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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady
Autoren: Barbara Cartland
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Gedanke überfiel Gracila, und als sie Lord Damien ansah, wußte sie, daß er dasselbe dachte.
    „Um Gottes willen“, flüsterte sie. „Er beabsichtigt doch nicht …“
    Der Ausdruck in Lord Damiens Augen sagte alles.
    Sie beobachteten den Mann, der sich jetzt im Zickzack durch die Menschen schlängelte, die auf dem Rasen standen. Er bewegte sich genau auf die Schlange von Leuten zu, die der Königin vorgestellt werden sollten.
    Neben Ihrer Majestät stand Prinz Albert, dahinter in einer Reihe aufgestellt, ein Oberstallmeister, eine Hofdame, Gracilas Vater und ihre Stiefmutter, und wiederum hinter ihnen Nachbarn, die Gracila alle kannte.
    Der Mann kam immer näher.
    „Ich …“, stammelte Gracila. „Du mußt sie retten.“
    Als wisse er bereits, was er zu tun habe, war Lord Damien aufgesprungen und kletterte den Baumstamm hinunter.
    Er sprang ins Gras, war mit einem Satz über dem Bach und mit einem zweiten über dem Zaun.
    Und dann rannte er. Er rannte durch die Leute, während Gracila den Atem anhielt und vor lauter Anspannung nicht einmal den Feldstecher benutzte.
    Der Mann war hinter der Schlange von Wartenden angekommen und damit keine zehn Schritte mehr von der Königin entfernt.
    Gracila sah, wie Lord Damien Menschen zur Seite stieß, die ihm im Weg standen, sie beobachtete die entsetzten Gesichter und sah einen Augenblick später, wie der Mann die Hand in das Revers seines Jacketts steckte.
    Gracila wollte schreien, doch der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
    Lord Damien würde es nicht rechtzeitig schaffen.
    Der Mann war nun nur noch drei Schritte von der Königin entfernt. Er beobachtete sie, dann zog er den Arm zurück, und Gracila wußte, was im nächsten Augenblick geschehen würde.
    Sie sah, wie die Sonne auf der Pistole glitzerte, die er in der Hand hielt, und wie sich eine Sekunde später Lord Damien auf den Mann stürzte.
    Ein Schuß explodierte, alles schrak zusammen, das Orchester hörte zu spielen auf.
    Der Mann und Lord Damien lagen im Gras und kämpften, bis schließlich Soldaten auftauchten, sie trennten und den Mann festnahmen.
    Auch Lord Damien hatte nicht geglaubt, es noch rechtzeitig zu schaffen. Er rappelte sich auf und strich sich die Jacke glatt.
    Und erst in diesem Augenblick merkte er, daß die Königin vor ihm stand.
    Während jeder vor Schreck zurückgewichen war, hatte sie sich nicht von der Stelle bewegt.
    Prinz Albert hatte, genau wie der Marquis, einen Satz nach vorn gemacht, um sich vor die Königin zu stellen und sie mit dem eigenen Körper zu schützen. Jetzt jedoch standen beide wieder neben der Königin.
    Lord Damien verbeugte sich tief.
    „Sie haben mir das Leben gerettet“, sagte die Königin. Sie war sehr blaß, aber gefaßt. „Ich danke Ihnen.“
    Lord Damien verbeugte sich ein zweitesmal.
    „Madam“, sagte in diesem Augenblick der Marquis. „Darf ich Ihnen meinen Nachbarn, Lord Damien, vorstellen? Lord Damien hat einige Jahre im Ausland gelebt und ist glücklicherweise gerade im richtigen Moment zurückgekommen.“
    Die Königin lächelte. „Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lord Damien.“
    Ehe Lord Damien etwas entgegnen konnte, hielt ihm der Prinzgemahl die Hand entgegen.
    „Die Anerkennung für Ihre Tat in Worte zu fassen, fällt mir im Augenblick schwer“, sagte er. „Aber ich, und ich darf wohl sagen, auch die ganze Nation ist Ihnen unendlich dankbar.“
    „Königliche Hoheit“, sagte Lord Damien schließlich, „zum Glück habe ich den Attentäter zufällig über den Grenzzaun steigen sehen.“
    „Das war allerdings ein Glück“, meinte die Königin. „Darf ich vorschlagen, Lord Damien, daß Sie Prinz Albert und mir zu einem Zeitpunkt, wo wir nicht so engagiert sind wie jetzt, genau schildern, wie alles gewesen ist?“
    Sie sah Prinz Albert an.
    „Meinst du nicht“, fuhr sie fort, „wir könnten Lord Damien dazu überreden, zu unserer Hausparty zu kommen, die wir anläßlich der Ascotrennen geben?“
    Der Prinzgemahl lächelte. „Die Königin und ich würden sehr erfreut sein, Sie als Gast begrüßen zu dürfen, Lord Damien“, sagte er.
    Die Königin wandte sich wieder der Schlange von Wartenden zu, während der Marquis Lord Damien die Hand entgegenhielt.
    „Willkommen zu Hause, Virgil“, sagte er. „Schön, daß Sie wieder da sind!“
    Der Marquis hatte absichtlich so laut gesprochen, daß alle, die im Umkreis standen, es hören konnten. Doch Lord Damien wußte, daß allein der Handschlag für jedermann ein Beweis
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