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Bleib bei mir – bleib in Sydney

Bleib bei mir – bleib in Sydney

Titel: Bleib bei mir – bleib in Sydney
Autoren: Emma Darcy
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um herauszufinden, ob sie ihrer Familie, ihrer Mutter und ihren Schwestern, überhaupt etwas bedeutete.
    Es war selbstzerstörerisch, sich wieder von diesen alten Gefühlen übermannen zu lassen. Sie hegte nicht länger den Wunsch, etwas zu sein, was sie nicht war. Sie hatte lange gebraucht, um eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln, sechs harte, einsame Jahre, und Richard konnte ihr das jetzt nicht mehr kaputtmachen.
    Leigh seufzte. Ihre Mutter und ihre Schwestern tanzten vermutlich aus alter Gewohnheit um Richard Seymour herum. Der König ist tot, lang lebe der König! Allerdings gehörte Richard nicht zur Familie, weshalb Leigh eigentlich nicht verstand, warum sie immer noch so auf ihn fixiert waren. Er konnte ihrer aller Leben doch gar nicht so tyrannisieren, wie Lawrence Durant es getan hatte.
    Vielleicht würde es, wenn all die Gäste, die es zu beeindrucken galt, erst fort waren, eine günstigere Gelegenheit geben, wieder Anschluss an die Familie zu finden. Sie, Leigh, würde es auf jeden Fall versuchen - eine letzte Anstrengung, die Brücken wieder aufzubauen, die sie abgebrochen hatte, als sie vor dem unerträglichen Leben in diesem Haus geflohen war.
    Inzwischen sah Leigh weder Sinn noch Vergnügen darin, sich am Rand dieser Gästeschar herumzudrücken und mit Leuten zu plaudern, die sich aus reiner Neugier für sie interessierten. Deshalb ging sie hinaus auf die hintere Terrasse, wohin sich wegen des böigen Winds, der draußen herrschte, kein anderer Gast verirrte.
    Leigh machte der Wind nichts aus. Sie trug weder einen Hut noch eine kunstvolle Frisur, die hätte leiden können. Ihr langes schwarzes Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte, musste später allenfalls gebürstet werden.
    Sie ging die Stufen hinunter in den Garten, der bis zum Ufer terrassenförmig angelegt war.
    Leigh blieb einen Moment stehen, um die unbezahlbare Aussicht auf den Sydney Habour zu betrachten. Zwar regnete es heute nicht mehr, aber es war ein trister, grauer Wintertag. Selbst die Schiffe im Hafen schienen es eilig zu haben, an ihr Ziel zu gelangen.
    Leigh dachte an den Seehafen von Broome, weit oben auf der anderen Seite von Australien, wo es immer heiß war, das Wasser türkisblau glitzerte und "Eile" ein Fremdwort war - ein ganz anderes Leben als hier in Sydney. Fühlte sie sich dort wirklich zu Hause, oder war es immer noch bloß eine Zuflucht für sie?
    "Leigh..."
    Beim Klang dieser Stimme fuhr sie herum. Ihr Herz klopfte. Richard Seymour war ihr gefolgt, um mit ihr zu reden? In ihrer Vorstellung war er derart eng mit Lawrence Durant verknüpft, dass sie sofort die alte Angst in sich aufsteigen fühlte. Doch dann regte sich heftiger Trotz in ihr.
    Sie war kein unmündiger Teenager mehr, sondern eine unabhängige junge Frau von vierundzwanzig Jahren, die sich weit weg von hier ein anderes Leben aufgebaut hatte.
    Niemand hier konnte sie bedrohen.
    Groß und kerzengerade stand sie da und zwang sich, den Mann ruhig und unbewegt anzublicken, dessen Existenz für sie in der Vergangenheit in so vieler Hinsicht Anlass zur Qual gewesen war. Was wollte er von ihr? Welches Interesse konnte er ausgerechnet an dem schwarzen Schaf der Familie Durant hegen? In den vergangenen sechs Jahren hatte sie nicht ein einziges Mal Ansprüche an den Durant-Besitz geltend gemacht. Warum in aller Welt sollte Richard Seymour seine Bewunderer verlassen, um ihr zu folgen? Sie musste doch völlig unwichtig für ihn sein.
    "Sie wollen doch nicht etwa gehen?"
    Sein besorgter Ton verwirrte Leigh nur noch mehr. "Warum sollte Sie das kümmern?"
    Er kam auf sie zu und lächelte gewinnend. "Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit Ihnen zu unterhalten."
    Leigh zuckte unwillkürlich zurück. Er hatte in der Vergangenheit nie seinen Charme an ihr versucht. Warum jetzt? "Mir war nicht bewusst, dass es irgendetwas gibt, worüber wir uns unterhalten sollten", sagte sie kühl.
    Doch er ließ sich nicht beirren, was sie nur noch nervöser machte. Sie wollte nicht, dass er blieb. Er weckte zu viele Erinnerungen ... schmerzliche Erinnerungen an zerstörte Hoffnungen und Träume.
    "Sie sind sehr lange fort gewesen", sagte er beiläufig, während er näher kam und ihr einmal mehr bewusst machte, wie groß und unwiderstehlich männlich er war.
    Der maßgeschneiderte dunkle Traueranzug verlieh ihm auf den ersten Blick ein sehr kultiviertes und elegantes Äußeres, doch Leigh ließ sich nicht täuschen. Richard Seymour war ein Jäger vom gleichen Schlag wie
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