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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier
Autoren: Patricia Cornwell
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runter.«
    Aber er konnte nicht aufhören, sich zu bewegen, und sie war in ihrer Position erstarrt, und dann schwankte sie kaum merklich.
    »Lucy, das willst du doch auch nicht«, sagte ich. »Bitte. Nimm die Pistole runter.«
    Sie tat es nicht. Sie sprach nicht mit mir und sah mich nicht an.
    Ich bemerkte die Füße um mich herum, Menschen in dunklen Kampfanzügen, entsicherte Gewehre und Pistolen.
    »Lucy, nimm die Pistole runter«, hörte ich Marino sagen.
    Sie rührte sich nicht. Die Waffe zitterte in ihren Händen. Dieser elende Mensch namens Loup-Garou rang nach Luft und stöhnte. Wir waren beide Zentimeter von ihren Füßen entfernt.
    »Lucy, sieh mich an«, sagte ich. »Sieh mich an.«
    Sie blickte in meine Richtung, und eine Träne lief ihr über die Backe.
    »Es ist genug gemordet worden«, sagte ich. »Bitte. Es reicht. Du hast kein Recht zu schießen. Das ist keine Notwehr. Jo wartet im Wagen auf dich. Tu es nicht. Tu es nicht, bitte. Wir lieben dich.«
    Sie schluckte. Ich hob vorsichtig den Arm.
    »Gib mir die Pistole«, sagte ich. »Bitte. Ich liebe dich. Gib mir die Pistole.«
    Sie ließ sie sinken und warf sie in den Schnee, wo der Stahl silbern schimmerte. Sie blieb, wo sie war, den Kopf gesenkt, und dann war Marino neben ihr und redete auf sie ein. Ich verstand ihn nicht, weil es in meinem Ellbogen pochte, als würde dort eine Trommel geschlagen. Dann half mir jemand mit festem Griff auf.
    »Na komm schon«, sagte Talley leise zu mir.
    Er drückte mich an sich, und ich sah zu ihm auf. In dem ATF-Anzug bot er einen ungewöhnlichen Anblick. Ich war mir nicht sicher, ob er es wirklich war. Es war ein Traum oder ein Albtraum. Nichts davon war wahr. Es gab keinen Werwolf, und Lucy erschoss niemanden, und Benton war nicht tot, und ich fiel fast in Ohnmacht, und Talley hielt mich fest.
    »Wir bringen dich in ein Krankenhaus, Kay. Du weißt bestimmt, in welches du willst«, sagte Jay Talley.
    »Wir müssen Jo aus dem Auto holen. Sie muss frieren. Sie kann sich nicht bewegen«, murmelte ich.
    Meine Lippen waren taub. Ich konnte kaum sprechen.
    »Sie ist in Ordnung. Man kümmert sich um sie.«
    Meine Füße waren aus Holz, als er mich die Einfahrt entlang führte. Er bewegte sich, als würden Schnee und Eis ihn nicht beeinträchtigen.
    »Tut mir Leid, wie ich mich verhalten habe«, sagte er. »Ich hab damit angefangen.« Ich brachte die Worte kaum heraus.
    »Ich könnte einen Krankenwagen rufen, aber ich würde dich lieber selbst fahren«, sagte er. »Ja, ja«, stimmte ich zu. »Das ist mir auch lieber.«
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