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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen
Autoren: Mira Grant
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Schwester zu mir spricht. Was weiß ich schon?
    Ungefähr vor eineinhalb Jahren – was mir wie gestern und zugleich wie eine Ewigkeit vorkommt – haben George und ich uns darum beworben, gemeinsam mit unserer Freundin Georgette »Buffy« Meissonier für die Präsidentschaftswahlkampagne von Senator Peter Ryman zu bloggen. Davor war ich bloß ein durchschnittlicher Nerd, ohne mehr Ambitionen, als nach ein paar Toten zu stochern und seine Abenteuer für die ehrfürchtige Bevölkerung aufzuschreiben. Ziemlich simpel, was? Wir drei hatten alles, was man braucht, um glücklich zu sein. Aber das war uns damals nicht klar, und deswegen griffen wir zu, als sich uns eine Gelegenheit bot, Ruhm und Ehre zu erlangen. Wir wollten Geschichte schreiben.
    Das haben wir auch geschafft, keine Sorge. Wir haben es geschafft, Buffy und George wurden sogar Geschichte, und ich blieb allein übrig als derjenige, der die ruhmvollen Toten rächt. Ich weiß nur, dass davon nichts in der Jobbeschreibung stand.
    Die Straße wurde ebener, je näher ich meinem trauten Heim kam. Shady Cove, Oregon, ist seit dem Erwachen verlassen, da die Infizierten die kleine Gemeinde offiziell unbewohnbar gemacht hatten. Wir mussten aufpassen, dass wir nicht zu sehr auffielen. Aber Dr. Abbey hatte ihre Praktikanten – welcher Art auch immer, denn an den meisten Universitäten kann man keinen Abschluss als verrückter Wissenschaftler machen – nachts losgeschickt, um die schlimmsten Schlaglöcher mit einem selbst hergestellten Asphaltersatz auszubessern, der dem Original verdammt ähnlich sah.
    Die Straße wieder instand zu setzen war eine zweischneidige Sache. Falls jemand vorbeischauen sollte, würde das unseren Aufenthaltsort verraten. Gleichzeitig kamen Anlieferer besser durch, auch wenn niemand zu wissen schien, wie wir an diese Lieferungen kommen sollten, und wir würden das Labor schneller evakuieren können, sollte die Zeit dafür gekommen sein. Dr. Abbey kümmerte es nicht, wie viele von uns starben, solange es ihre Ausrüstung heil nach draußen schaffte. Diese Zielgerichtetheit bewunderte ich, denn sie erinnerte mich an George.
    Alles erinnert dich an mich , sagte George.
    Ich schnaubte, erwiderte aber nichts. Das Brausen des Windes war zu laut, um die eigene Stimme zu hören, und ich möchte gern wenigstens so tun, als würden wir uns richtig unterhalten. Das hilft. Ich weiß nicht so genau, wobei, aber … es hilft.
    Verborgene Sensoren im Gesträuch meldeten meine Ankunft, als ich um die letzte Kurve bog und auf den Parkplatz des Forstamts von Shady Cove fuhr. Das Gebäude war dunkel, seine großen Fenster aus der Zeit vor dem Erwachen wie blinde Augen, die auf die Bäume starrten. Es wirkte leer. Doch das war es nicht. Ich fuhr auf die Hinterseite, wo die alte Angestelltengarage wiederaufgebaut und verstärkt worden war, um unsere Fahrzeuge aufzunehmen.
    Da das Gebäude vor dem Erwachen konzipiert worden war, brauchte ich zum Betreten keinen Bluttest zu machen und konnte gleich zu meinem Stellplatz fahren, wo ich das Motorrad ausschaltete. Ich nahm den Helm ab und hängte ihn über den Lenker für den Fall, dass ich überstürzt aufbrechen musste. Dieser Tage berücksichtigte ich bei allem die Möglichkeit einer Evakuierung. Dazu hatte ich auch guten Grund.
    Auf dem Weg zur Tür wurde ich von Kameras beobachtet. »Hallo, Shaun«, sagte der Laborcomputer. Seine weibliche Stimme war angenehm und hatte einen kanadischen Akzent. Vielleicht erinnerte dieser Dr. Abbey an zu Hause. Ich wusste es nicht.
    Allerdings wusste ich, dass ich Computer mit Menschenstimmen gar nicht mochte. Sie machen mir Gänsehaut. »Kann ich reinkommen?«, fragte ich.
    »Bitte legen Sie Ihre Handfläche auf das Testfeld.« Ein bernsteinfarbenes Licht leuchtete über der Testeinheit auf, um mir freundlicherweise anzuzeigen, wo ich meine Hand zu platzieren hatte. Als wüsste nicht jedes Kind, das alt genug für den Kindergarten war, wie so eine einfache Bluttestkonsole funktioniert. Entweder man lernt es, oder man stirbt.
    »Ich kapiere nicht, was das soll.« Ich klatschte die Hand auf die Metallfläche. Kalter Schaum wurde mir auf die Haut gespritzt, bevor sich mir die Nadeln ins Fleisch bohrten. Ich hasse Bluttests. »Ihr wisst doch, dass ich nicht infiziert bin. Ich kann gar nicht infiziert sein. Warum hört ihr dann nicht einfach mit dem Scheiß auf und lasst mich rein?«
    »Alle Mitarbeiter müssen getestet werden, wenn sie von einem Außeneinsatz zurückkehren, Shaun.
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