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Bleib bei mir, kleine Lady

Bleib bei mir, kleine Lady

Titel: Bleib bei mir, kleine Lady
Autoren: Barbara Cartland
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Fleisch und Blut sehen.“
    „Aber sie ist sehr in ihren gutaussehenden Mann verliebt“, entgegnete Gracila, als müsse sie die Königin verteidigen.
    „Der arme Mann! Wer immer drei Schritte hinter seiner Frau gehen muß, tut mir von Herzen leid.“
    „Du meinst sicher, daß es eher umgekehrt sein sollte, was?“ sagte Gracila lachend, und die Grübchen in ihren Wangen waren zu sehen.
    „Natürlich!“ antwortete Lord Damien. „Das ist doch unnatürlich. Er sollte der König und Herrscher sein.“
    „Das finde ich eigentlich auch“, gab Gracila zu. „Ich glaube aber trotzdem, daß die Königin und Prinz Albert ein ideales Paar und sehr glücklich miteinander sind.“
    „Wie wir es sein sollten“, sagte Lord Damien leise und wie zu sich selbst.
    Gracila hatte keine Zeit mehr, etwas zu entgegnen, denn genau in diesem Augenblick trat die Königin, gefolgt von Prinz Albert und dem Marquis von Lynmouth, auf die Terrasse.
    Der Marquis war schon ein älterer Mann, sah jedoch in seiner Uniform fabelhaft aus.
    Plötzlich kam Gracila der Gedanke, daß es möglicherweise taktlos von ihr gewesen war, in ihrem Egoismus die Königin sehen zu wollen und nicht daran zu denken, daß Lord Damien damit zwangsläufig den Mann wiedersehen mußte, dem er die Frau weggenommen hatte.
    „Die Königin sieht bezaubernd aus“, sagte sie, weil ihr die Situation plötzlich peinlich war. „Genau wie auf den Bildern, die man überall von ihr sieht.“
    „Das ist natürlich erstaunlich“, entgegnete Lord Damien spöttisch.
    „Nein, sie ist sogar noch viel hübscher“, sagte Gracila. „Was für eine wunderschöne Haut. Ich kann sie ganz deutlich sehen. Willst du das Fernglas auch einmal haben?“
    „Was ich sehen will, kann ich mit meinen bloßen Augen sehen“, entgegnete er. „Du bedauerst sicher, daß du nicht hören kannst, was sie sagt.“
    „Das kann man leicht erraten. Der Marquis stellt gerade den obersten Gerichtsrat der Grafschaft und dessen Frau der Königin vor, und eine ganze Schlange von wichtigen Persönlichkeiten wartet auf diesen großen Augenblick.“ Gracila lachte. „Meine Stiefmutter scheint die Angelegenheit in vollen Zügen zu genießen. Sie trägt das Kleid, das sie für meine Hochzeit gekauft hat. Sie ist sicher froh, daß sie jetzt doch eine Gelegenheit hat, sich darin zu zeigen.“
    „Bist du nicht neidisch auf die anderen?“ fragte Lord Damien. „Du würdest doch sicher auch gern der Königin vorgestellt werden.“
    Gracila drehte sich um und sah ihn an. „Nein“, sagte sie. „Ich bin viel lieber mit dir zusammen. Nicht einen Augenblick meiner kostbaren fünf Stunden würde ich dafür opfern, allen Königen und Königinnen dieser Welt vorgestellt zu werden. Nicht einmal der Erzengel Gabriel würde mich reizen.“
    Lord Damien lachte. „Das ist allerdings ein Kompliment.“
    „Nein“, verbesserte ihn Gracila. „Es ist kein Kompliment, sondern die Wahrheit.“
    Sie sahen sich an.
    Und dann erweckte plötzlich ein Geräusch Gracila Aufmerksamkeit.
    Es kam vom Fuße der Fichte, und Gracila dachte, daß Sampson vielleicht mit dem Zügel irgendwo hängen geblieben war.
    Doch dann stellte sie fest, daß ein Mann das Geräusch verursacht hatte, der etwas weiter rechts von ihnen über den Zaun kletterte.
    Er war auffallend groß, und Gracila hielt ihn im ersten Augenblick für einen Waldhüter oder einen Jagdaufseher, wußte allerdings, daß nach dem Tod von Lord Damiens Vater fast alle Leute entlassen worden waren, die nicht dringend gebraucht wurden.
    Doch dann sah Gracila, daß der Mann zwar recht gewöhnliche Züge hatte, aber wie ein Gentleman aussah und einen hohen Hut in der rechten Hand hielt.
    „Wer ist das denn?“ fragte Lord Damien leise.
    „Ich habe keine Ahnung“, entgegnete Gracila. „Er ist auf alle Fälle keiner von deinen Angestellten.“
    „Eines steht fest“, sagte Lord Damien. „Eine Einladung hat er nicht, sonst hätte er nicht über den Zaun klettern müssen.“
    Gracila beobachtete den Mann.
    Lord Damien hatte recht Die heimliche Art, mit der der Mann durch die Büsche schlich, war der Beweis, daß er kein geladener Gast war.
    Kurz bevor er den offenen Rasen erreichte, stülpte er den hohen Hut auf den Kopf und zog ihn mit einer Bewegung nach unten, die verriet, daß der nicht an diese Art von Kopfbedeckung gewöhnt war.
    Danach griff er in das Revers seiner Jacke, als wolle er sich vergewissern, daß das Gewünschte in der Brusttasche steckte.
    Ein plötzlicher
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