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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Wendig
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Geruch in der Luft.
    Genau dann, wenn er ganz verschwunden ist, weiß Miriam, dass es Zeit für seine Rückkehr ist.
    Sie geht nach draußen, um eine zu rauchen.
    Kein Rauchen im Haus, hatte Louis ihr gesagt.
    Das ist kein Haus, hatte sie geantwortet.
    Aber es ist ein Zuhause, war seine Erwiderung.
    Ihre Antwort darauf war ein würgendes Geräusch und ein tief in den Hals gesteckter Finger.

FÜNF

Kleiner Schlagabtausch
    Miriam sitzt neben den toten Ringelblumen, raucht eine Zigarette nach der andern und hofft, dass jede weitere sie etwas mehr von der Enge in ihrer Brust befreit und ihr helfen wird, ein bisschen leichter zu atmen. Sie schnippt Asche in den kaputten Kopf des Gartenzwergs.
    Stunden vergehen.
    Der Abend kommt. Das Licht lässt sie aus. Grillen lösen die Zikaden ab. Eine Brise trocknet ihren Schweiß.
    Es dauert nicht lange, bis der erste Aasfresser – ein hässlicher menschlicher Dingo, ein räudiger Kojotenmann – herumschnüffeln kommt. Es ist einer ihrer Nachbarn. Einer, den sie noch nicht kennengelernt hat.
    Er ist hager, langgliedrig und hat einen komischen schrägen Hüpfgang, so als würde er Musik hören, die sonst niemand hört. Seine langen braunen Haare sind strammgezogen und oben mit einem Gummiband festgebunden.
    Sie sieht die Narben an seinen Armen, wo er sich gekratzt hat, betrachtet seine Zähne. Es fehlen zwar keine, aber der Farbe und Beschaffenheit nach zu urteilen, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie anfangen abzubrechen wie Eiszapfen.
    Auch der Geruch von Katzenpisse lässt sich schwer ignorieren.
    Er ist einer von den Methjunkies. Sie kennt ihn nicht, aber das ist nicht verwunderlich – dort drüben gehen sie im ständigen Wechsel ein und aus.
    »Was geht?«, fragt er, während er zu ihr rüberschlurft.
    Vermutlich denkt er, er kann hier eine billige Wohnwagensiedlungs-Pussy abgreifen. Entweder haben die anderen ihm von ihr erzählt und er glaubt, er kann die nicht zuErobernde erobern, oder sie haben ihn verarscht und behauptet, sie sei leicht zu haben. Wahrscheinlich beobachten sie ihn gerade und hocken unter den Bäumen. Scherzkekse.
    »Ahoi«, sagt sie.
    »Du siehst nett aus.« So was zu sagen ist fast schon goldig. Aber dann bemerkt sie sein Tausend-Meter-Starren, das glatt durch sie hindurchgeht.
    »Und du siehst aus wie ein menschenförmiger Haufen Schorf.«
    »So was zu sagen ist aber nicht sehr nett.«
    »Schon wieder dieses Wort: nett . Du kennst mich wohl nicht besonders gut.«
    Er kommt näher. Finger reiben sich aneinander. »Würd ich aber gern.«
    »Kumpel, ich hatte heute einen miesen Abend«, sagt sie. »Ich weiß nicht, was deine Crackfreunde dir erzählt haben, aber die Beine dieses Mädchens bleiben für deinesgleichen geschlossen.«
    »Fick dich, du Schlampe!« Seine Augen blitzen vor Wut.
    Jetzt kommt er auf sie zu, seine Hände zu zuckenden Fäusten geballt.
    Anscheinend soll es wohl so sein, denkt sie.
    Er stürzt sich auf sie.
    Mit Spinnenfingern greift er nach ihren Handgelenken –
    Die Nadel senkt sich in einen Arm, der aussieht wie der eines alten Mannes, genau in die Mitte einer Spinnennetztätowierung, deren Geflecht bereits ein kraterübersätes Chaos von Einstichstellen ist, eine Haut wie die Oberfläche des Mondes. Er lässt die Nadel dort hängen, unterhalb des hochgeschobenen, leuchtend orangefarbenen Ärmels seines Gefängnisoveralls. Sein Kopf baumelt nach hinten, sodass die grauen Haare ihm über die Schultern hängen, der zahnlose Unterkiefer klappt mit einem Knacken nach u nten, ein langsames und glückliches Keuchen dringt aus den Tiefen seines Halses. Das Heroin rast durch seine Arterien, vorbei am Herzen und direkt in sein Gehirn, wo die wilde Drogenbestie seine grauen Zellen plattstampft. Eine letzte Zuckung, ein Klecks ekligen Mundschaums, ein endgültiges Herabsinken des Kopfes, und er stirbt, wo er sitzt.
    – aber es fällt ihr nicht schwer, sich seinem Griff zu entwinden und einen Schritt zur Seite zu machen.
    Er schlägt noch einmal nach ihr, aber sie duckt sich und weicht aus.
    »Eine wahre Geschichte: Du stirbst im Gefängnis«, sagt sie, bereits schnaufend. Scheiße, sie war nicht in Form. »Du stirbst, während du dir was von diesem süßen mexikanischen Stoff in die Adern pumpst.«
    Er tritt nach ihr, aber es wirkt nicht gerade wie eine gelungene Kung-Fu-Aktion, eher wie eine Dickes-Kind-macht-Pirouette-Bewegung.
    »Ich werde was, verdammt?« Er gibt ein grunzendes Geräusch von sich. »Ich setze mir keine
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