Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
Vom Netzwerk:
unbedingt dort anrufen.
    Heute Abend wollte ich eigentlich zu Hause bleiben, doch als ich hörte, dass Laura auch kommen würde, habe ich nicht lange gezögert. Ich habe mein Konto noch ein bisschen mehr überzogen, aber das war mir die Sache wert. Bis auf die Prügelei zum Schluss. Ich habe mich mit zwei Typen angelegt. Die Rausschmeißer mussten uns trennen. Ich habe eine kleine Verletzung am Ohr, kaum der Rede wert.

    24. Oktober
    Als ich heute Morgen in der Uni ankam, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, meine Medikamente zu nehmen. Das beunruhigte mich ein bisschen, und ich konnte mich kaum konzentrieren. Ich glaube, ich hatte Angst, dass das Folgen haben könnte. Gleich nach Ende der Vorlesung bin ich nach Hause geflitzt und habe sie eingenommen. Der Rest des Tages verlief gut.

    25. Oktober
    Ich komme gerade von einem Pokerabend. Echt super. Sonst habe ich nur im Internet gespielt, ohne Einsatz, aber so, zusammen mit anderen, stand ich echt unter Strom. Der Einsatz war auf 10 Euro pro Spiel begrenzt, keine große Sache, trotzdem, wenn es um Geld geht, nimmt das Ganze rasch andere Dimensionen an. Doch ich hatte mich gut im Griff und habe am Ende gewonnen. Ziemlich gut für das erste Mal. Ich habe die anderen zum Schluss ein bisschen auf den Arm genommen, wir haben uns gut amüsiert.

    26. Oktober
    Ich wollte mit Laura ausgehen, aber im letzten Moment hat sie die Verabredung abgesagt. Offenbar ist ihr kleiner Bruder krank geworden. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, wie enttäuscht ich war. Hoffentlich hat sie mein Verhalten nicht als Desinteresse ausgelegt. Stattdessen bin ich mit der ganzen Truppe in die Kneipe gegangen. Besser, ich wäre zu Hause geblieben. Sven hat mich nämlich vor allen anderen mit meinem geplatzten Date aufgezogen. Ich hab mich total aufgeregt, die anderen haben versucht, mich zu beruhigen. Bin gegangen, bevor es Ärger gab.

    27. Oktober
    Pokerabend. Ich habe wieder gewonnen. Und konnte es mir nicht verkneifen, mich über Sven lustig zu machen, der schnell pleite war. Das kam bei ihm gar nicht gut an. Am Ende des Abends hat er irgendwas von Laura und meiner schlechten Klausur gefaselt. Da sind wir richtig aneinandergeraten, und auch da habe ich gewonnen. Laura meinte aber, sie fände es albern, wenn sich jemand für sie prügelt, sie sei alt genug, um allein mit Sven klarzukommen. Ich solle nicht immer gleich so durchdrehen, sie würde nicht auf Schlägertypen stehen.

    28. Oktober
    Sehr ruhiger Tag: Vorlesungen, sonst nichts. Stinklangweilig.

    Die Teilnahme am Medikamententest gab Lars das Gefühl, sich von den meisten seiner Freunde abzuheben. Damit durchbrach er die alltägliche Routine von Vorlesungen und abendlichem Weggehen. Er war nicht unbedingt stolz darauf, nein, das wäre übertrieben, aber doch irgendwie zufrieden, dass es in seinem Leben etwas Neues gab. Irgendwie hatte er mehr Freude daran, sich mit anderen zu messen, sich als Individuum zu behaupten.
    Einen Monat nach der erstmaligen Einnahme von Aspectil ging Lars wie vereinbart zu einem großen Check-up, der unter anderem auch eine Blutanalyse und ein ausführliches psychologisches Gespräch beinhaltete. Dazu sollte er der Vollständigkeit halber auch sein Tagebuch mitbringen. Lars begriff, dass der Arzt mit der Befragung seine Reaktionen testete. Er kannte inzwischen das gesamte Personal des Labors und freute sich darauf, die hübsche Krankenschwester wiederzutreffen.
    »Was haben Sie denn da für eine Wunde an der Augenbraue?«, wollte der Arzt als Erstes wissen.
    »Ach, das? Das ist nichts. Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Freund.«
    »Lassen Sie mal sehen. Wenn Sie mich fragen, sieht das eher nach einer handfesten Prügelei aus. Wie ist das passiert?«
    »Nun ja, wir sind in Streit geraten«, entgegnete Lars betont locker.
    »Um was ging es denn?«
    »Ich hatte beim Poker gewonnen. Dafür wollte er sich revanchieren, indem er über eine Freundin und mein schlechtes Abschneiden bei einer Prüfung gelästert hat. Das ist alles.«
    »Fällt es Ihnen schwer, eine schlechte Note zu akzeptieren?«
    »Darum geht es nicht«, erwiderte Lars ruhig und entschieden. »Wenn er sich mit mir messen will, bitte, wir werden es bei der nächsten Zwischenprüfung ja sehen …«
    »Sie scheinen das für ein Spiel zu halten?«
    »Sie nicht? Um im Leben zu bestehen muss man ein guter Spieler sein, egal, ob im Sport, in der Freizeit, an der Uni oder bei den Mädchen. Das ist doch in allen Bereichen so.«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher