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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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Tims Opfer Juden waren?«
    Er sah, wie die Frau bleich wurde und die Lippen aufeinanderpresste. Dann begann sie zu schreien. »Das ist eine Falle, eine ganz gemeine Falle. Das wolltet ihr ihm schon damals anhängen.«
    Jetzt fing auch der Köter wieder zu knurren an.
    »Zeigen Sie mir doch erst mal Ihren Ausweis! Womöglich sind Sie so ein Zeitungsschmierer.«
    Schwarz versuchte sie zu beschwichtigen.
    »Hören Sie nicht? Ihren Ausweis!«
    »Ich glaube, Sie haben da was falsch verstanden«, sagte Schwarz und ging sehr langsam rückwärts, um nicht doch den Jagdinstinkt des Ridgebacks zu wecken.

9.
    Mit ihrer blonden Mähne, dem Schmollmund und ihrer ansehnlichen Oberweite war Linda Heintl wohl eine Frau, von der viele Männer träumten. Schwarz hingegen war es eher peinlich, in ihrer Begleitung gesehen zu werden. Er verstand nicht, wieso Monika, die sonst sehr geschmackssicher war, sie als Prinzessin bezeichnet hatte.
Vorstadtprinzessin
wäre treffender gewesen. Aber wahrscheinlich hatte seine Frau gar nicht ihre eigene Einschätzung, sondern die von Lindas testosterongesteuerten Klassenkameraden wiedergegeben.
    Lindas Art zu sprechen verriet, dass sie aus eher einfachen Verhältnissen stammte, ihre aktuelle Adresse am Westkreuz war nicht weit von den Mietblocks entfernt, die als sozialer Brennpunkt galten.
    Zu Schwarz’ Überraschung war die junge Frau sofort zu einem Treffen bereit gewesen. Sie hatte das neben einem Billigmarkt gelegene
Bistro Bienenkorb
vorgeschlagen, einen trostlosen Laden, der allerdings den Vorteil hatte, dass er nur von zwei schwerhörigen alten Frauen besucht war. Auch die Bedienung interessierte sich mehr für ihre Fingernägel als für die Gäste.
    »Detektiv, ist ja geil«, sagte Linda.
    Schwarz winkte bescheiden ab. »Versicherungsdetektiv, um genau zu sein.«
    »Und jetzt wollen Sie alles über Tim rausfinden?«
    »Wenn es noch was rauszufinden gibt.«
    Sie machte ein naives Gesicht. »Das weiß ich nicht.«
    »In der Presse stand, dass er kurz vor seiner Amokfahrt bei Ihnen war.«
    Sie kicherte. »Erinnern Sie sich noch an die Schlagzeile?
Ich war dem Luder hörig

    »War er das wirklich?«
    Linda winkte der Bedienung. »Hallo, Sie! Sie haben meine Cola Light vergessen.«
    Die Frau unterbrach unwillig ihre Nagelpflege. Schwarz musste mit seinen Fragen warten, bis das Getränk serviert war. Das rastlose Blinken des Spielautomaten über Lindas Kopf nervte ihn. Er setzte sich um und sah Linda zum ersten Mal im Profil. Plötzlich wirkte sie wie ein völlig anderer Mensch, kälter und längst nicht so naiv, wie sie tat.
    »Es gibt ja immer mehrere Wahrheiten«, sagte Linda und saugte kokett am Strohhalm. »Eine Wahrheit ist die, dass Tim durchgedreht ist, weil ich einen Typen im Bett hatte. Die andere ist die, die Ihre Auftraggeber gern hören würden.«
    »Meine Auftraggeber?«
    »Na ja, Sie werden doch sicher von den Opfern oder deren Angehörigen bezahlt.«
    »Und was, meinen Sie, wollen die hören?«
    »Keine Ahnung. Es sind Juden, oder?«
    Schwarz zuckte innerlich zusammen. Was für ein durchtriebenes Luder!
    »Sie irren, Frau Heintl. Ich bin von der Versicherung beauftragt,nicht von den Geschädigten. Es gibt bestimmte Fristen, innerhalb derer ein Vorgang abgeschlossen sein muss. Das ist demnächst der Fall.«
    »Ah«, sagte Linda, »dann geht es nur um eine Überprüfung?«
    »Ja, ganz bürokratisch.«
    Sie glaubte ihm nicht. War sie gewarnt worden? Hatte Tims Mutter sie über seinen Besuch informiert?
    »Haben Sie eigentlich Kontakt mit Frau Burger?«, fragte Schwarz beiläufig. Zum ersten Mal registrierte er eine leichte Unsicherheit bei Linda.
    »Sie glauben doch nicht, dass sie mit mir redet, wo ich ihren Sohn in den Wahnsinn getrieben habe?«
    Schwarz sah, dass sie log. Tim Burgers Mutter mochte Linda die Schuld an dem ganzen Desaster geben, aber wichtiger war ihr offenbar, ihren Sohn zu schützen.
    »Was passiert eigentlich, wenn Sie was rausfinden würden, was vom Gericht übersehen wurde?«, sagte Linda und lächelte.
    Schwarz starrte sie an.
    »Hallo, haben Sie mich nicht verstanden? Ich meine, wird das ganze Verfahren dann neu aufgerollt?«
    Sie schrie auf. Schwarz hatte ihr mit einer blitzschnellen Bewegung das offene Lacktäschchen aus der Hand gerissen. Er holte ihr Handy heraus. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. »Für wen zeichnen Sie das auf?«
    Linda hatte einen roten Kopf bekommen, aber nicht aus Scham, sondern aus Zorn. »Leck mich!« Sie griff nach dem
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