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Blendwerk - Ein Piet-Hieronymus-Roman

Titel: Blendwerk - Ein Piet-Hieronymus-Roman
Autoren: PeP eBooks
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schlug mir entgegen. »Putz dir gut die Schuhe ab«, waren ihre ersten Worte.

ANHANG
    Winterreise
GUTE NACHT
    Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
Mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe,
Die Mutter gar von Eh’ -
Nun ist die Welt so trübe,
Der Weg gehüllt in Schnee.
     
    Ich kann zu meiner Reise
Nicht wählen mir die Zeit,
Muß selbst den Weg mir weisen
In dieser Dunkelheit.
Es zieht ein Mondenschatten
Als mein Gefährte mit,
Und auf den weißen Matten
Such ich des Wildes Tritt.
    Was soll ich länger weilen,
Daß man mich trieb hinaus?
Laß irre Hunde heulen
Vor ihres Herren Haus!
Die Liebe liebt das Wandern -
Gott hat sie so gemacht -
Von einem zu dem andern,
Fein Liebchen, gute Nacht!
     
    Will dich im Traum nicht stören,
Wär’ schad’ um deine Ruh,
Sollst meinen Tritt nicht hören -
Sacht, sacht die Türe zu!
Schreib’ im Vorübergehen
Ans Tor dir: »Gute Nacht«,
Damit du mögest sehen,
An dich hab’ ich gedacht.
DIE WETTERFAHNE
    Der Wind spielt mit der Wetterfahne
Auf meines schönen Liebchens Haus.
Da dacht’ ich schon in meinem Wahne,
Sie pfiff’ den armen Flüchtling aus.
     
    Er hätt’ es eher bemerken sollen,
Des Hauses aufgestecktes Schild,
So hätt’ er nimmer suchen wollen
Im Haus ein treues Frauenbild.
     
    Der Wind spielt drinnen mit dem Herzen
Wie auf dem Dach, nur nicht so laut.
Was fragen sie nach meinen Schmerzen?
Ihr Kind ist eine reiche Braut.
GEFRORENE TRÄNEN
    Gefrorne Tropfen fallen
Von meinen Wangen ab;
Ob es mir denn entgangen,
Daß ich geweinet hab’?
     
    Ei Tränen, meine Tränen,
Und seid ihr gar so lau,
Daß ihr erstarrt zu Eise
Wie kühler Morgentau?
     
    Und dringt doch aus der Quelle
Der Brust so glühend heiß,
Als wolltet ihr zerschmelzen
Des ganzen Winters Eis!
ERSTARRUNG
    Ich such’ im Schnee vergebens
Nach ihrer Tritte Spur,
Wo sie an meinem Arme
Durchstrich die grüne Flur.
     
    Ich will den Boden küssen,
Durchdringen Eis und Schnee
Mit meinen heißen Tränen,
Bis ich die Erde seh’.
    Wo find’ ich eine Blüte,
Wo find’ ich grünes Gras?
Die Blumen sind erstorben,
Der Rasen sieht so blaß.
Soll denn mein Angedenken
Ich nehmen mit von hier?
Wenn meine Schmerzen schweigen,
Wer sagt mir dann von ihr?
     
    Mein Herz ist wie erstorben,
Kalt starrt ihr Bild darin;
Schmilzt je das Herz mir wieder,
Fließt auch ihr Bild dahin.
DER LINDENBAUM
    Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
     
    Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
     
    Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab’ ich noch im Dunkeln
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst du deine Ruh’!
     
    Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht,
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
     
    Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör’ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!
WASSERFLUT
    Manche Trän’ aus meinen Augen
Ist gefallen in den Schnee;
Seine kalten Flocken saugen
Durstig ein das heiße Weh.
     
    Wenn die Gräser sprossen wollen,
Weht daher ein lauer Wind,
Und das Eis zerspringt in Schollen,
Und der weiche Schnee zerrinnt.
     
    Schnee, du weißt von meinem Sehnen,
Sag’, wohin doch geht dein Lauf?
Folge nach nur meinen Tränen,
Nimmt dich bald das Bächlein auf.
     
    Wirst mit ihm die Stadt durchziehen,
Muntre Straßen ein und aus;
Fühlst du meine Tränen glühen,
Da ist meiner Liebsten Haus.
AUF DEM FLUSSE
    Der du so lustig rauschtest,
Du heller, wilder Fluß,
Wie still bist du geworden,
Gibst keinen Scheidegruß.
     
    Mit harter, starrer Rinde
Hast du dich überdeckt,
Liegst kalt und unbeweglich
Im Sande ausgestreckt.
     
    In deine Decke grab’ ich
Mit einem spitzen Stein
Den Namen meiner Liebsten
Und Stund und Tag hinein:
     
    Den Tag des ersten Grußes,
Den Tag, an dem ich ging;
Um Nam’ und Zahlen windet
Sich ein zerbrochner Ring.
     
    Mein Herz, in diesem Bache
Erkennst du nun dein Bild?
Ob’s unter seiner Rinde
Wohl auch so reißend schwillt?
RÜCKBLICK
    Es brennt mir unter beiden Sohlen,
Tret’ ich auch schon auf Eis und Schnee,
Ich möcht’ nicht wieder Atem holen,
Bis ich nicht mehr die Türme seh’.
     
    Hab’ mich an jedem Stein gestoßen,
So eilt’ ich zu der Stadt hinaus,
Die Krähen warfen Bäll’ und Schloßen
Auf meinen Hut vor jedem Haus.
     
    Wie anders hast du
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