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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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führte Lars in ein Büro und reichte ihm einen Fragebogen.
    »Nur ein paar ganz allgemeine Fragen. Selbstverständlich wird alles vertraulich behandelt.«
    Vor dem Fragebogen überkamen Lars wieder Zweifel. Der Empfang hatte ihm nicht gefallen. Aber er konnte ja immer noch jederzeit nein sagen. Sein Blick wanderte unruhig umher. Gegenüber seinem Schreibtisch hing ein Bild, das er kannte, die Reproduktion eines Gemäldes von Brueghel dem Älteren, eine Winterlandschaft. Lars interessierte sich nicht besonders für Malerei, aber zufällig war das Bild auf den Bierdeckeln einer Kneipe abgebildet, die er häufiger besuchte. Für einige Augenblicke vergaß er, warum er hier an diesem Schreibtisch saß, und verlor sich in dem Gemälde. Schließlich warf er doch einen Blick in den Fragebogen.
    Nach einer Viertelstunde kam die Sekretärin zurück.
    »Wenn Sie fertig sind, können wir jetzt den Belastungstest machen.«
    Sie führte ihn durch einen Gang, von dem mindestens zehn Türen abgingen. Lars war überrascht, er hätte nicht gedacht, dass das Unternehmen so groß war. Auf den Türschildern standen die Namen von Ärzten oder allgemeine Funktionsbezeichnungen. Die Sekretärin öffnete eine Tür, auf der »Versuchsraum 1« stand. Hier herrschte ein eher kühles, medizinisches Ambiente. Lars wurde einer Krankenschwester übergeben, die seinen Blutdruck maß, ihm einige Elektroden aufklebte und ihn auf ein Laufband schickte. Fast kam es ihm wie ein Spiel vor, und er ertappte sich dabei, dass er die Krankenschwester, die eigentlich recht hübsch war, beeindrucken wollte. Nach zehn Minuten hörte er auf.
    »Und, war ich gut?«, fragte er in harmlosem Ton, aber mit einem leichten Grinsen.
    »Ja, nicht schlecht«, antwortete die Krankenschwester in einem Ton, der zeigte, dass sie sein Interesse zu schätzen wusste, aber sich das ihre in Grenzen hielt.
    Lars überlegte, wie er mit ihr ins Gespräch kommen konnte. Er machte zwei Ansätze, aber ohne Erfolg: Sie ließ sich nicht von der Auswertung seiner Testergebnisse ablenken. Schließlich verließ sie den Raum und kündigte ihm an, dass nun ein Arzt mit ihm sprechen werde. Lars zog sich an. Ob sie ihn wohl nehmen würden?
    »Guten Tag, ich bin Doktor Neumann. Ich bin für die Auswahl der Testpersonen zuständig. Wenn ich Sie in mein Büro bitten dürfte, gleich hier gegenüber.«
    Das Büro des Arztes war vollgestopft mit Aktenordnern und Papieren. Das Telefon klingelte, der Arzt hob ab und bat Lars gleichzeitig mit einer Geste, Platz zu nehmen.
    »Ich habe gerade eine Besprechung. Ich rufe in einer Stunde zurück. Danke.«
    Dr. Neumann legte auf und öffnete eine Kladde mit Lars’ Testergebnissen.
    »Sieht recht gut aus«, sagte er. »Sie treiben Sport?«
    »Ja, ein bisschen.«
    »Im Verein, mit Wettkämpfen?«
    »Nein, mehr so in der Freizeit. Als Schüler habe ich in der Dorfmannschaft Fußball gespielt. Wir sind sogar einmal Kreismeister geworden, und ich sollte ins Trainingscamp von Ajax Amsterdam. Aber erst hat mir ein Kreuzbandriss einen Strich durch die Rechnung gemacht, danach das Studium. Tja, eine verpasste Chance!«
    »Ihre Konstitution ist jedenfalls hervorragend. Vom medizinischen Standpunkt spricht nichts gegen Ihre Teilnahme an unserer Versuchsreihe. Darf ich fragen, warum Sie daran interessiert sind?«
    Lars war es peinlich, rundheraus zuzugeben, dass ihn nur das Geld lockte. Er feilte noch an einem Sätzchen über einen Beitrag zum Fortschritt der Medizin, als ihm der Arzt aus der Patsche half:
    »Sie sind Student, da brauchen Sie sicherlich Geld?«
    »Ja.«
    »Ich verstehe das. Aus unserer Sicht ist es nicht unbedingt nötig, unsere Medikamente an Menschen zu testen. Aber so sind nun mal die gesetzlichen Vorschriften. Die Aufwandsentschädigung ermöglicht es uns, Leute aus ganz verschiedenen Bevölkerungskreisen zu gewinnen. Wann könnten Sie uns denn zur Verfügung stehen?«
    »Ich weiß nicht. Wie lange dauert denn so ein Test?«
    »Das kommt ganz darauf an. Wären Sie auch zu einem stationären Aufenthalt bereit?«
    Der Arzt sah den erschrockenen Blick von Lars. »Stationärer Aufenthalt« klang gar nicht gut.
    »Keine Angst – das ist bloß eine Vorsichtsmaßnahme. Aber bevor ich entscheiden kann, wie wir am besten zusammenarbeiten können, möchte ich Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Stehen Sie im Moment unter Stress?«
    »Ja, ein wenig.«
    »Hat es mit dem Studium zu tun, oder gibt es dafür private Gründe?«
    »Eher private
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