung von dem täglichen Einerlei hier im Gestüt. Er hat sich sehr lange Zeit beherrscht, bis er heute nacht nicht mehr konnte. Von heut an werden wir keinen Frieden mehr haben, wenn wir ihn hierbehalten; davon bin ich überzeugt. Wenn wir ihm aber etwas Freiheit geben könnten, die Möglichkeit, nach Herzenslust allein umherzustreifen, dann würde sich seine Erregung wieder legen, und er würde als besseres Pferd zu uns zurückkehren.«
    »Zurückkehren? Von wo denn?«
    »Was denkst du über die Farm von Bill Gallon in Südkalifornien?«
    »Die Einödranch? Willst du ihn dort unterbringen? Warum gerade dort?«
    »Auf der Einödranch gibt’s einige tausend Hektar eingezäuntes Weideland«, sagte Alec ruhig. »Blitz würde sich dort fast so frei tummeln können wie in seiner heimatlichen Wüste. Das würde für ihn in seiner gegenwärtigen Verfassung gerade das sein, was er braucht. Meinst du, daß Bill uns gestatten würde, ihn dort für zwei oder drei Monate freizulassen?«
    »Selbstverständlich. Bill ist einer meiner besten Freunde. Aber bist du auch wirklich davon überzeugt, daß das helfen würde? Ihn einfach freizulassen?«
    »Nichts andres«, entgegnete Alec, »das wäre das Richtige.«
    »Dann solltest du mit ihm gehen, denn er ist dein Pferd.«
    Alec sah zum Fenster hinaus. »Hinbringen müßte ich ihn selbstverständlich«, erwiderte er nach einer Weile.
    »Und dann wieder zurückkommen?«
    »Ja, sobald ich mich davon überzeugt habe, daß alles in Ordnung ist.«
    »Warum willst du denn nicht bei ihm bleiben?«
    »Du weißt selbst, warum, Henry.«
    »Wegen deiner Arbeit hier im Gestüt?«
    Alec nickte.
    Jetzt schwieg Henry eine Weile, aber er sah dabei Alec an. Endlich sagte er: »Meines Erachtens täte es dir ebenfalls gut, einmal auszuspannen.«
    »Ach wo, ich fühle mich ausgezeichnet.«
    »Aber du wirst ihn vermissen.«
    »Das ist sicher.«
    »Und er wird dich vermissen.«
    »Er wird zu glücklich sein in seiner Freiheit, um jemand zu vermissen.«
    »Wenn er dich bei sich hätte, würde ihm seine Freiheit noch mehr wert sein«, sagte Henry, »ihr beide miteinander allein, so wie es am Anfang war.«
    »Du wirst ja sentimental, Henry.« Alec lächelte.
    »Ja, vielleicht; aber ich möchte, daß du mit ihm gehst, wenn dir die ganze Sache wirklich ernst ist.«
    »Ich meine es in vollem Ernst.«
    Henry stand auf. »Er ist dein Pferd; also wirst du mit ihm reisen und bei ihm bleiben. Deine Arbeit hier im Gestüt übernehme ich. Wenn mir dein Vater und Jinx zur Seite stehen, geht das ohne weiteres. Wirklich, es wird mir guttun, hier zur Abwechslung einmal die volle Verantwortung allein zu tragen.«
    Auch Alec erhob sich. »Nein, Henry, ich komme zurück.«
    »Ach, du hältst dich für unersetzlich?«
    »Das ist es nicht, Henry.«
    »Selbstverständlich ist es das. Und das ist ein ganz falscher Standpunkt.« Henry kam um das Pult herum und nahm Alec am Arm. »Wenn Blitz weggeht, gehst du auch—und bleibst bei ihm, bis er zurückkommt. Das ist hiermit abgemacht.—So, und jetzt wollen wir uns endlich anziehen. Hernach rufe ich sogleich Bill Gallon an, um zu fragen, ob er Blitz und dich
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