Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
die Gurte festzurrten.
    Schritte ertönten auf der Treppe. Ski drehte sich um, als ein weiterer Deputy ins Zimmer gestürmt kam und abrupt stehen blieb. »Ich bin so schnell hergekommen, wie ich konnte«, stieß er atemlos hervor, während er erschrocken an Ski vorbei auf den dunklen Blutfleck auf dem Teppich spähte und dann das Opfer auf der Rolltrage anstarrte.
    Er war gute zehn Jahre jünger als Ski, fast dreißig Zentimeter kleiner und hatte einen leichten Bauchansatz. Seine Apfelbäckchen waren gerötet, und er war außer Atem – vor Aufregung oder vom kurzen Sprint die Treppe herauf. Ein Grünschnabel. Dies war sein erstes Opfer mit einer Schussverletzung. Für ihn war das Ganze eine ganz große Sache.
    »Helfen Sie denen mal, Andy. Könnte schwierig werden, die Trage um die Ecke zu manövrieren. Und fassen Sie bloß nichts an, solange Sie keine Handschuhe anhaben«, sagte Ski.
    »Mach ich.«
    »Hal hilft uns, das Haus zu sichern. Er ist schon unterwegs.«
    »Wird wohl noch eine ganze Weile dauern.«
    »Und bis dahin«, erklärte Ski streng, »werden Sie dafür sorgen, dass hier keiner reinkommt. Auch keiner von unseren Leuten. Ich verlasse mich auf Sie. Klar?«
    »Klar.« Der Deputy zog seinen Pistolengürtel hoch, der ihm halb über die Hüfte gerutscht war, und begleitete die Sanitäter nach unten.
    Ski trat durch die geöffnete Tür, in deren Rahmen das Opfer gelegen hatte, und spähte ins Badezimmer.
    Eine junge Frau saß auf dem Wannenrand. Sie hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände vors Gesicht geschlagen und wiegte sich rhythmisch vor und zurück. Er blickte auf ihren Kopf hinab. Ihr Haar war in der Mitte gescheitelt. Kastanienbraun, vermutete er, wollte es aber lieber nicht beschwören, da es nass war. Es hing ihr wie ein schwerer Vorhang zu beiden Seiten des Gesichts herab.
    Sie trug einen dünnen Baumwollbademantel, den Gürtel nachlässig in der Taille gebunden. Die weiten Ärmel waren ein Stück nach hinten gerutscht und gaben den Blick auf ihre schlanken, mit blassen Sommersprossen bedeckten Arme frei. Der Stoff hatte sich über ihren Knien geteilt, sodass ihre nackten Beine zum Vorschein kamen. Ihre Zehen krallten sich in den flauschigen Duschvorleger.
    Diese Frau war nicht Caroline King.
    Die Badewanne war noch nass. Der Duschvorhang hing auf einer Seite, wo die Metallringe von der Stange gerissen waren, schlaff herunter. Eine Shampooflasche mit offenem Deckel stand auf dem Wannenrand.
    Wahrscheinlich war sie beim Duschen gestört worden. Das würde die feuchten Stellen auf ihrem Bademantel erklären.
    Direkt neben ihr lag ein .38er-Revolver, ein billiges Ding, wie man es an jeder Ecke bekam. Die Waffe stand in krassem Gegensatz zum unschuldigen Anblick ihrer nackten rosigen Zehen. Sie war durch die Toilette verdeckt, deshalb hatten die Sanitäter sie offenbar nicht bemerkt. Absicht?, fragte sich Ski.
    Er zog ein Paar Latexhandschuhe aus der Tasche seiner Jeans und streifte den rechten über, ehe er sich behutsam vorbeugte und den Finger durch den Abzugsbügel schob. Er richtete sich wieder auf und drückte mit dem Daumen den Hahn nach vorn, worauf die Trommel heraussprang. In jeder der sechs Kammern steckte eine Patrone. Er roch am Lauf. Die Waffe war seit Längerem nicht mehr abgefeuert worden.
    Als hätte sie erst jetzt bemerkt, dass jemand neben ihr stand, ließ die Frau die Hände sinken und sah zu Ski hoch. Trotzdem schien sie ihn nur vage wahrzunehmen. Ihre hellbraunen Augen waren vom Weinen gerötet. Sie war kreidebleich, ihre Lippen beinahe farblos.
    Die Frau schluckte vernehmlich. »Geht es ihm gut?«
    »Das würde ich nicht gerade sagen.«
    Ein Wimmern drang über ihre Lippen, während sie an Ski vorbei auf den Blutfleck hinter der Tür blickte. »O Gott.« Sie presste sich die zitternden Finger auf die Lippen. »Ich kann nicht glauben, dass das passiert ist.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Er muss wieder gesund werden. Ich sollte bei ihm sein. Ich muss gehen.«
    Sie wollte aufstehen, doch Ski legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie auf den Wannenrand zurück. »Nicht jetzt.«
    Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, sah sie ihm ins Gesicht. »Sind Sie … Wer sind Sie?«
    Er zog das Ledermäppchen von seinem Gürtel, klappte es auf und hielt ihr seine Marke vor die Nase. »Deputy Ski Nyland, Büro des Sheriffs von Merritt County.«
    »Verstehe.« Doch Ski sah ihr an, dass sie überhaupt nichts verstand. Sie nahm noch nicht einmal seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher