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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier
Autoren: Patricia Cornwell
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gewählt und dann zum Vorsitzenden des Rechtsausschusses ernannt wurde, leitete ich die Gerichtsmedizin von Virginia, und er bat mich oft, ihn in seinem Kampf gegen das Verbrechen zu unterstützen.
    Als er mich gestern anrief und mir ankündigte, dass er vorbeikommen würde, um mir etwas Wichtiges zu übergeben, war ich wie vor den Kopf gestoßen. Nachts schlief ich kaum. Als er die Küche betrat und den schlichten weißen Umschlag aus seiner Jackentasche nahm, war ich am Boden zerstört.
    Während er jetzt neben mir stand, erschien es vollkommen logisch, dass Benton ihm so sehr vertraut hatte. Er hatte gewusst, dass Senator Lord mich sehr schätzte und mich nie im Stich lassen würde. Wie typisch für Benton, dass er einen Plan gehabt hatte, von dem er wusste, dass er ausgeführt würde, auch wenn er selbst sich nicht mehr darum kümmern konnte. Wie typisch für ihn, mein Verhalten nach seinem Tod so präzise vorherzusehen.
    »Kay«, sagte Senator Lord, während ich heulte, »ich weiß, wie schwer es für dich sein muss, und ich wünschte, ich könnte etwas dagegen tun. Kaum etwas ist mir je schwerer gefallen, als Benton dieses Versprechen zu geben. Ich wollte nicht glauben, dass dieser Tag kommen würde, aber heute ist es so weit, und ich bin da für dich.«
    Er schwieg eine Weile, dann fügte er hinzu: »Nie zuvor hat mich jemand gebeten, so etwas zu tun, und ich wurde um eine Menge Dinge gebeten.«
    »Er war nicht wie andere«, sagte ich gefasst und zwang mich, mich zu beruhigen. »Das weißt du, Frank. Gott sei Dank.«
    Senator Lord war eine eindrucksvolle Erscheinung, und seine Haltung zeugte von der Würde seines Amts. Er hatte dichtes graues Haar und leuchtend blaue Augen, war groß und schlank und trug - typisch für ihn - einen konservativen dunklen Anzug, eine auffällige bunte Krawatte, Manschettenknöpfe, Taschenuhr und Krawattennadel. Ich stand von meinem Stuhl auf, holte tief Luft, nahm ein paar Taschentücher aus der Schachtel, wischte mir das Gesicht ab und putzte mir die Nase.
    »Es war sehr nett von dir zu kommen«, sagte ich.
    »Was kann ich sonst noch für dich tun?«, fragte er traurig lächelnd.
    »Es reicht, dass du hier bist. Ich will mir gar nicht vorstellen, welche Mühe es dich gekostet hat. Bei deinem Terminkalender.«
    »Ich gebe zu, dass ich von Florida hergeflogen hin. Übrigens, ich habe mich nach Lucy erkundigt, sie leistet Großartiges dort unten«, sagte er.
    Lucy, meine Nichte, arbeitete als Agentin für die Abteilung Alkohol, Tabak und Feuerwaffen, ATF, des FBI. Seit kurzem war sie dem Büro in Miami zugeteilt. Ich hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen.
    »Weiß sie von dem Brief?«, fragte ich Senator Lord.
    »Nein.« Er sah aus dem Fenster auf den wunderschönen Tag.
    »Du wirst sie anrufen müssen. Und ich sollte noch erwähnen, dass sie sich von dir ziemlich vernachlässigt fühlt.«
    »Von mir?«, sagte ich überrascht. »Sie ist diejenige, die nicht zu erreichen ist. Nicht ich arbeite schließlich undercover, um Waffenhändler und dergleichen zur Strecke zu bringen. Sie kann nicht einmal anrufen, außer sie ist im Büro oder in einer Telefonzelle.«
    »Du bist auch nicht leicht zu erreichen. Seit Bentons Tod bist du mit dem Kopf woanders. Du giltst als vermisst, und ich glaube nicht, dass dir das schon aufgefallen ist«, sagte er.
    »Ich kann das bestätigen. Auch ich habe Mühe, zu dir vorzudringen.«
    Erneut stiegen mir Tränen in die Augen.
    »Und wenn ich dich erwische, was sagst du dann? Alles in Ordnung. Viel zu tun. Ganz zu schweigen, dass du mich kein einziges Mal besucht hast. Früher hast du mir hin und wieder sogar eine deiner speziellen Suppen gebracht. Du hast die vernachlässigt, die dich lieben. Du hast dich selbst vernachlässigt.«
    Er hatte ein paar Mal verstohlen auf die Uhr geblickt. Ich stand wieder auf.
    »Fliegst du zurück nach Florida?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
    »Nein, nach Washington«, sagte er. »Ich muss bei Face the Nation auftreten. Wieder mal. Ich habe es so satt, Kay.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte ich.
    »Die Welt da draußen ist voller Schmutz, Kay. Wenn bestimmte Leute wüssten, dass ich mit dir allein in deinem Haus bin, würden sie ein paar bösartige Gerüchte in Umlauf bringen. Dessen bin ich sicher.«
    »Dann wärest du besser nicht gekommen.«
    »Nichts hätte mich davon abgehalten. Und ich sollte mich wegen Washington nicht beschweren. Du hast genug, womit du fertig werden musst.«
    »Für deinen
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