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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition)
Autoren: Kasie West
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paar Tagen in den Laden gekommen ist.«
    »Ach ja?«
    »Er hat mich herangewinkt.«
    »Mit Sicherheit hat er bloß versucht, auf sich aufmerksam zu machen.«
    Ich erzähle weiter. »Wie man lächelt, hat ihm auch niemand beigebracht, und an einer Stelle hat er verächtlich den Mund verzogen.«
    »Ich hoffe ja, dass du das für dich behalten hast.« Sie nimmt einen Happen Kartoffelbrei.
    »Nein, ich hab ihm gesagt, dass du nachmittags Kurse im Lachen unterrichtest. Ich glaube, er wollte morgen vorbeikommen.«
    Ihre Augen blitzen auf, aber dann merkt sie, dass ich nur einen Witz gemacht habe, denn sie stößt einen Seufzer aus, auch wenn ich sehen kann, wie sie versucht, sich das Lachen zu verkneifen.
    »Mrs Dalton war heute wieder da.«
    Bei dieser Nachricht lächelt sie wirklich. »Letzte Woche auch schon. Sie ist immer ganz aufgeregt, wenn sie auf eine Puppe wartet.«
    »Ich weiß. Ich finde es süß.« Ich räuspere mich und ziehe mit der Gabel lauter Furchen in meinen Kartoffelbrei, bevor ich meine Mom anschaue.
    »Tut mir leid, dass ich dich heute unten im Stich gelassen habe. Der Schreibtischkram hat mich oben aufgehalten.«
    »Ist schon okay.«
    »Du weißt doch, wie sehr ich deine Hilfe schätze, oder?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ist doch nichts dabei.«
    »Für mich schon. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen sollte.«
    »Ich glaube, du würdest dir jede Menge Katzen anschaffen.«
    »Im Ernst? Du glaubst, ich wäre eine von diesen Frauen, die mit tausend Katzen zusammenleben?«
    Ich nicke langsam. »Ja, Katzen oder Nussknacker.«
    »Was? Nussknacker? Ich mag noch nicht einmal Nüsse.«
    »Man braucht keine Nüsse zu mögen, um jede Menge Holzfiguren mit weit aufgeklappten Mündern zu sammeln.«
    »Du glaubst, dass ich ohne dich ein völlig anderer Mensch wäre und eine Schwäche für Katzen und/oder Nussknacker hätte?«
    Ohne mich würde sie ein völlig anderes Leben führen. Wahrscheinlich wäre sie aufs College gegangen und hätte geheiratet und wäre nicht von ihren Eltern auf die Straße gesetzt worden. »Aber klar. Hallo?! Ohne mich hättest du weder Spaß noch Liebe in deinem Leben. Du wärst ein gaaanz trauriger Fall.«
    Sie lacht wieder. »Wie wahr.« Sie legt die Gabel auf ihren Teller und steht auf. »Bist du fertig?«
    »Ja.«
    Sie nimmt meinen Teller und stellt ihn auf ihren. Mir ist nicht entgangen, dass sie kaum etwas gegessen hat. Sie wäscht die Teller kurz in der Spüle ab.
    »Mom, du hast gekocht. Ich kümmer mich um den Abwasch.«
    »Okay, danke, Liebes. Ich glaube, ich gehe ins Bett und lese.«
    Der Abwasch kostet mich gerade mal zwanzig Minuten. Auf dem Weg in mein Zimmer schaue ich bei meiner Mom vorbei, um Gute Nacht zu sagen. Auf ihrer Brust liegt ein aufgeschlagenes Buch und sie schläft tief und fest. Sie war heute also tatsächlich müde. Vielleicht ist sie doch früh aufgestanden, um Sport zu machen oder so, und ist dann wieder schlafen gegangen. Ich schließe das Buch, lege es auf ihren Nachttisch und lösche das Licht.

4.
    A ls ich am nächsten Tag nach der Schule in den Laden komme, sehe ich zu meinem großen Erstaunen einen Mann am Tresen. Er ist dunkel gekleidet, hat einen dunklen kurz rasierten Bart und seine Haut ist dunkelbraun. »Dunkel« scheint hier das Motto zu sein, ja, er scheint Dunkelheit geradezu auszuströmen und trotzdem sind die Wangen meiner Mom rosa angelaufen und sie lächelt. Als die Glocke an der Tür bimmelt, schauen beide hoch.
    »Hi Caymen«, sagt meine Mom.
    »Hi.«
    »Okay, wir sehen uns, Susan«, sagt der fremde Mann.
    Meine Mom nickt.
    Er verlässt den Laden und ich frage: »Wer war das?« Ich verstaue meinen Rucksack unter der Kasse. »Alex?«
    »Wer ist Alex?«
    »Der Typ, der die Puppe für Mrs Dalton abholen soll.«
    »Oh nein, das war bloß ein Kunde.«
    Na klar. Mein Blick folgt ihm, als er am Fenster vorbeiläuft. Ein Single um die vierzig soll ein Kunde sein. Beinahe mache ich eine entsprechende Bemerkung, als meine Mom sagt: »Gut, dass du hier bist. Ich muss noch vor eins ein paar Sachen zur Post bringen.« Sie schnappt sich zwei Pakete und einen Stapel Briefumschläge und geht zur Hintertür. »Oh, und Mrs Daltons Puppe liegt hinten.«
    »Okay, bis später.«
    Die Ladentür geht auf. Ich schaue hoch und erwarte schon fast den »Kunden« meiner Mom, der zurückgekommen ist, werde aber von einem schlecht gelaunten Henry begrüßt. Ich hab keine Ahnung, ob er geduscht hat oder ob es einen Typen tatsächlich attraktiver macht,
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