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Blackout

Blackout

Titel: Blackout
Autoren: Gregg Hurwitz
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steilen Stufen zur Eingangstür hinauf, wobei sich die Zementplatten leicht unter meinen Füßen bewegen. Der bittere Geruch wird stärker, fast schon unerträglich. Hinter mir quietscht die Autotür in den Angeln und macht den Grillen Konkurrenz.
    Bei meinem letzten Schritt falle ich beinahe und stolpere auf die Veranda. Ich höre Musik – irgendetwas Klassisches, Majestätisches. Oder ist das nur in meinem Kopf?
    Der Philodendron zittert im leichten Wind. Ich bücke mich, greife mit verschwitzten Händen nach dem Terrakottatopf, und glänzende Blätter streifen mir übers Gesicht. Die Pflanze kippt leicht, sie gleitet mir aus den Händen, und als sie auf den Boden plumpst, bekommt der Untersetzer aus Ton unter ihrem Gewicht einen Sprung. Der Riss sieht aus wie ein Blitz und reicht fast bis zum Rand. Nachdem ich mir die Handflächen an meiner Jeans abgewischt habe, schiebe ich den Blumentopf wieder zurecht, und dort liegt der Schlüssel und glänzt im Schmutz.
     
    Mit schrecklich dröhnendem Kopf wurde ich wach, auf zerwühlten Bettdecken, in klammer, adrenalingetränkter Panik. Die Hitze jagte über meine Narbe, so intensiv, dass ich beim Betasten einen Moment lang fast das Gefühl hatte, sie sei nass.
    Ich brauchte eine Weile, bevor ich mich orientieren konnte. Mein Bett. Meine erste Nacht zu Hause. Mein Fenster hatte sich in zwei wandernde Rechtecke geteilt. Ich blinzelte, um die schwankenden Glasscheiben wieder zu einer zu verschmelzen. Auf meiner Zunge lag ein bitterer Geschmack wie von der Rinde einer harten Frucht.
23 : 23
sagte meine Uhr auf dem Nachttisch.
    Ich versuchte, meine Atmung zu verlangsamen, aber mein Traum schwirrte mir in einer verwirrenden, aufgeregten Schleife unaufhörlich weiter durch den Kopf. Er hatte sich anders angefühlt als jeder andere Alptraum, den ich je gehabt hatte. Zugleich realer und surrealer. Hatte ich ein Stück Zeit wiedergefunden? Wie ich in der Nacht des dreiundzwanzigsten September zu Geneviève hinüberfuhr? Oder heute Nacht? Oder war das alles nur Freud im Schnelldurchlauf, Phantasien, die Purzelbäume schlagen, wenn der Zensor mal eine Kaffeepause einlegt?
    In meinem Traum hatte mein Autoreifen einen Sprinklerkopf beschädigt. Und der Terrakottatopf war mir aus der Hand geglitten und hatte den Untersetzer zerbrochen. Diese Bilder bedeuteten nichts. Aber was, wenn dieser Sprinkler und der Untersetzer tatsächlich kaputt waren? Endlich etwas Konkretes, was ich mit eigenen Augen überprüfen konnte.
    Schlaftrunken warf ich die Bettdecke zurück und rollte mich aus dem Bett, ein Gefühl, als tauche ich unter Wasser. Die Luft war unerklärlich kalt, und plötzlich hatte ich den Eindruck, dass sich im Erdgeschoss etwas bewegte. Ich trat auf den Laufsteg hinaus und blickte über das Geländer ins Wohnzimmer hinunter.
    Unten auf dem Teppich lag eine anderthalb Meter lange Metallstange. In meinem angeschlagenen Zustand brauchte ich einen Augenblick, bevor ich sie als die Stange identifizieren konnte, mit der ich immer die Schiebetür zum Hintergarten sicherte. Ich hörte, wie der Wind am Türrahmen entlangstrich, auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, und dann wurde mir auf einmal wieder bewusst, dass kalte Luft an meine nackte Haut drang. Das Geräusch des Verkehrs unten auf der Autobahn war zwar schwach, wurde aber durch kein Hindernis gedämpft.
    Während ich dort stand, versuchte ich mich aus meiner Starre zu lösen und eine logische Erklärung für alles zu finden. Wahrscheinlich war ich erschöpft von der Veranda ins Haus gegangen und hatte vergessen, die Tür hinter mir zu schließen. Schließlich war ich gerade nach vier Monaten von einem Ort zurückgekehrt, an dem ich keine Kontrolle darüber gehabt hatte, wann sich die Türen öffneten oder schlossen. Doch es blieb ein nagender Zweifel. Die zusätzliche Sicherung mit der Stange hätte ich vielleicht noch übersehen können, aber sollte ich tatsächlich vergessen haben, die Tür hinter mir zuzuziehen? Bei dieser Kälte, die mittlerweile draußen herrschte?
    Langsam schlich ich die Treppe hinunter. Die Glasschiebetür stand tatsächlich sperrangelweit offen. Der Wind hatte ein paar Blätter hereingeweht, große gelbe Blätter, die auf dem Teppich tanzten. Ich starrte auf das schwarze Rechteck der Veranda, dann riss ich mich zusammen und ging darauf zu. Ich hob die Blätter auf und trat hinaus. Die Veranda war leer, ebenso wie das kleine Rasenstück rechts, kurz vor den efeuüberwucherten Pfählen. Ein Geräusch
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