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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition)
Autoren: Kasie West
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Puppe?«
    Ich lache ein bisschen über seine Ausdrucksweise. »Ja, hab ich. Moment.« Ich schnappe mir den Karton aus dem Hinterzimmer und bringe ihn nach vorn zur Ladentheke. Ich bin überrascht, dass meine Mom ihn noch nicht geöffnet hat, um die Lieferung zu überprüfen. Manchmal haben die Puppen Risse oder sind zerbrochen. Der Lieferdienst, den wir beauftragen, haftet dafür. Ich greife mir das Teppichmesser aus dem silbernen Becher neben der Kasse und schneide das Klebeband auf. »Lass mich eben kurz nachschauen, dass ihr nicht auf der Reise irgendwelche Glieder amputiert wurden.«
    »Okay.«
    Ich nehme die Schachtel mit der Puppe aus dem Versand-karton, wobei ein paar Styroporkügelchen herausfallen, und öffne sie vorsichtig.
    »Mandy«, liest er ihren Namen laut vom Deckel ab.
    »Mandy ist in bester Verfassung. Deine Großmutter wird sich freuen. Ist sie für deine Schwester?«
    »Nein. Meine Cousine. Scarlett. Diese Puppe sieht ihr ganz schön ähnlich. Fast ein bisschen unheimlich.«
    »Deine Cousine trägt Spitzensocken und Strickkleider?«
    »Äh, nein. Aber die Haare … und meine Cousine hat definitiv diesen hinterhältigen Blick.«
    »Deine Cousine trägt also einen schwarzen Bob und macht Schwierigkeiten?«
    »Genau.«
    Ich schiebe ihm die Schachtel zu. »Richte deiner Großmutter schöne Grüße von mir aus.«
    »Und sie weiß, wer ›mir‹ ist?«
    »Tun das nicht alle?«
    »Scheinbar alle außer mir.« Er zieht sein Handy aus der Tasche und drückt auf ein paar Tasten.
    »Was machst du da?«, frage ich.
    »Ich richte meiner Großmutter aus, dass du sie grüßen lässt.«
    Ich verdrehe die Augen. »Du schummelst.«
    »Mir war nicht klar, dass wir hier ein Spiel spielen.« Zum ersten Mal heute schenkt er mir ein Lächeln und plötzlich bin ich froh, dass er dieses Lächeln meistens verbirgt. Denn es setzt einen schneller außer Gefecht als jede Waffe. »Hi Grammy. Ich hab deine Puppe … Ja, eine junge Dame im Laden hat mich bedient. Sie hat mich gebeten, dich zu grüßen … Nein, nicht Susan.«
    Ich muss laut lachen.
    »Ihre Tochter. Dunkles Haar, grüne Augen.«
    Verblüfft senke ich den Blick, weil er meine Augenfarbe kennt. Seine Augen sind braun mit goldenen Sprenkeln darin. Nicht, dass mir das aufgefallen wäre.
    »So um die sechzehn?« Er schaut mich mit fragendem Blick an, ob er richtig geraten hat. Ich schüttele den Kopf. »Siebzehn?«
    Siebzehneinhalb.
    »Caymen?« Er zieht fragend eine Augenbraue hoch. Ich zucke mit den Schultern. »Also schön, Caymen lässt grüßen … Süß? Von süß weiß ich nichts, aber sie ist ein ziemlicher Sturkopf.« Er schweigt einen Moment. »Ich bin nett. Du solltest ihr mal sagen, dass sie nett sein soll. Sie hat mir nicht einmal ihren Namen verraten … Nein, nicht weil ich gemein bin.«
    Mrs Dalton ist einfach großartig.
    Ich notiere Datum und Uhrzeit der Abholzeit in den Bestellordner. Dann hänge ich aus irgendeinem Grund das »ander« an Alex, den Namen, den ich erst aufgeschrieben hatte. Ich schlage den Ordner zu und schiebe ihn unter den Tresen. Er hört immer noch aufmerksam seiner Großmutter zu. Dann treffen sich unsere Blicke und er hebt den Zeigefinger. Er greift in die Hosentasche, zieht seine Brieftasche und Kreditkarte heraus und schaut dabei nicht mal richtig hin.
    »Sie hat bereits bezahlt«, flüstere ich.
    Er nickt und steckt alles wieder ein.
    Seine Großmutter sagt irgendetwas, das ihn zum Lächeln bringt. Dieses Lächeln. Was ist eigentlich so besonders an diesem Lächeln? Vielleicht liegt es an seinen perfekten Zähnen, schneeweiß und gerade, dass es so umwerfend ist. Aber das ist nicht alles. Es ist ein bisschen schief, der eine Mundwinkel ist weiter nach oben gezogen als der andere. Und ab und zu knabbert er mit den Zähnen an der Unterlippe. Es ist ein Lächeln, das ganz frei ist, im Gegensatz zum Rest seiner Erscheinung, die einer Festung gleicht.
    »Na gut, Grammy, ich muss weiter. Caymen starrt mich gerade an und fragt sich wahrscheinlich, ob ich irgendwann gedenke zu verschwinden, damit sie weiterarbeiten kann.«
    Es ist komisch, ihn meinen Namen sagen zu hören. Er scheint dadurch mehr als nur irgendein Kunde zu sein. Fast, als würden wir uns kennen.
    Er steckt sein Handy in die Hosentasche. »Caymen.«
    »Xander.«
    »Heißt das, dass ich gewonnen habe?«
    »Mir war nicht klar, dass wir hier ein Spiel spielen.«
    Er nimmt die Puppe, macht rückwärts einen Schritt Richtung Tür, dabei lächelt er und knabbert an der
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