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Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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auf ihre Hände, die ineinander verkrallt auf dem Tisch lagen. »Seit diesem Tag versucht er verzweifelt, möglichst so zu sein, dass man ihn auf keinen Fall lieben kann.«
    Ski teilte ihre Meinung, und Berry vermutlich ebenfalls, doch keiner von ihnen war bereit, es laut auszusprechen, weil damit Caroline indirekt die Schuld dafür tragen würde. Dodge hatte sie mit voller Absicht betrogen. Damit hatte er das Beste weggeworfen, was ihm je in seinem Leben passiert war. Und Caroline hatte sich geweigert, auch nur einen Millimeter von ihrem Standpunkt abzuweichen. Auf diese Weise hatten sie einander verloren.
    Der Verlust war für sie beide gewaltig gewesen und hatte die Weichen dafür gestellt, wie ihrer beider Leben in den nächsten dreißig Jahren weiter verlaufen war. Jahre, in denen sie alle hätten glücklicher sein können. Wäre er ihr nur treu gewesen. Und wäre sie nicht so hart geblieben.
    Das Läuten von Carolines Handy ließ sie aufschrecken – sie hatte der Schwester auf der Intensivstation die Nummer gegeben. Beklommen meldete sie sich und lauschte mehrere Sekunden lang. »Ich bin gleich da«, sagte sie dann und legte auf. Sie zitterte, als sie ihren Stuhl zurückschob und sich erhob. »Er kommt wieder zu sich.«
    »Gott sei Dank«, flüsterte Berry, der die Erleichterung ebenso ins Gesicht geschrieben stand wie Ski. Wie es aussah, hatten sich ihre schlimmsten Befürchtungen doch nicht bewahrheitet.
    »Sie hat gesagt, wenn ich sofort komme, darf ich ihn fünf Minuten sehen.«
    »Los, schnell«, drängte Berry sie mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Geh schon. Wir kommen später nach.«
    Caroline warf ihr einen dankbaren Blick zu und rannte davon.
    Schwankend erhob sich Berry. Einen Moment lang blickte sie Ski aus tränennassen Augen an, dann verzerrten sich ihre Züge, und sie begann zu weinen. Er zog sie an sich und hielt sie in den Armen.
    »Wein ruhig.«
    Ohne die anderen Gäste in der Cafeteria zu beachten, standen sie da. Beschwichtigend streichelte er ihr über den Rücken, während sie von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde. Möglicherweise würde sie den Vater verlieren, den sie gerade erst gefunden hatte. Das war bitter. Noch dazu trug sie die Schuld an allem, was passiert war. Daran würde sie bestimmt noch lange zu knabbern haben.
    Er konnte sie nur dafür bewundern, dass sie die Verantwortung übernahm – ein oberflächlicherer Mensch hätte sich vielleicht mit ein paar lahmen Ausreden herausgewunden und das Ganze ad acta gelegt –, trotzdem mischte sich ein Anflug von Mitgefühl unter seine Bewunderung. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer die Last der Schuld auf den Schultern sein konnte. Sie würde all ihre Kraft brauchen, um ihr Leben wieder in die Hand nehmen und sich eines Tages verzeihen zu können. Doch er war sicher, dass sie das Zeug dazu hatte – immerhin war sie die Tochter von zwei Menschen, denen es selbst nicht an Starrsinn und nüchterner Entschlossenheit fehlte.
    Nach einer Weile löste sie sich von ihm, zupfte ein Papiertaschentuch aus einer Schachtel auf dem Tisch und tupfte sich Augen und Wangen damit trocken. »Was für ein Theater.«
    »Eigentlich nicht. Außerdem – wen kümmert es?«
    Sie lächelte zittrig. »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    »Wir sollten nach oben gehen. Mutter braucht mich vielleicht.«
    Eine Hand um ihren Nacken gelegt, führte Ski sie durch die Cafeteria und die Eingangshalle zu den Aufzügen. Sie betraten eine leere Kabine und fuhren nach oben zur Intensivstation.
    Er beugte sich vor und küsste behutsam die winzige Klammer an ihrer Schläfe. Orens Hieb mit der Pistole hatte eine klaffende Wunde hinterlassen, die hatte geschlossen werden müssen.
    Sie lehnte sich gegen ihn. »Ich weiß ja, dass die Pflicht ruft. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du noch eine Weile bleiben würdest.«
    »Ich werde hier sein.«
    Sie sah ihn an. »Überleg es dir lieber gut, bevor du solche Zusagen machst, Ski. Es könnte noch eine ganze Weile dauern, und wir wissen nicht, wie das Ganze ausgeht.«
    Ihm war durchaus bewusst, dass sie damit auch auf ihre Zukunft anspielte und nicht nur davon sprach, dass sie noch eine Weile an Dodges Bett würden wachen müssen. Er legte die Hände um ihr Gesicht und küsste sie zärtlich. »Ich werde hier sein.«
    Dodge hatte keine Ahnung, wo er war, als er wieder zu sich kam. Er wusste nur, dass er sich angenehm benebelt fühlte. Alles um ihn herum war leicht verschwommen, wie weichgespült, und er war von einer
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