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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt
Autoren: Peter Probst
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Burger antanzen lassen. Da sah einer wie der andere aus.« Er machte eine hilflose Geste.
    »Die Blondine hätte Pavel sicher erkannt«, sagte Eva.
    »War sie bei der Gerichtsverhandlung?«
    Pavel Fraenkel nickte. »Sie hat behauptet, ihr Freund hätte nie ein schlechtes Wort über uns Juden verloren. Er würde uns im Gegenteil sogar sehr bewundern.« Die Erinnerung an die Verhandlung machte den Vereinsvorsitzenden immer noch wütend.
    Schwarz betrachtete ihn. Er hielt ihn für glaubwürdig. Tim Burger hatte also von der Existenz von Blau-Weiß 57 gewusst. Als die Jugendlichen in Trainingsanzügen mit dem Vereinswappen auf ihn zukamen, musste ihm klar gewesen sein, dass es sich um Juden handelte. Aber reichte das als Beweis dafür, dass er aus Judenhass gemordet hatte?
    Es wäre ein Fehler, dachte Schwarz, jetzt schon auszuschließen, dass es Burger in seinem psychischen Ausnahmezustand scheißegal war, ob er Juden, Moslems oder Christen umbringt.

8.
    Eva Hahn setzte Schwarz in der Parkbucht vor dem
Koh Samui
ab. Der Ermittler bedankte sich und wandte sich zum Gehen. Doch plötzlich zögerte er. »Darf ich Ihnen was sagen, Frau Hahn?«
    Sie schaute ihn fragend an.
    »Ich bewundere Sie.«
    Sie winkte lächelnd ab. »Ich klammere mich an einen Rest Kinderglauben und vertraue darauf, dass mein Schicksal irgendeinen Sinn hat.«
    Schwarz schaute ihr nach, bis ihr Wagen in der Bahnunterführung der Offenbacher Straße verschwand. Er stellte sich vor, wie es wäre, jetzt mit ihr zusammenzusitzenund in aller Ruhe über Kinderglauben und Schicksal zu reden. Und über Sinn.
    Aber er hatte einen Auftrag, für den er bezahlt wurde. Ziemlich gut sogar.
     
    Das Grundstück lag an der Grenze zwischen Pasing und Gräfelfing unmittelbar an dem kleinen Fluss Würm, über den und seine Würmer sich schon Karl Valentin den Kopf zerbrochen hatte. Es war mit einem Haus aus Glas, Stahl und dunkelblauen Sichtschutzwänden bebaut, das wohl vor allem den Reichtum seiner Besitzer dokumentieren sollte. Schwarz näherte sich dem weiß lackierten Palisadenzaun und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Vor ihm richtete sich ein Braunbär auf. Ein übermannsgroßes Tier. Nun wusste er endlich, wo die Bronzeskulpturen landeten, die er von seinem Fenster aus sah. Er ging an der Dreifachgarage mit den weißen Toren vorbei zum Hauseingang, der im schroffen Gegensatz zur übrigen, eher modernen, Architektur einem antiken Säulenportal nachempfunden war.
    Da stellte sich ihm ein Rhodesian Ridgeback in den Weg.
    Schwarz hätte nie zugegeben, dass er vor Hunden Angst hatte. In Gegenwart von Frauen gelang es ihm sogar, das ein oder andere unübersehbar harmlose Exemplar zu tätscheln.
    »Hau ab«, zischte er, »ich
heiße
nur Schwarz.« Er hatte nämlich gehört, dass Ridgebacks in Südafrika zu Zeiten der Apartheid zur Jagd auf Schwarze abgerichtet worden waren, und wollte lieber nicht Opfer einer Verwechslung werden. Das Vieh knurrte.
    »Bonzo, hierher!« Der Hund trottete zu einer nicht unattraktiven Vierzigjährigen in weißen Jeans und cremefarbenem Rolli. »Wollen Sie zu mir?«
    Schwarz nickte.
    »Kommen Sie doch. Sie brauchen keine Angst zu haben.Seit Bonzo kastriert ist, tut er keiner Fliege mehr was zu Leide.«
    »Ich habe keine Angst.«
    Die Frau lächelte wissend.
    »Mein Name ist Schwarz. Ich bin Ermittler.«
    »Polizei?«
    Schwarz machte eine vage Geste, die als Bestätigung gedeutet werden konnte. Hätte er zugeben sollen, dass er als Privatermittler in Deutschland keinerlei Sonderrechte oder hoheitliche Befugnisse genoss?
    »Worum geht es?«
    »Um Ihren Sohn, Frau Burger.«
    Sie verzog gequält die Miene. »Warum lasst ihr den Jungen nicht endlich in Ruhe? Er hat seine Strafe bekommen und verbringt seine Jugend hinter Gittern. Was wollt ihr denn noch?«
    Schwarz trat einen Schritt auf Frau Burger zu und schaute ihr in die Augen. »Es geht um die Aussetzung der Reststrafe auf Bewährung. Für die Sozialprognose wäre es vorteilhaft, wenn wir mehr über die Hintergründe der Tat wüssten.« Seine Vergangenheit als Kriminalbeamter half ihm, den Spruch flüssig und glaubwürdig über die Lippen zu bringen.
    Burgers Mutter musterte ihn dennoch misstrauisch. »Warum reden Sie mit mir und nicht mit Tim?«
    »Ich werde natürlich auch mit Ihrem Sohn sprechen, aber ich dachte, Sie wollen ihm sicher helfen.«
    Sie seufzte. »Natürlich. Was möchten Sie denn wissen?«
    Jetzt musste Schwarz Farbe bekennen. »Sie erinnern sich vielleicht daran, dass
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