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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch
Autoren: J.R. Ward
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hatte. Es schien nur gerecht. Der Versuch, ihn zu schützen, hatte sich in der Tat als zweifelhafte Tugend erwiesen.
    Dennoch war es furchtbar für sie, loszulassen. Besonders da kaum zu erwarten stand, dass ihre Tochter größere Liebe zu ihr empfände als ihr Sohn. Sie würde sie also beide verlieren.
    Während sie dort mit der Last ihrer Gedanken kämpfte, hatte sie den Impuls, nach draußen in den Hof zu gehen und sich von ihren Vögeln trösten zu lassen. Doch sie konnte auf keinen Beistand hoffen. Keine fröhlichen Rufe, um ihren Schmerz zu lindern.
    Und so verharrte die Jungfrau der Schrift in ihren Gemächern, schwebte auf einem endlosen Pfad durch die stille, reglose Luft der leeren Räume. Die Zeit verstrich, und das unendliche Wesen ihrer Nichtexistenz fühlte sich an wie ein Mantel aus Nadeln um ihre Schultern, eintausend kleine Stiche von Schmerz und Traurigkeit.
    Für sie war kein Entkommen, keine Erlösung in Sicht, kein Frieden, keine Freundlichkeit, kein Trost. Sie war, wie sie immer gewesen war: allein inmitten der Welt, die sie geschaffen hatte.

33
    Jane war früher ein- oder zweimal in Manny Manellos Wohnung gewesen. Aber nicht oft. Sie hatten sich immer nur im Krankenhaus gesehen.
    Mannomann, das war wirklich eine Junggesellenbude. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn hier noch mehr Sportausrüstung rumläge, ginge es als Fitnessstudio durch.
    Erinnerte sie irgendwie an die Höhle von Butch und V.
    Sie spazierte durch sein Wohnzimmer, sah sich DVDs und CDs und Zeitschriften an. Doch, er käme sicher prima mit Butch und V klar: Offensichtlich hatte er ein Sports Illustrated -Abo auf Lebenszeit, genau wie die beiden. Und er hob die alten Ausgaben auf, genau wie sie. Und er sprach kräftig dem Alkohol zu, wenn er auch ein Fan des guten alten Jack war, nicht von Goose oder Lagavulin.
    Beim Bücken konzentrierte sie ihre Energie, so dass sie eine der jüngsten Ausgaben der Sportzeitschrift aufheben konnte, wobei ihr auffiel, dass sie seit genau einem Tag ein
Geist war. Vor vierundzwanzig Stunden war sie zusammen mit der Jungfrau der Schrift in Vs Zimmer aufgetaucht.
    Die Dinge entwickelten sich gut. Sex war als Angehörige der Untoten genauso gut, wie er zu Lebzeiten gewesen war. V und sie waren sogar heute gegen Ende der Nacht in seinem Penthouse verabredet. Er wollte »getrimmt« werden, wie er es mit vor Erwartung glänzenden Augen ausgedrückt hatte – und sie war mehr als willens, ihrem Mann den Gefallen zu tun.
    Und wie sie das war.
    Jane legte die Zeitschrift wieder hin und wanderte noch ein bisschen herum, dann bezog sie Warteposition an einem der Fenster.
    Das würde schwer werden. Lebewohl sagen war schwer.
    Sie und V hatten besprochen, wie sie mit ihrem Abschied aus der menschlichen Welt umgehen sollte. Der Autounfall, den er inszeniert hatte, würde ihr Verschwinden ansatzweise erklären. Sicher, ihre Leiche würde nie gefunden werden, aber die Gegend, in der er den Audi deponiert hatte, war bewaldet und bergig. Es stand zu hoffen, dass die Polizei die Akte nach einer gründlichen Suche schließen würde. Gleichzeitig war es nicht so, als wären die Konsequenzen von Belang. Sie würde niemals zurückgehen. Also spielte es keine Rolle.
    Was ihren eigenen Kram betraf, war der einzige Gegenstand von Wert in ihrer Wohnung ein Foto von ihr und Hannah. Das hatte V für sie geholt. Der Rest von dem Zeug würde vermutlich von dem Anwalt, den sie vor zwei Jahren in ihrem Testament als Nachlassverwalter benannt hatte, verkauft werden. Den Erlös würde das St. Francis erhalten.
    Ihre Bücher würden ihr schmerzlich fehlen, aber V hatte versprochen, ihr neue zu besorgen. Und obwohl das nicht
ganz dasselbe war, vertraute sie darauf, dass sie mit der Zeit einen Bezug zu den neuen entwickeln würde.
    Manny war der einzige Punkt, den sie noch zu klären hatte.
    Da hörte sie, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür geöffnet wurde.
    Jane drückte sich in den Schatten, als Manny hereinkam, eine schwarze Sporttasche abstellte und sich auf den Weg in die Küche machte.
    Er sah erschöpft aus. Und tieftraurig.
    Ihr erster Impuls war, zu ihm zu gehen, aber sie wusste, es wäre vernünftiger, zu warten, bis er einschlief – weshalb sie auch so spät gekommen war, in der Hoffnung, er läge bereits im Bett. Doch ganz offenbar hatte er gearbeitet, bis er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    Als er in den Flur zurückkam, trug er ein Glas Wasser in der Hand. Er blieb kurz stehen, blickte
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