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Blendwerk - Ein Piet-Hieronymus-Roman

Titel: Blendwerk - Ein Piet-Hieronymus-Roman
Autoren: PeP eBooks
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mich empfangen,
Du Stadt der Unbeständigkeit!
An deinen blanken Fenstern sangen
Die Lerch’ und Nachtigall im Streit.
     
    Die runden Lindenbäume blühten,
Die klaren Rinnen rauschten hell,
Und ach, zwei Mädchenaugen glühten -
Da war’s geschehn um dich, Gesell!
     
    Kommt mir der Tag in die Gedanken,
Möcht’ ich noch einmal rückwärts sehn,
Möcht’ ich zurücke wieder wanken,
Vor ihrem Hause stillestehn.
DAS IRRLICHT
    In die tiefsten Felsengründe
Lockte mich ein Irrlicht hin; Wie ich einen Ausweg finde,
Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.
Bin gewohnt das Irregehen,
’s führt ja jeder Weg zum Ziel;
Unsre Freuden, unsre Wehen,
Alles eines Irrlichts Spiel!
     
    Durch des Bergstroms trockne Rinnen
Wind’ ich ruhig mich hinab;
Jeder Strom wird’s Meer gewinnen,
Jedes Leiden auch ein Grab.
DIE RAST
    Nun merk’ ich erst, wie müd ich bin,
Da ich zur Ruh’ mich lege.
Das Wandern hielt mich munter hin
Auf unwirtbarem Wege;
     
    Die Füße frugen nicht nach Rast,
Es war zu kalt zum Stehen;
Der Rücken fühlte keine Last,
Der Sturm half fort mich wehen.
     
    In eines Köhlers engem Haus
Hab’ Obdach ich gefunden;
Doch meine Glieder ruhn nicht aus,
So brennen ihre Wunden.
Auch du, mein Herz, im Kampf und Sturm
So wild und so verwegen,
Fühlst in der Still’ erst deinen Wurm
Mit heißem Stich sich regen!
DER FRÜHLINGSTRAUM
    Ich träumte von bunten Blumen,
So wie sie wohl blühen im Mai;
Ich träumte von grünen Wiesen,
Von lustigem Vogelgeschrei.
     
    Und als die Hähne krähten,
Da ward mein Auge wach;
Da war es kalt und finster,
Es schrien die Raben vom Dach.
     
    Doch an den Fensterscheiben,
Wer malte die Blätter da?
Ihr lacht wohl über den Träumer,
Der Blumen im Winter sah?
     
    Ich träumte von Lieb’ und Liebe,
Von einer schönen Maid,
Von Herzen und von Küssen,
Von Wonne und Seligkeit.
     
    Und als die Hähne krähten,
Da ward mein Herze wach;
Nun sitz’ ich hier alleine
Und denke dem Traume nach.
     
    Die Augen schließ’ ich wieder,
Noch schlägt das Herz so warm.
Wann grünt ihr Blätter am Fenster?
Wann halt’ ich mein Liebchen im Arm?
EINSAMKEIT
    Wie eine trübe Wolke
Durch heitre Lüfte geht.
Wenn in der Tanne Wipfel
Ein mattes Lüftchen weht:
     
    So zieh’ ich meine Straße
Dahin mit trägem Fuß,
Durch helles, frohes Leben
Einsam und ohne Gruß.
     
    Ach, daß die Luft so ruhig!
Ach, daß die Welt so licht!
Als noch die Stürme tobten,
War ich so elend nicht.
DIE POST
    Von der Straße her ein Posthorn klingt.
Was hat es, daß es so hoch aufspringt,
Mein Herz?
     
    Die Post bringt keinen Brief für dich.
Was drängst du denn so wunderlich,
Mein Herz?
     
    Nun ja, die Post kommt aus der Stadt,
Wo ich ein liebes Liebchen hatt’,
Mein Herz!
    Willst wohl einmal hinübersehn
Und fragen, wie es dort mag gehn,
Mein Herz?
DER GREISE KOPF
    Der Reif hatt’ einen weißen Schein
Mir übers Haar gestreuet;
Da glaubt’ ich schon, ein Greis zu sein,
Und hab’ mich sehr gefreuet.
     
    Doch bald ist er hinweggetaut,
Hab’ wieder schwarze Haare,
Daß mir’s vor meiner Jugend graut -
Wie weit noch bis zur Bahre!
     
    Vom Abendrot zum Morgenlicht
Ward mancher Kopf zum Greise.
Wer glaubt’s? Und meiner ward es nicht
Auf dieser ganzen Reise!
DIE KRÄHE
    Eine Krähe war mit mir
Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute für und für
Um mein Haupt geflogen.
     
    Krähe, wunderliches Tier,
Willst mich nicht verlassen?
Meinst wohl bald als Beute hier
Meinen Leib zu fassen?
     
    Nun, es wird nicht weit mehr gehn
An dem Wanderstabe.
Krähe, laß mich endlich sehn
Treue bis zum Grabe.
DIE LETZTE HOFFNUNG
    Hie und da ist an den Bäumen
Manches bunte Blatt zu sehn.
Und ich bleibe vor den Bäumen
Oftmals in Gedanken stehn.
     
    Schaue nach dem einen Blatte,
Hänge meine Hoffnung dran;
Spielt der Wind mit meinem Blatte,
Zittr’ ich, was ich zittern kann.
     
    Ach, und fällt das Blatt zu Boden,
Fällt mit ihm die Hoffnung ab,
Fall’ ich selber mit zu Boden,
Wein’ auf meiner Hoffnung Grab.
IM DORFE
    Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten;
Es schlafen die Menschen in ihren Betten,
Träumen sich manches, was sie nicht haben,
Tun sich im Guten und Argen erlaben;
Und morgen früh ist alles zerflossen -
Je nun, sie haben ihr Teil genossen,
Und hoffen, was sie noch übrigließen,
Doch wiederzufinden auf ihren Kissen.
Bellt mich nur fort, ihr wachen Hunde,
Laßt mich nicht ruhn in der Schlummerstunde!
Ich bin zu Ende mit allen Träumen -
Was will ich unter den Schläfern säumen?
DER STÜRMISCHE MORGEN
    Wie hat der
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