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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition)
Autoren: Hilary Norman
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zumindest so weit, um ihr Leben wiederaufzunehmen und wieder Ehefrau und Mutter, Schwester, Schwiegertochter und Tante zu sein.
    Und Psychologin.
    Grace blickte aus dem Flugzeugfenster in die Dunkelheit.
    Am liebsten hätte sie den Flug nach Zürich gar nicht angetreten, aber Sam Becket, ihr Mann, und Claudia, ihre Schwester, hatten sich auf Magdas Seite geschlagen, und so hatte Grace schließlich kapituliert.
    Deshalb saß sie heute Abend hier.
    Sie wünschte sich nur, sie hätte ein Satellitentelefon, um Sam nach der Landung in Zürich anzurufen und ihm eine gute Nacht zu wünschen, selbst wenn dieser Anruf sehr teuer wäre.
    Aber er wäre jeden Cent wert.

4.
    9. Mai
    Abends las er unablässig, getrieben von Schlaflosigkeit und seinem unersättlichen Hunger auf Lernen.
    Er hatte lange und intensiv studiert, hatte sein Hirn mit Wissen angereichert und besaß eine leidenschaftliche Liebe zu seinem erwählten Beruf. Aber das hielt ihn nie davon ab, andere Gebiete zu erforschen. Der menschliche Geist, dieses unendliche Gefäß, musste ständig aufgefüllt werden, ständig trainiert werden, ständig in Bereitschaft bleiben, selbst wenn der Körper schlief.
    Nur dass Schlaf die größte Verschwendung war, die die Menschheit kannte.
    Die Wände hingen voller Diplome und Urkunden, die seine Leistungen und Qualifikationen bescheinigten, und die Regale waren mit Büchern gefüllt. Er besaß die Fähigkeit, schnell zu lesen, zog es aber vor, sich beim Lesen Zeit zu lassen.
    Worte und Bilder erreichten sein Gehirn mittels der mikroskopisch kleinen Stäbchen und Zapfen in der äußersten Neuronenschicht seiner Netzhäute, die ihre Signale an die mittlere Schicht bipolarer Neuronen sandten. Diese wiederum verknüpften ihre Signale mit den Sehnervenfasern in der dritten Schicht.
    Genau darüber las er jetzt gerade.
    Es ging um das Wunder des Sehvermögens.
    Die Wissenschaft von den Augen war das Gebiet, das ihn zurzeit am meisten fesselte.
    Er war ein stolzer Mann. Kein eingebildeter Pfau, aber stolz auf das, was er erreicht hatte. Und auch darauf, was er für andere tun konnte. Und auf seinen Titel.
    Dr. med.
    Er war ein Mann der Medizin.
    Ein Arzt.
    Das Wichtigste, was ein Mann anstreben konnte.
    Ein Arzt .

5.
    »Jemand hat Informationen über Black Hole durchsickern lassen.«
    Alejandro Martinez, Sam Beckets langjähriger Partner und enger Freund, ein stämmiger Kuba-Amerikaner mittleren Alters mit dunklen, ausdrucksvollen Augen, saß schon an seinem Schreibtisch, als Sam im Morddezernat eintraf.
    Sie hatten bereits telefoniert, und Sam hatte Martinez über den gestrigen Abend auf den neuesten Stand gebracht.
    Jetzt hielt Martinez den Herald hoch:
    Black-Hole-Killer schlägt in Fort Lauderdale zu
Opfer Nummer 4 in Florida
    Sam nahm die Zeitung, überflog den Artikel und schüttelte den Kopf.
    »Wenn dieser Zeitungsschmierer mir in die Finger fällt, kann ich für nichts garantieren«, sagte Martinez.
    »Ich auch nicht«, sagte Sam.
    »Ist Grace gut in Zürich angekommen?«
    Sam lächelte. »Ja. Sie hat angerufen, sobald die Maschine gelandet war. Sie klang ein bisschen erschöpft, aber okay.«
    »Sie hat den ganzen Tag, um sich auszuruhen?«
    »Ja. Und um sich Zürich anzuschauen.«
    »Deine Frau hat’s gut.« Martinez seufzte. »Und wir müssen zum Schießstand.«
    Sam verzog das Gesicht. Wie jedes Mal war auch er vor der alljährlichen Kontrollübung ein bisschen nervös.
    Schießen war nicht gerade sein Lieblingshobby.
    Vor allem, wenn die Ziele Menschen waren.
    Am Schießstand mit sieben Bahnen, im vierten Stock des Miami Beach Police Departments, wo er wenig später mit den Detectives Mary Cutter und Joe Sheldon darauf wartete, dass der Range Master den ersten Feuerbefehl erteilte, musste Sam an den Geruch denken, den er am Abend zuvor im Schlafzimmer des Opfers wahrgenommen hatte.
    »Ich kann diesen Geruch immer noch nicht benennen«, sagte er zu Martinez, »und das lässt mir keine Ruhe.«
    »Joe Duval und sein Verein haben auch Nasen«, erwiderte Martinez. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«
    »Du hast recht«, sagte Sam. »Nicht unser Problem.«
    »Hoffen wir, dass es so bleibt.«
    »Das kannst du laut sagen.« Sam setzte den Kopfhörer auf.
    »Waffen bereit machen und holstern«, erklang laut und deutlich die Stimme des Range Masters.
    Sam, Martinez und die anderen Detectives luden ihre Magazine, traten an ihre jeweilige Bahn, machten ihre Schusswaffe bereit und holsterten sie. Entluden sie wieder, luden sie
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