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Blind ist der, der nicht lieben will

Blind ist der, der nicht lieben will

Titel: Blind ist der, der nicht lieben will
Autoren: Mathilda Grace
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dass er sich anhörte wie ein schmollendes Kind, aber er konnte sich nicht zurückhalten. „Wie sicher kann ich wohl sein?“
    Adrian lachte bloß, bevor er ihm ins Ohrläppchen biss und danach trocken sagte, „Nur weil man etwas getan hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch davon überzeugt ist.“

    Nick hasste es, sich bei Jemandem entschuldigen zu müssen. Ganz besonders, wenn er wirklich Mist gebaut hatte, wie in diesem Fall, und mit leichter Vergebung nicht zu rechnen war. Tristan Bennett war so ein Fall und er hatte ganz offensichtlich nicht vor, ihm zu vergeben. Weder heute noch in tausend Jahren, so schien es Nick. Seit einer Woche ignorierte Tristan jetzt schon seine Anrufe und Mails. Gestern Nachmittag hatte sich der Sturkopf sogar im Theater verleugnen lassen, als er unangemeldet dort aufgetaucht war, um diese Sache zwischen ihnen aus der Welt zu schaffen.
    Tristan, seit zehn Jahren sein bester Freund, konnte unglaublich dickköpfig sein, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte, oder er verärgert war, und langsam aber sicher gingen Nick die Ideen aus. Wie sollte er sich denn bei diesem unmöglichen Kerl entschuldigen, wenn der jedem Gesprächsversuch aus dem Weg ging? Einfangen und Fesseln wäre eine Möglichkeit. Dann würde er zumindest nicht mehr vor ihm flüchten können. Allerdings kannte Nick Tristan gut genug, um zu wissen, dass der sich dafür rächen würde. Und das ließ ihn von der zugegebenermaßen verlockenden Idee Abstand nehmen, seiner eigenen Gesundheit zuliebe.
    Tristans Familie würde ihm für einen derart dämlichen Plan die Hölle heiß machen. Allen voran Daniel Hanson, der mit den Worten 'Einfangen' und 'Fesseln' seine Probleme hatte, seit ein perverses Pärchen ihn vor ein paar Jahren einen Monat lang als Sexsklave in ihrem Club gefangen gehalten und immer wieder an genauso perverse Kunden verkauft hatte. Es kam ihm heute noch wie ein Wunder vor, dass Daniel trotzdem den Schritt gewagt und mit Connor ein neues Leben begonnen hatte. Mit dem wollte Nick sich übrigens auch nicht anlegen. Tristans jüngerer Bruder war zwar, dank des Erbes seiner Eltern der liebevollste und geduldigste Mann, den er je kennen gelernt hatte, aber wenn man ihn reizte, was passieren würde, sollte er sich in irgendeiner Form an Tristan vergreifen, war es besser weit weg zu sein, wenn Connor davon erfuhr. Die Bennetts hielten zusammen, und sie waren allesamt echte Sturköpfe.
    Womit Nick wieder bei seinem aktuellen Problem angekommen war. Nein, er musste die Sache anders angehen. Und das möglichst bald, denn sein schlechtes Gewissen wuchs von Tag zu Tag, was ihn immer mehr ablenkte und das hatte ihn gestern Nachmittag vor Gericht in eine äußerst peinliche Situation gebracht, als er, komplett in Gedanken versunken, seinen Einsatz verpasste. Gott sei Dank hatte ihm Adrian, der zuständige Staatsanwalt in diesem Fall, unter die Arme gegriffen. Geholfen hatte es nicht, denn auch die spätere Nachbesprechung mit seinem Mandanten, der des Überfalls und der schweren Körperverletzung genauso schuldig war wie Gary Ridgway des Massenmordes, hatte Nick nur mit Ach und Krach über die Bühne gebracht. Adrians späterer Besuch in seinem Apartment, um ihm für seinen stümperhaften Auftritt im Gericht den Kopf zu waschen, war dann der nächste Tropfen in einem bis zum Rand gefüllten Fass gewesen. Dabei hatten sie vor einer Woche noch ganz andere Sachen in seinem Apartment getan, als sich anzubrüllen. War dieser Abend wirklich schon sieben Tage her? Wo blieb eigentlich die Zeit?
    Nick schüttelte den Kopf. Er musste dringend sein Privatleben auf die Reihe bekommen, sonst würde er mit seinem ersten großen Fall als Strafverteidiger sang- und klanglos untergehen. Und dann hätte er auch keine Verwendung für Tristans Geburtstagsgeschenk. Nick musste unwillkürlich lächeln, als er sich daran erinnerte, wie er das Päckchen nach dem wütendem Abgang von Tristan zwei Tage lang angestarrt hatte, bevor er endlich den Mut fand es zu öffnen, um danach seinen Kopf erneut auf die Tischplatte zu schlagen. Seit Monaten hatte er für seine Kanzlei Visitenkarten drucken lassen wollen, war aber nie dazu gekommen. Jetzt hatte er welche, inklusive einem wunderschönen aus Silber gefertigten Etui. Wie oft hatte er sich bei Tristan darüber beschwert, dass er für diesen ganzen Kleinkram, wie er es nannte, keine Zeit fand. Tristan war wirklich ein guter Zuhörer, das bewies sein Geburtstagsgeschenk. Er selbst hingegen war
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