Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Titel: Black Dagger 04 - Bruderkrieg
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
angeboten, doch das war nur mäßig amüsant: Die Betrunkenen wehrten sich meistens gar nicht und einen Bewusstlosen zu verprügeln machte ungefähr so viel Spaß, wie eine tote Kuh zu schlagen.
    Das einzig Gute war Jennifer gewesen. Sie hatte ihn vor der geistlosen Langeweile gerettet und dafür hatte er sie geliebt. Sie brachte Aufregung und Dramatik in die öde Landschaft seines Daseins. Und wenn er mal wieder einen seiner Wutanfälle bekam, dann schlug sie sofort zurück, obwohl sie kleiner war als er und leichter anfing zu bluten. Er hatte nie herausgefunden, ob sie ihre Boxhiebe verteilte, weil sie nicht kapierte, dass er am Ende doch gewinnen würde; oder weil sie so daran gewöhnt war, von ihrem Vater geschlagen zu werden, dass sie es als normal empfand, Prügel zu kassieren. Ob nun Dummheit oder Gewohnheit, er nahm alles, was sie ihm geben konnte, und dann prügelte er sie windelweich. Sie hinterher, wenn die Wut verraucht war, zu pflegen, gehörte zu den zärtlichsten Augenblicken seines Lebens.
    Aber wie alle guten Dinge hatte auch dieses ein Ende gefunden. Gott, wie er sie vermisste. Sie war die Einzige gewesen, die verstand, dass Liebe und Hass in seinem Herzen Seite an Seite wohnten, die Einzige, die mit beidem gleichzeitig hatte umgehen können. Wenn er an ihr langes, dunkles Haar und ihren schlanken Körper dachte, vermisste
er sie so stark, dass er sie beinahe neben sich spüren konnte.
    Als er nach Caldwell hinein fuhr, dachte er an die Prostituierte, die er sich neulich geleistet hatte. Am Ende hatte er von ihr doch bekommen, was er brauchte. Aber sie hatte es das Leben gekostet. Und während er jetzt die Straße entlangfuhr, hielt er Ausschau nach Nachschub. Leider waren in der horizontalen Branche Brünette schwerer zu bekommen als Blonde. Vielleicht sollte er sich eine Perücke zulegen und die Huren zwingen, sie zu tragen.
    O dachte an all die Leute, die er auf dem Gewissen hatte. Den ersten Menschen hatte er in Notwehr getötet. Der zweite war ein Versehen gewesen. Den dritten hatte er kaltblütig umgelegt. Als er dann auf der Flucht vor dem Gesetz an der Ostküste angekommen war, wusste er schon das ein oder andere über den Tod.
    Damals, kurz nach dem Verlust Jennifers, hatte sich der Schmerz in seiner Brust wie ein lebendiges Wesen angefühlt, wie ein tollwütiger Hund, der ihn von innen auffressen würde. Sich der Gesellschaft der Lesser anzuschließen, war für ihn wie ein Wunder gewesen. Es bewahrte ihn vor der quälenden Einsamkeit, gab ihm eine Daseinsberechtigung und ein Ziel und ein Ventil für den Schmerz.
    Jetzt aber waren all diese Vorteile plötzlich verschwunden, und er fühlte sich leer. Genau wie vor fünf Jahren in Sioux City, direkt bevor er Jennifer getroffen hatte.
    Na ja, also fast, dachte er, als er auf den Parkplatz der Gerätevermietung einbog.
    Damals war er noch am Leben gewesen.
     
    »Bist du noch in der Wanne?«
    Mary lachte und hielt sich das Telefon ans andere Ohr. Sie vergrub sich noch tiefer in die Kissen. Es war schon nach vier Uhr.

    »Nein, Rhage.«
    Sie konnte sich nicht erinnern, je einen luxuriöseren Tag verbracht zu haben. Ausschlafen. Essen aufs Zimmer geliefert bekommen, inklusive Büchern und Zeitschriften. Der Whirlpool.
    Es war wie ein Aufenthalt in einem Wellness-Hotel, allerdings in einem, in dem ständig das Telefon klingelte. Sie wusste schon nicht mehr, wie oft er angerufen hatte.
    »Hat Fritz dir gebracht, was ich ihm aufgetragen habe?«
    »Woher hatte er mitten im Oktober die frischen Erdbeeren? «
    »Er findet Mittel und Wege.«
    »Und die Blumen sind wunderschön.« Sie beäugte den riesigen Strauß aus Rosen, Fingerhut, Rittersporn und Tulpen. Frühling und Sommer in einer Vase vereint. »Vielen Dank.«
    »Schön, dass sie dir gefallen. Ich wünschte, ich hätte sie selbst besorgen können. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, nur die allervollkommensten für dich auszusuchen. Sie sollten bunt sein und gut riechen.«
    »Tagesziel erreicht.«
    Männliche Stimmen ertönten im Hintergrund. Rhages Stimme senkte sich. »Hey, Bulle, kann ich mal in dein Zimmer gehen? Ich brauche ein bisschen Privatsphäre.«
    Die Antwort war unverständlich, dann hörte sie eine Tür ins Schloss fallen.
    »Hi«, hörte sie Rhages jetzt rauchige Stimme. »Liegst du im Bett?«
    Ihr Körper regte sich und wurde warm. »Ja.«
    »Ich vermisse dich.«
    Sie öffnete den Mund. Es kam nichts heraus.
    »Bist du noch dran, Mary?« Als sie seufzte, sagte er: »Das klingt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher