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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade
Autoren: Cathy Lamb
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Mountainbike unterwegs war und mir die Leute zuwinkten, hielt ich das für eine hervorragende Idee.
    Und sie ließ sich umsetzen. An den beiden Dienstagen wurden alle Straßen im Zentrum für den Verkehr gesperrt, so dass jeder, der wollte, ohne Angst vor einem Zusammenstoß mit einem Auto Fahrrad fahren konnte. Die Tage waren total beliebt, und Jay und ich machten immer mit.
    Wir brauchten eine Weile, doch schließlich beschloss ich, dass Leseförderung mein »Programm« werden sollte.
    Ich stellte es mir so vor, dass ich in die Schulen ging und den Kindern aus Büchern vorlas, wobei ich allen Figuren eigene Stimmen gab. Schließlich hatten meine Nichten und Neffen behauptet, das könne ich gut. Ich probierte es, und ich muss sagen, dass ich ein großer Hit an den öffentlichen Schulen war und immer wieder eingeladen wurde. Ein kleiner Junge sagte in vollem Ernst zu mir: »Du bist der beste Wolf aller Zeiten.« Ich bedankte mich bei ihm.
    Ein kleines Mädchen sagte: »Du hast tolle Schuhe.« Ich erklärte ihr, dass eine Frau immer auf ihre Schuhe achtgeben sollte, weil schicke Schuhe ein Zeichen dafür seien, dass man das Leben in vollen Zügen genoss.
    Es muss noch gesagt werden, dass Soman und Becky so verliebt sind, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen können. Soman arbeitet noch als Elektriker in Portland, doch Becky arbeitet bei Zelda und backt dort Kuchen und Torten. Sie hat jetzt ein kleines Haus außerhalb von Weltana gemietet, wo Soman sie oft besucht. Die beiden malen und basteln gemeinsam. In der nächsten Woche werden ihre Arbeiten einen Monat lang in einer Galerie in der Stadt ausgestellt, und Beckys gesamte Familie wird eine ganze Woche lang kommen, um es sich anzusehen. (Sie sind dann schon zum fünften Mal da, wundervolle Menschen.) Ich habe schon drei der fröhlichen, strahlenden Bilder von Soman und Becky gekauft.
    Soman verriet mir, er werde ihr an Thanksgiving einen Heiratsantrag machen, wenn Beckys Familie wieder zu Besuch da sei. »Ein Mann muss das von Mann zu Mann erledigen«, erklärte er mir und meinte damit Beckys Vater. Stolz drückte Soman die Schultern nach hinten. »Ich will ihren Vater um Erlaubnis bitten, sie zu heiraten.« Soman atmete tief durch, fuhr sich mit den Händen über die Zöpfe und schaute nervös drein. »Aber natürlich frage ich vorher Beckys Mama, damit ich weiß, dass sie damit einverstanden ist.«
    Rosvita und Donovan sind auch ein Paar geworden. Er kommt abends vorbei, dann singen und tanzen die beiden gemeinsam, denn Donovan hat es Rosvita beigebracht. Und sie lesen zusammen Krankheitsbücher, denn das hat Rosvita Donovan beigebracht. Es scheint perfekt zu passen: Arien und Diphtherie.
    Deidre und ich genossen die Körperbehandlung mit Makadamianuss und Schokolade. Noch nie zuvor war ich mit Nahrung eingecremt worden. Ich aß aber nichts davon, Deidre auch nicht, weil es mit heißem Öl vermischt war. Das wäre nicht besonders lecker gewesen.
    Zusammen mit Deidre besuche ich nun alle zwei Wochen einen Kochkurs im Zentrum von Portland, und anschließend gehen wir essen. Manchmal bringt sie die eine oder andere Freundin mit. Das macht total Spaß, und ich freue mich immer schon richtig auf diese Abende. Ich bin seit Jahren nicht mehr mit Frauen unterwegs gewesen. Das ist unser »Weiberstammtisch«.
    Inzwischen finde ich es beruhigend, über unwichtige Dinge zu plaudern – über Gartenarbeit, Basteln, Kunst oder Kochen. Früher fand ich Smalltalk dumm und überflüssig. Aber so langsam verstehe ich, dass er sinnvoll ist. Eine kleine Unterhaltung bietet eine Pause von der Hektik und dem Stress des Alltags. Wenn man durch den schwarzen Sumpf grässlicher Dinge watet, ist so eine Plauderei schlichtweg schön. Sie hilft uns, die schlechten Zeiten zu überstehen oder sie zu ertragen.
    Regelmäßig sehe ich Charlie und die Kinder. Die Kleinen finden, das Haus des Gouverneurs sei – in Theos Worten – »dunkel und gruselig«. Jeanne Marie meinte: »Es sieht aus, als wohnten da Vampire und Skelette.« Sie haben recht. Aber ich darf das nicht laut sagen, das würde ein schlechtes Licht auf Jay werfen, auch wenn es die Wahrheit ist. Die Kinder besuchen Jay und mich lieber an langen Wochenenden in Weltana.
    Wenn sie kommen, zeichne ich mit Theo immer eine neue Landkarte eines fernen Landes und plane eine Reise. Und wir rechnen zusammen. Wenn ich etwas nicht verstehe, versichert er mir immer: »Lass dir Zeit, Tante Jeanne. Mach langsam.«
    Mit Tommy unternehme ich
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