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Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Titel: Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)
Autoren: Meinhard von Gerkan
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Entwurfs bestand darin, dass die Besucher von diesem großen, hoch gelegenen Ausstellungsgeschoss Blickkontakt sowohl zum Tian’anmen-Platz als auch zur Verbotenen Stadt und zu den anderen an diesem Ort versammelten wichtigsten Repräsentativbauten Chinas aufnehmen konnten.
    Zunächst verlief der Planungsprozess relativ einvernehmlich mit unseren staatlichen Betreuern. Je mehr allerdings der Entwurf sich konkretisierte, desto lauter machten sich Stimmen bemerkbar, die unsere Konzeption zu neuzeitlich fanden. Das von uns geplante Gebäude beeinträchtige den Gleichklang und die Harmonie des historischen Gebäude-Ensembles um den Tian’anmen-Platz, insbesondere störe die Ausbildung des Daches. Aus dieser Kritik entspann sich ein langer, komplizierter und vielstimmiger Dialog   –   mit dem Ergebnis, dass man uns zunächst von der weiteren Bearbeitung des Projektes suspendierte, es sei denn, wir wären bereit, auf kritische Anmerkungen von chinesischer Seite Rücksicht zu nehmen und uns darum zu bemühen, dass vorallem der Gleichklang der Dachattiken gewahrt bleibe, die eine lange chinesische Tradition aufwiesen und zu den prägnantesten architektonischen Elementen Chinas gehören.

    Entwurf des Nationalmuseums in Peking, China, 2004

    Realisierung nach interkulturellem Dialog im Jahre 2010
    Daraus ergab sich nach langen Diskussionen innerhalb unseres Büros eine Reihe modifizierter Entwürfe, die zu guter Letzt auf das Ausstellungsgeschoss im Dach verzichteten und sich äußerlich, speziell in der Ausbildung der Dachattika mit zurückgestaffelten Auskragungen, an die anderen Bauten anpassten. Dafür durften wir das Innere des Museums in einer sehr zeitgemäßen, strengen, geradlinigen und vor allem großzügigen und lichtdurchfluteten Raumfolge gestalten. Das mittlerweile eröffnete Museum ist das Produkt eines gelungenen Kompromisses aus Alt und Neu, aus traditioneller chinesischer und moderner internationaler Architektur, wobei die letztgenannte sich der heimischen Kultur harmonisch unterordnete.

2. Das Nationalparlament der Sozialistischen Republik Vietnam in Hanoi
    Im Jahre 2007 gewannen wir den internationalen Wettbewerb für den Neubau des Parlaments der Sozialistischen Republik Vietnam mit Standort in Hanoi. Wir wurden ebenfalls mit der Entwurfsplanung und der Realisierung dieses Bauvorhabens beauftragt.
    Die Entscheidung der Jury für uns war einstimmig, obgleich unser Entwurf jedwede historisierende Anmutung vermied,der heimischen Baukultur keinen Tribut zollte, sofern diese überhaupt noch präsent war, und auch in keiner Weise irgendwelche symbolisch-repräsentativen Elemente enthielt.
    Unmittelbarer Bauherr für uns war das Bauministerium des Landes und zuständig der Vize-Bauminister, der sich intensiv mit der Form und vor allem der Organisation und Funktion des Entwurfs auseinandersetzte. Nach geraumer Zeit wurde seine Person durch einen anderen Vize-Bauminister abgelöst, der selbst Architektur studiert hatte, vermutlich aber kaum etwas realisieren durfte. Dieser Vize-Bauminister war keineswegs mit unserer Architekturauffassung einverstanden und forderte uns auf, dem Gebäude einen typisch vietnamesisch geprägten Ausdruck zu verleihen. Unsere Einwände, dass es für ein so großes Gebäude mit so vielen Geschossen, mit derart vielen einzelnen Büro- und Besprechungsräumen und einem großen Plenarsaal für 650 Abgeordnete auch nicht annähernd ein Beispiel in der Historie Vietnams gebe, entgegnete er, das interessiere ihn nicht, man müsse dann eben die Interpretation der vietnamesischen Kultur neu erarbeiten und dürfe nicht einfach »modern« bauen. Er unterstrich seine Ausführungen mit großen und weit ausladenden Filzschreiberstrichen, skizzierte Fassaden fragwürdigster Art und meinte, wir müssten das jetzt nur mal etwas genauer aufzeichnen und dann wäre es doch in etwa das, was er erwarten dürfte. Es ergaben sich daraus ein immer weiter fortschreitender Dialog mit unterschiedlichen Standpunkten und eine gewisse Verweigerungshaltung unsererseits, die wir nicht irgendein Klischee vietnamesischer Kultur bedienen wollten, wie es in Kitschprodukten entlang den vietnamesischen Straßen massenhaft verbreitet wird. Wir widersetzten uns den Zumutungen des Vize-Bauministers bis an die Grenze des Vertragsbruchs.
    Entwurf des Nationalparlaments in Hanoi, Vietnam, 2007
    Überarbeiteter Entwurf des Nationalparlaments in Hanoi, Vietnam; in Realisierung.
    Das Schicksal wollte es, dass in etwa gleicher
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