Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rain: Thriller (German Edition)

Black Rain: Thriller (German Edition)

Titel: Black Rain: Thriller (German Edition)
Autoren: Graham Brown
Vom Netzwerk:
fand, drang ein schriller Schrei aus den Tiefen des Urwalds und hallte durch die Bäume.
    McCrea blickte auf.
    »Nur ein Vogel«, sagte Dixon.
    »Es klingt wie …«
    Dixon sah ihn finster an. »Es ist weit entfernt«, knurrte er. »Jetzt hol diese verdammten Steine und wir machen, dass wir hier wegkommen.«
    Unter dem Gewicht von Dixons Blick machte sich McCrea wieder an die Arbeit und klaubte bald einen schmutzigen Stofffetzen aus dem Durcheinander des Rucksacks. Er schlug ihn auf, und einige kleine Steine kamen zum Vorschein, geringfügig größer als Zuckerwürfel, aber zwölfseitig und matt metallisch glänzend. Neben ihnen lag ein zerkratzter, farbloser Kristall.
    Dixon betrachtete die Steine, den Kristall und dann das gepeinigte Gesicht seines früheren Schutzbefohlenen. »Dieb«, murmelte er schließlich; eine letzte Anklage, ein Grabspruch an einen Verräter, der nie ein richtiges Grab sehen würde.
    McCrea faltete das Bündel wieder zusammen, und Dixon nahm es an sich.
    »Seine Papiere auch«, sagte Dixon.
    Widerwillig hielt ihm McCrea Brieftasche und Pass des Mannes hin. Genau in dem Moment, in dem Dixon sie ihm aus der Hand nahm, ertönte der schrille Schrei wieder.
    Ein zweiter Ruf antwortete diesmal, näher, lauter; ein klagender Laut, der für sich genommen schon wie eine Strafe wirkte, als würde er das Gehör umgehen und direkt ins Gehirn eindringen.
    »Das ist verdammt noch mal kein Vogel«, sagte McCrea und stand auf.
    Dixon erwiderte nichts, aber insgeheim gab er ihm recht. Sie hatten diesen Ruf schon gehört, damals beim Tempel, kurz bevor alles zum Teufel ging. Er war nicht glücklich darüber, ihn ein weiteres Mal zu hören.
    Er steckte den Stofffetzen mit den Steinen darin in die Tasche und schloss den Griff fester um das Gewehr. Die Adern an seinen kräftigen Unterarmen traten hervor, und seine Augen huschten von einem Fleck zum anderen. Plötzlich bereitete ihm der Nebel Sorge, ebenso wie die Bäume, die die Sicht versperrten und ihm soeben selbst noch Deckung geboten hatten. Es war kein gutes Gelände, wenn man derjenige war, an den sich jemand heranschlich.
    »Wir sind zu lange geblieben«, murmelte McCrea neben ihm.
    Dixon beachtete ihn nicht. Er zog eine Machete aus der Scheide an seiner Hüfte, ging mit dem Gewehr in der einen Hand und der langen Klinge in der anderen voraus. Er stieß durch die Farnwedel und blieb dann stehen.
    Neben einer Spur aus dunklem Blut sah er neue Spuren auf dem Urwaldboden, lange, zweizackige Vertiefungen, als hätte jemand eine Stimmgabel in die Erde gestoßen und dann nach vorn gezogen. Sosehr er sich auch bemühte, Dixon fiel nichts ein, was einen solchen Abdruck hinterließ.
    Als er sich niederkauerte, um die Spur zu untersuchen, hallte der durchdringende Schrei wieder durch den Wald, raste wie eine Welle über sie hinweg.
    »Wir müssen hier raus«, sagte McCrea.
    »Still«, erwiderte Dixon und studierte die Spuren.
    »Mann, merkst du es denn nicht? Es passiert schon wieder.«
    »Halt die Klappe!«, befahl Dixon. Er bemühte sich um Konzentration. Weglaufen würde in den Tod führen, aber bleiben … Etwas stimmte nicht mit dieser Gegend, eine Erkenntnis, die er zu spät gewann: Menschen waren hier nicht die Jäger, sondern die Gejagten.
    Irgendwo weit vor ihm hörte Dixon Bewegung, leise wie der Flügelschlag einer Eule, aber auf Bodenniveau. Er setzte das Gewehr an die Schulter.
    »Dixon«, flehte McCrea.
    Das Geräusch kam auf sie zu, schneller jetzt, es raste durch den Wald, aber mit leichtem Tritt.
    »Dixon, bitte!«
    Dixon erhob sich, bereit zu feuern, aber das Geräusch wich nach links aus. Er fuhr herum, schoss und rief, während im selben Moment ein dunkler Schemen durch die Bäume brach. »McCrea!«
    Der Schuss hallte laut durch den Wald, ein feiner roter Sprühregen verteilte sich über die Blätter, aber da war nichts mehr, was er treffen konnte: kein Ziel, kein Feind, kein McCrea, nur die Farnwedel, die leise schwankten und von einem Film aus Menschenblut überzogen waren.
    Dixon starrte auf das Blut, das von den Blättern tropfte. »McCrea!«, rief er.
    Er lauschte nach Kampfgeräuschen, hörte aber keine. McCrea war nicht mehr, tot und verschwunden wie all die anderen. Nur dass es diesmal genau vor seiner Nase passiert war.
    Dixon begann zurückzuweichen. Er war gewiss keine ängstliche Natur, aber er spürte, wie sein Herz hämmerte und der Fluchtreflex immer stärker wurde. Er blickte in die eine Richtung, dann in eine andere. Er begann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher