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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch
Autoren: Dia Reeves
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gewesen. »Musste nur gerade dran denken, dass ich dem Ältesten von dir erzählen müsste. Du solltest eine von uns sein.«
    »Nein danke. Zu viel Stress macht, dass Hanna verrückt wird.« Ich strich mein Kleid glatt und knöpfte meinen Mantel wieder zu. »Sieh mal, Wyatt, ich weiß, dass du mir wahrscheinlich nie wieder trauen wirst …«
    »Wir sollten uns damit jetzt nicht ablenken«, sagte er schnell. »Alles der Reihe nach, wie du gesagt hast.«
    Ein paar Straßen weiter blieb Wyatt vor einer großen, versteckten Tür stehen – sie war so schmal, dass man sie nur seitlich durchqueren konnte.
    »Nach dir«, sagte er.
    Ich quetschte mich durch in die Dunkelheit und drückte mich auf einer ruhigen, hell beleuchteten Straße weit weg von Wyatts Haus wieder raus. Die engen Häuser und Eisenzäune von Carmona waren ausgetauscht worden gegen düstere viktorianische Gebäude mit großen, ungepflegten Rasenflächen und alten Bäumen, deren kräftige Wurzeln die Gehwege auseinanderklaffen ließen.
    »Wo sind wir?«, fragte ich Wyatt, als er bei mir war.
    Er sah die lange, feuchte Straße rauf und runter. »Night-shade.«
    »Wo die Mortmaine wohnen«, flüsterte ich und erinnerte mich daran, was Poppa gesagt hatte.
    »Sie sind um diese Nachtzeit meistens weg, um zu patrouil-ieren.« Er zeigte auf das Ende der Sackgasse. Dort stand das weiße Haus, das ich durch den Türausschnitt gesehen hatte. »Das ist Runyons Haus.«
    Seltsame Schnörkel begrenzten das Haus an allen Seiten, die ich sehen konnte. Schnörkel, die mitten in der Luft hingen und unheimlich und grün in der Dunkelheit glommen, als hätten sich die Nordlichter nach Süden verirrt und wären über dem Gehweg gefangen.
    »Die Bürgermeisterin wollte, dass jeder sehen kann, dass das Haus tabu ist«, erklärte Wyatt. »Sogar nachts.«
    Wir blieben nahe genug vor den Glyphen stehen, dass ich die toten Vögel bemerkte, die sich im Rinnstein türmten.
    »Sie fliegen gegen die Schutzwälle«, sagte Wyatt. »Fühl mal.« Er führte meine Hand zu der grünen Luft über dem Gehweg. Sie war so hart wie Stein.
    »Wie kommen wir daran vorbei?«
    »Durch den Boden.«
    Wyatt zog eine blassorange Karte aus dem Stapel in seiner Tasche. Er hielt die Karte zwischen seinen Handflächen, und sofort verflüssigte er sich von den Füßen an aufwärts, bis er als Pfütze auf den Asphalt der Sackgasse platschte. Das grüne Licht der Glyphen glitzerte über seine flüssige Oberfläche, während er in einen Spalt im Gehweg floss.
    Ich wartete nervös auf der Straße und betrachtete die Häuser, in deren Auffahrten grüne Wagen parkten. Ich hoffte, dass keiner der sich zu Hause befindenden Mortmaine beschließen würde, aus dem Fenster zu sehen oder einen nächtlichen Spaziergang zu machen.
    Eine Betonplatte des Gehwegs fing an zu klappern und wurde so orange wie Wyatts Karte. Ein einzelner Abschnitt – oder viel wichtiger, die Glyphe, die in diesen Abschnitt eingeritzt war – bekam einen Riss und zersprang dann. Das grüne Licht, das um das Haus schwebte, ging aus und ließ die Dunkelheit noch tiefer auf die Straße sinken.
    Eine Pfütze stieg von dem zerbrochenen Beton auf, wie Wasser aus einer unterirdischen Quelle. Sie zog sich in die Länge und verfestigte sich, bis Wyatt wieder ganz war, groß und aufrecht in seinem grünen Mantel. Er zog mich mit sich. »Komm.«
    Ich betrat das Grundstück, und Wyatt gab mir zwei schwarze Karten, wie die beiden, die er in Melissas Haus benutzt hatte.
    »Eine für Rosalee«, erklärte er und führte mich über den Rasen.
    Als wir die Veranda erreichten, knöpfte ich den oberen Teil meines Mantels auf und streckte ihm meine Brust entgegen. »Willst du sie mir nicht aufkleben?«
    Er sah mich an, als wollte er Nein sagen, aber er tat es trotzdem, schob die Karte unter mein Mieder und klebte sie unter meine Brust. Ich küsste ihn dabei.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, sagte er und wich zurück.
    »Ich weiß«, sagte ich und drückte ihn. »Es ist nur, falls was passiert, will ich, dass du weißt …«
    »Ich weiß«, sagte er ungeduldig, aber als er in mein Gesicht sah, küsste er mich und wiederholte diesmal ganz sanft: »Ich weiß.« Er klebte sich seine Karte auf die Brust. »Und jetzt holen wir deine Mutter.«
    »Und deinen SCHLÜSSEL .« Ich berührte Schwänchen, damit es mir Glück brachte. Wyatt drehte den Türknauf zu Runyons Haus.

35

    Dutzende von Türen durchbohrten die Luft in Runyons Haus. In den Wänden, mitten in der Luft, sogar
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