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Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Titel: Black Dagger 04 - Bruderkrieg
Autoren: J.R. Ward
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zuzuschlagen.
    »Danke, Fritz!«, schrie sie ihm noch über die Schulter zu.
    »Gern geschehen, Herrin!«, rief er zurück.
    Sie stürmte in die Eingangshalle und raste die Stufen der Freitreppe hoch. Oben angekommen, wirbelte sie um die Ecke. Ihre Handtasche schaukelte heftig hin und her und schlug gegen eine Lampe. Sie machte kehrt und stellte sie wieder gerade hin, bevor sie herunterfallen konnte.
    Laut lachend stieß sie die Tür zu ihrem Zimmer auf und –

    Blieb abrupt stehen.
    In der Mitte des Raumes kniete Rhage splitterfasernackt und in einer Art Trance auf einer schwarzen Tafel. Er trug weiße Bänder um die Handgelenke und den Hals geschlungen. Blut tropfte auf den Teppich, obwohl sie nicht erkennen konnte, wo es herkam.
    Sein Gesicht sah um Jahrzehnte gealtert aus, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte.
    »Rhage?«
    Langsam öffneten sich seine Augen. Sie waren trübe, ausdruckslos. Er blinzelte sie an und runzelte die Stirn.
    »Rhage? Rhage, was ist los?«
    Beim Klang ihrer Stimme schien er wieder zu sich zu kommen.
    »Was machst du denn –« Er stockte. Schüttelte den Kopf, als müsse er einen Schwindel abschütteln. »Was machst du hier?«
    »Ich bin geheilt! Es ist ein verdammtes Wunder!«
    Sie rannte zu ihm, doch er machte einen Satz zur Seite, hielt die Arme hoch und blickte sich panisch um. »Geh weg! Sie wird dich töten! Sie wird alles zurücknehmen! O Gott, geh bloß weg von mir!«
    Mary blieb wie angewurzelt stehen. »Wovon redest du da?«
    »Du hast das Geschenk angenommen, stimmt das?«
    »Woher weißt du … woher weißt du von diesem merkwürdigen Traum?«
    »Hast du das Geschenk angenommen?«
    Mann o Mann. Rhage war ja völlig weggetreten. Zitternd, nackt, aus den Schienbeinen blutend und kalkweiß im Gesicht.
    »Beruhige dich, Rhage.« Junge, so hatte sie sich dieses Gespräch aber überhaupt nicht vorgestellt. »Ich weiß nichts von einem Geschenk. Aber hör dir das an: Ich bin
eingeschlafen, während sie noch eine Kernspintomographie gemacht haben. Und plötzlich ist irgendetwas mit der Maschine passiert. Sie ist explodiert oder so was, schätze ich mal. Jedenfalls haben sie gesagt, dass es einen Lichtblitz gab. Und als sie mich wieder hoch in mein Zimmer gebracht hatten, haben sie mir noch mal Blut abgenommen – und alles war super. Meine Werte waren bestens! Ich bin geheilt! Niemand hat kapiert, was da geschehen ist. Als wäre die Leukämie einfach verschwunden, und meine Leber hätte sich selbst repariert. Sie nennen mich ein medizinisches Wunder!«
    Glück durchströmte sie. Bis Rhage ihre Hände ergriff und so fest drückte, dass es wehtat.
    »Du musst hier weg. Jetzt sofort. Du darfst mich nicht mehr sehen. Du musst gehen. Und komm nie mehr zurück. «
    »Wie bitte?«
    Er versuchte, sie aus dem Zimmer zu schieben, und als sie sich wehrte, zerrte er sie hinter sich her.
    »Was machst du da, Rhage? Ich will nicht –«
    »Du musst gehen!«
    »Krieger, du kannst jetzt aufhören.«
    Die trockene weibliche Stimme ließ sie beide erstarren. Mary blickte über die Schulter. Eine kleine, ganz in Schwarz gekleidete Gestalt stand in einer Ecke des Raumes. Unter dem fließenden Umhang schimmerte Licht hervor.
    »Mein Traum«, flüsterte Mary. »Sie sind die Frau aus meinem Traum.«
    Rhages Arme zerquetschten sie fast, als sie sich um Mary schlangen, dann schubste er sie von sich weg.
    »Ich bin nicht zu ihr gegangen, Jungfrau der Schrift. ich schwöre, ich habe nichts –«
    »Sei unbesorgt, Krieger. Ich weiß, dass du deinen Teil
der Abmachung eingehalten hast.« Die winzige Gestalt schwebte auf sie zu. Sie lief nicht, sie glitt einfach durch den Raum. »Und alles ist gut. Du hattest mir nur eine winzige Kleinigkeit verschwiegen, etwas, das ich nicht wusste, als ich mich ihr näherte.«
    »Was denn?«
    »Du hast mir nicht gesagt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann.«
    Rhage sah Mary an. »Das wusste ich nicht.«
    Mary nickte und schlang die Arme um sich. »Es stimmt. All die Behandlungen haben mich unfruchtbar gemacht. «
    Der schwarze Umhang raschelte. »Komm her, Frau. Ich werde dich jetzt berühren.«
    Wie im Traum trat Mary vor, als eine leuchtende Hand sich aus der Seide schob. Beim Aufeinandertreffen ihrer Handflächen entlud sich eine warme elektrische Spannung.
    Die Stimme der Frau war tief und kräftig. »Ich bedaure, dass dir deine Fähigkeit, Leben hervorzubringen, genommen wurde. Die Freude zu erschaffen, war mir stets der Mittelpunkt meiner Existenz, und es bereitet mir
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