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Bleib bei mir – bleib in Sydney

Bleib bei mir – bleib in Sydney

Titel: Bleib bei mir – bleib in Sydney
Autoren: Emma Darcy
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wohl unausweichlich. Aber keiner konnte sie mehr zwingen, einen engeren Kontakt mit ihm zu pflegen. Lawrence Durant war tot.
    Es regnete immer noch, als sie die Ankunftshalle verließ. Glücklicherweise musste sie nicht lange nach einem Taxi suchen. Sie nannte dem Fahrer die Adresse ihres Hotels und versuchte, sich etwas zu entspannen. Unmöglich. Nachdenklich blickte Leigh auf die Straße hinaus, wo die Lichter der Stadt im strömenden Regen flirrten. Eine dunkle und stürmische Nacht... war das ein Vorzeichen? Hätte sie vielleicht besser in Broome bleiben und die Vergangenheit ruhen lassen sollen? War ihr Vorhaben völlig aussichtslos?
    Es hatte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln. Jetzt war sie hier. Morgen würde sie zu Lawrence Durants Beerdigung gehen, ihre Mutter und ihre Geschwister wieder sehen, und die Art, wie sie ihr begegnen würden, würde entscheiden, ob sie, Leigh, hier einen Platz hatte oder nicht. Ein Tag würde vermutlich ausreichen, um den künftigen Kurs ihres Lebens zu bestimmen. Und zumindest würde sie dann endlich Gewissheit haben.

2. KAPITEL
    Es hatte sich nichts verändert.
    Leigh stand im großen Empfangssaal der Durant-Villa und wurde von dem gleichen bedrückenden Gefühl beschlichen, wie es ihr aus ihrer Teenagerzeit und Kindheit vertraut war. Sie fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt, und all das, wovor sie geflüchtet war, überfiel sie erneut: die Unsicherheiten, die Zurückweisungen, die Angst - und die Verzweiflung -, nicht dazuzugehören.
    Es sollte jetzt aber anders sein! sagte sie sich trotzig. Lawrence Durant - ihr Vater für die ersten achtzehn Jahre ihres Lebens - war tot. Seine tyrannische Macht musste doch mit ihm gestorben sein, so dass ihre Mutter und ihre Schwestern nun frei waren, ihren eigenen Gefühlen und Neigungen zu folgen. War es vielleicht noch zu früh? Hatte die Beerdigung heute ihnen noch nicht bewusst gemacht, dass er wirklich fort war?
    Bei ihrer Ankunft vor der Friedhofskapelle hatte man nur wenige Worte wechseln können.
    Überdies mochte die Überraschung, sie, Leigh, nach so langer Zeit wieder zu sehen, ihrer Mutter und ihren Schwestern die Sprache verschlagen haben. Aber warum ignorierten sie sie jetzt und ließen sie völlig allein? Wenn sie ihr nur eine Andeutung von Willkommen zeigen würden ...
    Leigh fühlte sich hoffnungslos fehl am Platz inmitten der illustren Gästeschar, die sich in dem Empfangssaal drängte, um einem Mann die letzte Ehre zu erweisen, der Zeit seines Lebens ein Regime aus Geld und Macht ausgeübt hatte. Ein Funken Hoffnung regte sich in ihr, als sie sah, wie ihre Mutter sich allein von einer Gruppe Gäste löste. Rasch trat Leigh ihr in den Weg und berührte sie am Arm.
    "Mutter?"
    Alicia Durant warf ihrer jüngsten Tochter einen gereizten Blick zu. "Nicht jetzt, Leigh. Ich muss wieder zu Richard."
    Diese kalte Abfuhr ließ Leigh innerlich erstarren. Enttäuscht zog sie die Hand zurück und sah hilflos zu, wie ihre Mutter zielstrebig auf den Mann zuging, der sich bereits in der ungeteilten Aufmerksamkeit ihrer vier Schwestern sonnte.
    Richard Seymour, der Erbe von Lawrence Durants Finanzimperium, der auch bei der Beerdigung des großen Magnaten und bei diesem pompösen Leichenschmaus auf dem Familienanwesen den Vorsitz führte. Leigh hatte ihn bei der Beerdigung bewusst nicht ein einziges Mal angesehen, und als sie ihn jetzt anblickte, keimten sofort die alten Hassgefühle in ihr auf.
    Er war immer noch all das, was sie nicht war und nie sein würde - was Lawrence Durant sich von seinem fünften Kind erhofft hatte: der strahlende Sohn, der in seine Fußstapfen treten würde. Nur leider war sie, Leigh, das fünfte Kind gewesen, das seine Frau ihm geboren hatte -
    eine weitere Tochter, noch dazu von einem anderen Mann, ein wertloses Kuckucksei, dessen Eigenschaften allenfalls einer missbilligenden Beachtung wert gewesen waren.
    Richard Seymour, der Auserwählte, glänzte dagegen auf sämtlichen Gebieten: Aussehen, Verstand, persönliche Ausstrahlung. Er verbreitete ganz selbstverständlich eine Aura von Macht, Erfolg und Zielstrebigkeit. Ganz bewusst drehte Leigh ihm jetzt den Rücken zu, wobei sie sich sagte, das alles sei jetzt nicht mehr wichtig. Sie hatte keinen Grund mehr, Richard Seymour zu hassen. Sie hatte sich weit weg von Lawrence Durants Einflussbereich ihr eigenes Leben aufgebaut und war nur zu seiner Beerdigung gekommen, um mit diesem trostlosen Abschnitt ihres Lebens endgültig abzuschließen ... und
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