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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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war.
    Zweifellos gab es Besucher hier: Bierflaschen, Alufolie von Chipstüten, zerknüllte Zigarettenpackungen und das eine oder andere Kondom erzählten eine deutliche Geschichte. Vielleicht hatte Ms. Graham nur Kids aus der Gegend bemerkt, die sich hier zum Stelldichein trafen.
    Ich sinnierte gerade, ob ich eine der Säulen hochkraxeln sollte, um die Balkontüren zu überprüfen, als ein Streifenwagen vorfuhr. Ein Cop mittleren Alters stieg aus und kam gemächlich angeschlendert.
    »Haben Sie irgendeinen Grund, sich hier aufzuhalten?«
    »Vermutlich denselben wie Sie.« Ich wies mit meinem Strommesser auf das Haus. »Ich arbeite für Florey und Kapper, die Maschinenbaufirma. Wir haben gehört, dass eine Frau meint, hier lungern nachts kleine grüne Männchen rum. Da wollte ich mal die Alarmanlage in Augenschein nehmen.«
    »Sie haben in der Garage irgendwas ausgelöst«. sagte der Cop.
    Ich grinste. »Ach herrje, da bin ich wohl zu forsch gewesen. Davor haben sie uns während der Ausbildung gewarnt, aber ich wollte wissen, ob man diese Tore anheben kann. Tut mir Leid, dass Sie umsonst herkommen mussten.«
    »Kein Problem. Sie haben mir den dreiundachtzigsten Hinweis auf verdächtige Briefe erspart.«
    »Furchtbarer Stress, nicht«, sagte ich und hoffte, dass er keinen Ausweis sehen wollte. »Ich habe Freunde bei der Polizei in Chicago, die sind am Ende ihrer Kräfte dieser Tage.«
    »Uns geht's nicht anders. Wir haben das Reservoir hier und ein paar Elektrizitätswerke, die wir im Auge behalten müssen. Wird Zeit, dass das FBI diesen Anthrax-Scheißer schnappt. Wir verschleißen unsere Arbeitskraft mit hysterischen Anrufen, nur weil Tantchen Madge vergessen hat, den Absender auf den Brief zu schreiben.«
    Wir ließen uns über die allgemeine Lage aus, wie jedermann dieser Tage. Die Polizei war am übelsten dran, weil sie sich gegen etwaige Terrorangriffe wappnen musste und mit der tagtäglichen Verbrechensbekämpfung nicht mehr nachkam. Seit sechs Monaten nahm die Zahl der Drive-By-Shootings, die zuvor auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gewesen war, wieder rapide zu.
    Das Handy des Cops klingelte. Er grummelte etwas hinein. »Ich muss los. Sie kommen zurecht hier draußen?«
    »Ja, alles klar. Aber ich werd auch verschwinden. Sieht alles okay aus hier, vom üblichen Müll mal abgesehen.« Ich wies mit der Fußspitze auf eine leere Zigarettenpackung an der Hauswand. »Wüsste nicht, wie jemand ins Haus kommen sollte.«
    »Wenn Sie Osama bin Laden auf dem Dachboden finden, sagen Sie Bescheid: Ich hätte nichts gegen ein bisschen Ruhm einzuwenden.« Er hob die Hand zum Abschied und schlenderte zu seinem Wagen.
    Mir fiel nichts mehr ein, wonach ich Ausschau halten konnte, und es war ohnehin zu dunkel für Feinheiten. Ich wanderte zu der Stelle, wo der Garten in ein Waldstück überging, und blickte zum Haus hinüber. Von hier aus konnte ich die Fenster des Dachbodens sehen, doch sie blickten nur dunkel zum Himmel auf.

2
Die eiserne Witwe
    Ich musste mehrere Wachposten passieren, um zu Geraldine Graham vorzudringen. Anodyne Park war eine solide abgeschirmte Siedlung; der Wachmann an der Zufahrt notierte sich meine Autonummer und erkundigte sich nach meinem Anliegen, bevor er Ms. Graham anrief. Als ich eine dieser kurvigen Zufahrten entlangkroch, die bei Immobilienmaklern von Vororten hoch im Kurs stehen, stellte ich fest, dass der Gebäudekomplex weitläufiger war, als er auf den ersten Blick wirkte. Außer Reihenhäusern, Apartments und einem Pflegeheim von der Größe einer kleineren Klinik gab es eine Reihe Geschäfte. Grüppchen von Golfern, denen das miese Wetter nichts auszumachen schien, stellten ihre Wagen vor einer Bar am Ende der Einkaufszeile ab. Ich flitzte in einen Lebensmittelladen, der auf Almhütte gestylt war, und erstand eine Flasche überteuertes Wasser und eine Banane. Es konnte nicht schaden, meinen Blutzuckerspiegel für das Gespräch mit der Mutter meines Klienten etwas anzuheben.
    Als sie die Tür öffnete, war ich ziemlich verblüfft: Geraldine Graham sah ihrem Sohn so ähnlich, dass ich im ersten Moment dachte, ich hätte Darraugh in einem rosa Seidenkleid vor mir. Sie hatte dasselbe lange, schmale Gesicht mit markanter Nase, und ihre Augen waren so eisblau wie seine, wenn auch im Alter trübe geworden. Nur die Haare unterschieden sich: Darraugh ist längst nicht mehr blond, sondern weiß, und Geraldines Haare waren nussbraun mit weißen Strähnen, ohne chemische Zusätze. Sie hielt
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