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Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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sich ausschließlich an Bargeld, und nicht einmal Derek wusste, wo er wohnte.
    »Dodge? Bist du’s?«
    »Ja«, knurrte er, halb ein Wort, halb ein trockenes Husten.
    »Hier ist Caroline.«
    Das Feuerzeug entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden.
    »Caroline King.«
    Als wäre der Nachname notwendig gewesen, um seinem Gehirn auf die Sprünge zu helfen.
    »Bist du noch dran?«, fragte sie in die ausgedehnte Stille hinein.
    Er nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch entweichen. »Ja. Ja.« Um sicherzugehen, dass dies kein Traum war, stand er auf und trat ein paar Schritte vom Bett weg. Doch seine Beine zitterten so sehr, dass er rückwärts taumelte und sich auf die weiche Matratze sinken ließ.
    »Ich schätze, du hast nicht mit meinem Anruf gerechnet, was?«
    »Ja.« Ein anderes Wort schien ihm nicht über die Lippen kommen zu wollen. Wie oft war das jetzt gewesen? Viermal? Fünfmal?
    »Bitte entschuldige die Störung«, sagte sie. »Hier ist es schon ziemlich spät, und in Atlanta ist es noch eine Stunde später, das ist mir klar. Ich gehe doch davon aus, dass du immer noch in Atlanta bist, oder?«
    »Ja.« Das war dann wohl Nummer sechs.
    »Wie geht es dir? Geht es dir gut?«
    »Ja.« Scheiße! Hatte er denn auf einmal das Reden verlernt? Lass dir endlich mal was anderes einfallen, verdammt noch mal ! »Äh, mir geht’s gut. Na ja. Okay eben.«
    Was auch stimmte, abgesehen von der plötzlichen Leere in seinem Kopf, seinem Puls, der in astronomische Höhen geschnellt war, und seinen Atemproblemen. Er tastete nach dem Aschenbecher auf dem vollgemüllten Nachttisch und legte seine Zigarette ab.
    »Das ist schön«, sagte sie. »Freut mich zu hören.«
    Beide schwiegen, bis die Stille in der Leitung förmlich zu vibrieren schien.
    »Natürlich würde ich dich nicht belästigen, wenn nicht … ich würde dich niemals um etwas bitten, Dodge. Das ist dir bestimmt klar. Aber es ist wirklich wichtig. Es geht um Leben und Tod.«
    Oh Gott. Sie war krank. Sie lag im Sterben. Sie brauchte eine neue Leber, eine neue Niere, ein neues Herz.
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und presste sich die Hand auf die Stirn. »Was ist passiert? Bist du krank?«, fragte er beklommen.
    »Krank? Nein, nein. Nichts Derartiges.«
    Eine Woge der Erleichterung erfasste ihn, gefolgt von Wut, weil seine Gefühle im Nu die Oberhand gewonnen hatten. »Wieso rufst du mich dann an?«, fuhr er sie an, aus Frust, weil es ihm nicht gelang, kühl und nüchtern zu bleiben.
    »Ich stecke in der Klemme.«
    »Du steckst in der Klemme?«
    »Ja, ich habe Ärger.«
    »Was für Ärger?«
    »Kannst du herkommen?«
    »Nach Houston?« Eine Stadt, in die er, das hatte er sich geschworen, nie wieder einen Fuß setzen wollte. »Wozu?«
    »Es ist kompliziert.«
    »Was ist mit deinem Mann? Ist es für ihn auch zu kompliziert? Oder ist er etwa das Problem?«
    Die Sekunden verstrichen. »Er ist tot, Dodge. Schon seit ein paar Jahren.«
    Die Neuigkeit hallte in seinen Ohren wider, in seinem Kopf. Dumpf. Ihr Mann war tot. Sie war nicht mehr verheiratet. Das hatte er nicht gewusst. Aber woher auch? Schließlich hatte sie ihm keine Traueranzeige geschickt.
    Er wartete darauf, dass sie fortfuhr, doch sie tat es nicht. »Du hast mir immer noch nicht verraten, um welche Art Ärger es sich handelt«, sagte er nach einer Weile.
    »Um die Art, auf die du spezialisiert bist.«
    »Das kann alles Mögliche sein.«
    »Ich will das nicht am Telefon erklären, Dodge. Also, was ist? Kann ich auf dich zählen?«
    »Wann soll ich da sein?«
    »So schnell du kannst. Kommst du?«
    Ihre störrische Weigerung, ins Detail zu gehen, ärgerte ihn. »Wahrscheinlich nicht.«
    Eisiges Schweigen hing in der Leitung. Er griff nach seiner Zigarette, nahm einen Zug und stieß den Rauch aus. Am liebsten hätte er einfach aufgelegt. Er wünschte, er würde es tun; er wünschte, er könnte es.
    »Ich verstehe ja, dass du nicht scharf darauf bist, dich da reinziehen zu lassen. Ehrlich.«
    »Was hast du erwartet, Caroline?«
    »Keine Ahnung. Ich habe spontan angerufen. Ohne mir vorher Gedanken darüber zu machen.«
    »Scheiße noch mal, du rufst mich mitten in der Nacht an und erzählst mir einen Scheißdreck, was vorgefallen ist, aber ich soll alles stehen und liegen lassen und loslaufen, um dich aus irgendeinem Schlamassel rauszuholen? Und dabei weiß ich noch nicht mal, worum es geht!« Er machte eine effektvolle Pause. »Moment mal. Wieso kommt mir das bloß so bekannt vor? Klingt das für dich
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